Der Tod des kommunistischen Diktators Fidel Castro wird auch im Hausblatt Granma gemeldet. (Bild: imago images / ZUMA Press)
Kuba

Fidel Castro ist tot

Kubas Ex-Präsident Fidel Castro ist am Freitagabend im Alter von 90 Jahren gestorben. Das sagte sein Bruder und Staatspräsident Raúl Castro im staatlichen Fernsehen. Der ewige Kommunist wurde gerade von deutschen Linken verehrt, obwohl er ein gnadenloser Diktator und Massenmörder war.

Die Leiche des Revolutionsführers solle verbrannt werden. Das sei der Wunsch seines Bruders gewesen, so Raul Castro. „Liebes kubanisches Volk. Mit tiefer Trauer informiere ich unser Volk und unsere Freunde in Amerika und aller Welt, dass heute – am 25. November 2016 – um 22:29 Uhr am Abend der Kommandeur der kubanischen Revolution, Fidel Castro Ruz, gestorben ist“, sagt der kubanische Präsident am Freitagabend.

Ich bin Marxist-Leninist und werde es bis zum letzten Tag meines Lebens bleiben.

Fidel Castro, am 1. Dezember 1961

Bereits im Juli 2006 musste Fidel Castro nach einer schweren Darmerkrankung die Macht zunächst provisorisch  an seinen fünf Jahre jüngeren Bruder Raúl abgeben. Bereits damals sei er am Rande des Todes gewesen, räumte er später ein. Mit der Neukonstituierung des Staatsrats 2008 übernahm Raúl dauerhaft die Führung des Landes. Fidel Castro regierte Kuba 47 Jahre lang. Er trotzte in der Zeit zehn US-Präsidenten und überlebte angeblich mehr als 600 Mordanschläge sowie eine US-gestützte Invasion von Exilkubanern in der „Schweinebucht“. Auch nach seinem krankheitsbedingten Rückzug bestimmte er als graue Eminenz im Hintergrund die Geschicke der sozialistischen Karibikinsel mit.

Der Aufstieg Castros

Geboren wurde Castro am 13. August 1926 in Biran im Osten Kubas. Schon als Kind empfand er die sozialen Verhältnisse auf der Insel als zutiefst ungerecht. Als junger Rechtsanwalt nahm er den Kampf gegen den Diktator Fulgencio Batista auf. Nach dem gescheiterten Überfall auf die Moncada-Kaserne 1953 und einigen Jahren im Exil landete er Ende 1956 mit rund 80 Mitkämpfern auf Kuba und begann einen langen Guerilla-Kampf. Im Januar 1959 zogen seine Truppen schließlich siegreich in Havanna ein.

Mit einer Landreform und der Verstaatlichung von Unternehmen machte sich Castro schnell die USA zum Feind, die die Insel mit einem Handelsembargo belegten. Hilfe fand Kuba bei der Sowjetunion, von der die Insel immer abhängiger wurde. Die letztlich gescheiterte Stationierung sowjetischer Atomraketen brachte die Welt an den Rande eines Atomkrieges. Die jahrelange Planwirtschaft ruinierte jedoch wie in allen sozialistischen Staaten zunehmend die Wirtschaft des Landes.

Der Zusammenbruch

Der Zusammenbruch des Ostblocks stürzte Kuba nach 1990 in eine noch schwerere Wirtschaftskrise, die das kommunistische System aber allen Unkenrufen zum Trotz überlebte. Der Not gehorchend rangen sich Fidel und sein Bruder Raúl Castro zu begrenzten marktwirtschaftlichen Reformen durch.

Egal wer fällt oder wer stirbt: Die kubanische Revolution wird nicht verschwinden.

Fidel Castro, am 1. September 1997

Mit seiner Unbeugsamkeit gegenüber dem ungeliebten großen Bruder aus Washington fand Castro aber in Latein- und Südamerika auch über das linke Lager hinaus Unterstützung. Die historische Aussöhnung zwischen Kuba und den USA, die in der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen 2015 und dem Besuch von Präsident Barack Obama in Havanna im März 2016 gipfelte, verfolgte Fidel Castro mit, verwahrte sich jedoch gegen zu große Nähe: „Wir haben es nicht nötig, dass das Imperium uns was schenkt“, so Castro.

Licht und sehr viel Schatten

Die kubanische Revolution spaltete die Welt in Anhänger und Gegner. Erstere priesen das Gesundheits- und Bildungswesen als vorbildlich, das gerade im Vergleich zu den anderen Staaten von Mittel- und Südamerika tatsächlich heraussticht – und das trotz des US-Embargos auch für wichtige Medikamente. Allerdings konnten sich viele Kubaner Medikamente nicht leisten und Gegner des Regimes mussten ohnehin darben. Immerhin war die Alphabetisierung in Kuba deutlich höher als in allen anderen Staaten Süd- und Mittelamerikas. Aber natürlich war die Bildung einseitig auf sozialistische Propaganda ausgelegt, die das System stützen und schon Kinder indoktrinieren sollte.

Fidel Castro war ein Diktator, der sein Volk 50 Jahre unterdrückte. Es ist seltsam, heute all diese Würdigungen zu hören.

Cecilia Malström, schwedische EU-Handelskommissarin

Die internationale Linke hat jedenfalls eine Ikone verloren. Venezuelas sozialistischer Regierungschef Nicolás Maduro schrieb auf Twitter: „Fidel hat sich auf den Weg in die Unsterblichkeit jener gemacht, die ihr ganzen Leben kämpfen. Immer bis zum Sieg.“ Eine Entgleisung der besonderen Art lieferte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der Castros Tod auf Twitter so bedauerte: „Mit dem Tod Fidel Castros verliert die Welt einen Menschen, der für viele ein Held war.“ Auch in einer Pressemitteilung verliert der Luxemburger kein Wort zu den Menschenrechtsverstößen des Castro-Regimes. „Sein Erbe wird die Geschichte beurteilen“, so ein weiterer inhaltsloser Satz darin. Auch die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini gab sich seltsam traurig: „Fidel Castro war ein entschlossener Mann und eine historische Gestalt. Er stirbt in Zeiten großer Herausforderungen und Unsicherheiten.“ Immerhin: Die schwedische EU-Handelskommissarin Cecilia Malström twitterte: „Fidel Castro war ein Diktator, der sein Volk 50 Jahre unterdrückte. Es ist seltsam, heute all diese Würdigungen zu hören.“

In einem unterdrückten Land finden selbst die Toten keine Ruhe.

Fidel Castro, 1958, in bemerkenswerter Selbsterkenntnis

Seine Gegner sahen in Castro vor allem den Tyrann, der politische Gegner gnadenlos verfolgte, von Rechtsstaat und Demokratie nichts wissen wollte. Er wurde genau zu dem, was er am Anfang bekämpft hatte: ein ruchloser und brutaler Diktator. Zusammen mit dem ebenfalls unnötig glorifizierten Ernesto Che Guevara richtete Castro in Kuba Konzentrations- und Zwangsarbeitslager ein, in denen tausende Menschen dahinvegetierten, gefoltert wurden und starben – keineswegs alle waren Schergen Batistas. Später wurden dort auch politische Dissidenten, Christen, Juden oder Homosexuelle eingekerkert. Insgesamt wurden bis heute mehrere zehntausend politische Gegner und „Unerwünschte“ in Kuba im Laufe der Jahre inhaftiert, verprügelt, gefoltert, diskriminiert und ermordet beziehungsweise „hingerichtet“. Castro und Guevara richteten mit ihrer Planwirtschaft zudem eine Katastrophe an, in deren Folge tausende Kubaner hungerten und verhungerten, weil sich die Getreideproduktion halbierte. Tausende Afrikaner und kubanische Soldaten starben bei diversen Unterstützungsaktionen Fidels für kommunistische Regime in Angola, Guinea-Bissau und anderen Ländern. Der als „Máximo Líder“ (Größter Führer) oder „Comandante en Jefe“ (Oberkommandierender) bezeichnete Castro unterhielt nach Aussagen eines ehemaligen Leibwächters obendrein einen ganz und gar nicht sozialistischen Lebensstil mit Luxus-Gegenständen wie einer eigenen Yacht und einem eigenen Basketballplatz.

Exilkubaner feiern

In Little Havanna in Miami feierten die Exil-Kubaner den Tod des ihnen verhassten Revolutionsführers. Sie schwenkten kubanische Flaggen, skandierten: „Er ist gestorben, er ist gestorben“ und fuhren in hupenden Autokorsos durch die Straßen, wie auf einem Video der US-Zeitung Miami Herald zu sehen ist. „Nun ist Raul dran“, gab man sich erwartungsfroh.

Auch in Havanna gibt es viele Leute, die sich über den Tod des Revolutionsführers freuen. „Gut, dass er tot ist. Jetzt fehlt nur noch der Bruder“, sagt Jorge Gonzalez der dpa. Der 22-Jährige sagte, er müsse sich prostituieren, um über die Runden zu kommen. „Was wir brauchen, sind Jobs.“

Ob sich in Kuba allerdings nun etwas Entscheidendes verändert, kann angesichts des nach wie vor herrschenden Raul Castro bezweifelt werden.

(dpa/avd)