IS-Terroristen wollten Christen töten
Beim Anschlag auf eine Silvesterfeier in einem Nachtclub in Istanbul haben die Terroristen des Islamischen Staates ganz bewusst auf Christen gezielt. Das geht aus dem Bekennerschreiben hervor. Unter den 39 Opfern der Terror-Tat sind 29 Ausländer, darunter mindestens ein Deutscher. Vom Täter fehlt weiterhin jede Spur.
Istanbul

IS-Terroristen wollten Christen töten

Beim Anschlag auf eine Silvesterfeier in einem Nachtclub in Istanbul haben die Terroristen des Islamischen Staates ganz bewusst auf Christen gezielt. Das geht aus dem Bekennerschreiben hervor. Unter den 39 Opfern der Terror-Tat sind 29 Ausländer, darunter mindestens ein Deutscher. Vom Täter fehlt weiterhin jede Spur.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat die Verantwortung für den verheerenden Angriff auf eine Silvesterfeier in einem Nachtclub in Istanbul übernommen. Ein „Soldat des Kalifats“ sei für die Tat in der türkischen Millionenmetropole verantwortlich, hieß es in einer heute im Internet verbreiteten Erklärung des IS. Der IS hat in Teilen des Iraks und Syriens ein Kalifat ausgerufen. Die Echtheit des Bekennerschreibens ließ sich zunächst nicht überprüfen.

Unter den 39 Todesopfern befindet sich auch ein Deutscher aus Landsberg.

Bei dem Terrorangriff auf eine Silvesterparty in dem bekannten Club Reina waren 39 Menschen getötet worden, darunter mindestens 26 Ausländer. Die meisten der getöteten Ausländer stammten aus arabischen Ländern. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, 69 Menschen seien zudem verletzt worden, auch unter ihnen seien mehrere Ausländer. Bei den Toten handelt es sich um 25 Männer und 14 Frauen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Elf der identifizierten Todesopfer waren demnach türkische Staatsangehörige, ein weiterer habe zusätzlich die belgische Staatsangehörigkeit gehabt. Alle anderen waren demnach Ausländer verschiedener Nationalitäten. Als Herkunftsländer nannte Anadolu Saudi-Arabien (7), Libanon und den Irak (je 3), Tunesien, Marokko, Indien, Jordanien (je 2), Kuwait, Kanada, Israel, Syrien und Russland (je 1).

Auch ein Deutscher ist unter den Todesopfern. Dies bestätigte das Polizeipräsidium Oberbayern Nord auf Anfrage. Der 25-Jährige stammt demnach aus dem Landkreis Landsberg. Mehrere Medien hatten zuvor davon berichtet. Dass weitere Personen aus Landsberg in dem Club getötet wurden, wie Medien unter Berufung auf Informationen aus Sozialen Netzwerken berichteten, konnte die Polizei nicht bestätigen.

IS will Terror gegen Christen

Mindestens ein bewaffneter Angreifer war kurz nach Anbruch des neuen Jahres in den exklusiven Club am Bosporus-Ufer eingedrungen und hatte wahllos das Feuer auf Hunderte Feiernde eröffnet. Von dem Täter fehlt weiterhin jede Spur. Ministerpräsident Binali Yildirim verwies lediglich auf eine intensive und koordinierte Fahndung der Sicherheitsbehörden. Sie arbeiteten mit Hochdruck daran, die Identität des Täters festzustellen. Es könne sein, dass der Angreifer seine Waffe im Club gelassen und sich im Tumult unter die Flüchtenden gemischt habe. Die Tatsache, dass der Angriff einem mondänen Club galt, in dem auch Ausländer verkehren, hatten Beobachter in der Türkei schon früh als Hinweis auf einen islamistischen Hintergrund gewertet.

In Fortsetzung der gesegneten Operationen des Islamischen Staates gegen die Beschützerin des Kreuzes, die Türkei, hat einer der heldenhaften Soldaten des Kalifats gegen den berühmten Nachtclub zugeschlagen, wo die Nazarener (Christen) ihr polytheistisches Fest feiern.

IS-Bekennerschreiben

In dem Bekennerschreiben heißt es nun: „In Fortsetzung der gesegneten Operationen des Islamischen Staates gegen die Beschützerin des Kreuzes, die Türkei, hat einer der heldenhaften Soldaten des Kalifats gegen den berühmten Nachtclub zugeschlagen, wo die Nazarener (Christen) ihr polytheistisches Fest feiern. Er hat sie mit Handgranaten und seiner automatischen Waffe angegriffen und ihre Feiern in Trauer umgewandelt.“ Der Angreifer hatte das Feuer mit einer automatischen Waffe eröffnet. Von einem Einsatz von Handgranaten bei dem Angriff ist von offizieller Seite bislang nichts bekannt.

Anschlagsserie gegen die Türkei

Nach dem türkischen Einmarsch im August in Syrien hatte der IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi im November zu Anschlägen in der Türkei aufgerufen. Türkische Truppen liefern sich in der nordsyrischen Region um die Stadt Al-Bab seit einiger Zeit heftige und verlustreiche Gefechte mit IS-Kämpfern. Der IS beherrscht Al-Bab. Die Zeitung Hürriyet berichtete am Montag unter Berufung auf Geheimdienstinformationen, es gebe Hinweise darauf, dass der Angriff auf den Club von derselben IS-Zelle ausgeführt worden sei wie der Anschlag auf den Istanbuler Atatürk-Flughafen. Bei dem Angriff auf den größten Flughafen des Landes hatten sich im Juni Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Sie rissen 45 Menschen mit in den Tod. Die türkische Regierung machte den IS dafür verantwortlich, der sich nicht dazu bekannte.

Anschlag auf den Atatürk-Flughafen im Juni, Autobombe in der Kurdenmetropole Diyarbakir im November

Dem IS wurden seit Sommer 2015 mehrere Anschläge in der Türkei zur Last gelegt. Die Terrormiliz hat vor dem Angriff in der Silvesternacht aber nur ein einziges Mal die Verantwortung für einen Anschlag in der Türkei übernommen. Dabei handelte es sich um einen Autobombenanschlag in der südosttürkischen Kurdenmetropole Diyarbakir im November, bei dem elf Menschen getötet worden waren. Allerdings hatte auch die TAK – eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK – die Tat für sich reklamiert. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan kündigte nach dem Anschlag in der Silvesternacht an, weiter entschlossen gegen den Terrorismus zu kämpfen. Die Türkei werde alles tun, um „die Sicherheit und den Frieden ihrer Bürger zu gewährleisten“. International wurde die Bluttat scharf verurteilt. Bereits 2016 hatte die Türkei eine ganze Reihe verheerender Anschläge erlebt. (dpa/BK/H.M.)