„Niemand kennt das wahre Ausmaß der sexuellen Ausbeutung von Kindern in Rotherham über Jahre hinweg. Unsere konservative Schätzung ist, dass über den gesamten Untersuchungszeitraum ungefähr 1400 Kinder sexuell ausgebeutet wurden.“ Das sind die schockierenden ersten Sätze der 153-seitigen „Unabhängigen Untersuchung über sexuelle Ausbeutung von Kindern in Rotherham 1997-2013, den jetzt die Sozialexpertin und Gastprofessorin Alexis Jay einer entsetzten britischen Öffentlichkeit präsentiert hat. Und dann wird es von Seite zu Seite nur schlimmer.
Stadtväter, Behörden und Polizei unternahmen nichts – aus Angst als Rassisten diffamiert zu werden
Kaum zu glauben: Stadtväter und Polizeiführung waren schon früh über das Treiben der Kindersex-Gangs in Rotherham im Bilde. Eltern versorgten die Polizei mit präzisen Hinweisen, Schulen alarmierten die Behörden, dass elf-, zwölf-, dreizehnjährige Kinder vor der Schule von Taxis und fremden Autos abgeholt und „zu großen Zahlen unbekannter Männer in Rotherham und außerhalb gebracht werden“. 2002, 2003 und 2006 wurden der Stadtregierung aus dem Innenministerium und von einer Drogen-Expertin der Polizei von Süd-Yorkshire Berichte über die Kindersex-Situation in ihrer Stadt vorgelegt. Problem: Die meisten Opfer waren „weiße britische Kinder“, so Jay, und die Täter kamen fast ausschließlich aus der 8000 Personen großen pakistanisch-stämmigen Bevölkerung der etwa 250.000 Einwohner großen Stadt. Stadtväter, Behörden und Polizei unternahmen jahrelang nichts, aus Angst, als Rassisten diffamiert zu werden. Beunruhigend: Einem hohen städtischen Beamten zufolge verhinderten „einige einflussreiche Stadträte pakistanischer Abstammung“, dass auf politischer Ebene etwas geschah.
Erst 2010 erhielten fünf pakistanischstämmige Täter in Rotherham hohe Haftstrafen, weil sie Dutzende Kinder sexuell versklavt hatten. Die Polizei wurde damals für ihre Arbeit sogar gelobt. Doch 2012 deckte Andrew Norfolk, ein Journalist der Londoner Tageszeitung The Times, auf, dass in Rotherham seit 1996 eine Vielzahl von Hinweisen und Berichten auf die massenhafte sexuelle Ausbeutung von Kindern unterdrückt und ignoriert worden seien. Wohl nicht zuletzt daraufhin gab die Stadt Ende 2013 den Jay-Bericht in Auftrag. Wenn sie sich davon Entlastung erhofft hat, ist sie enttäuscht worden: Auch Jay wirft jetzt der politischen und beamteten Führung der Stadt „zwölf Jahre langes eklatantes Versagen“ und Vertuschung vor.
Jays Untersuchungsteam hat von knapp 1000 Fällen sexueller Ausbeutung 66 Opfer-Akten genau studiert. Die entsetzliche Misshandlung, die Opfer im Alter von elf bis 15 Jahren erleiden mussten, seien kaum zu beschreiben, so Jay: „Sie wurden von einer großen Zahl von Tätern vergewaltigt, als Handelsware in andere Städte Nordenglands verschleppt, entführt, geschlagen und eingeschüchtert. Es gab Beispiele von Kindern, die mit Benzin übergossen wurden und denen man dann drohte, sie anzuzünden, sie wurden mit Schusswaffen bedroht oder mussten brutale Vergewaltigungen anschauen, mit der Drohung, wenn sie etwas erzählten, seien sie die nächsten. Mädchen, nicht älter als elf Jahre, wurden von großen Zahlen von Tätern vergewaltigt, von einem nach dem anderen.“
Gruppenvergewaltigung war in Rotherham ganz normaler Teil des Erwachsenwerdens
Die Taten liefen immer nach dem gleichen Muster ab: Junge Pakistaner machten sich an sehr junge weiße Mädchen heran, die oft aus schwierigen Familienverhältnissen oder gar Heimen kamen, befreundeten sich mit ihnen und machten sie dann mit älteren Männern bekannt. Die machten die Kinder dann mit Geschenken, Alkohol und Drogen gefügig, vergewaltigten sie und zwangen die Mädchen in Sexsklaverei und Prostitution. Ein Mädchen erklärte Jays Untersuchungsteam, „in ihrem Viertel von Rotherham sei Gruppenvergewaltigung ganz normaler Teil des Erwachsenwerdens“.
„Ein verbindender Faden für Fälle von sexueller Ausbeutung von Kindern überall in England ist die prominente Rolle von Taxifahrern“, schreibt Jay. Was sie nicht erwähnt, vielleicht weil es für britische Leser banal ist: Das Taxi-Gewerbe ist in England fest in pakistanisch-stämmiger Hand. In Rotherham meiden junge Frauen und Männer darum Taxis. Eltern verbieten ihren Kindern Taxifahrten.
Die Polizei in Rotherham hat nicht nur jahrelang weggeschaut, sondern sich immer wieder regelrecht geweigert einzugreifen. Zwei Mal wurden Väter verhaftet, die ihre Kinder aus den Häusern der Sex-Gangster befreien wollten. Ein 12-jähriges Mädchen, das „zusammen mit einer Zahl erwachsener Männer“ in einem verfallen Haus aufgegriffen wurde, wurde wegen Trunkenheit und ungebührlichen Verhaltens verhaftet. Ihre Peiniger blieben unbelangt. Sogar im Fall von 11-jährigen vergewaltigten Kindern unterstellten Polizisten „einvernehmlichen Geschlechtsverkehr“, so Jay erschüttert.
Als sich im Jahr 2001 einmal ein 15-jähriges Mädchen den Gangstern entziehen wollte, wurden ihrem Bruder beide Beine gebrochen. Eine Sozialarbeiterin überredete sie trotzdem, zur Polizei zu gehen. Während das Mädchen auf der Polizeiwache saß, erhielt es plötzlich vom Haupttäter eine SMS: „Deine (elfjährige, A.d.V.) Schwester ist bei mir – deine Entscheidung.“ Dass Kind hat sich aus dem Sozialarbeitsprojekt zurückgezogen mit den Worten: „Ihr könnt mich nicht beschützen“. Der Fall werfe die Frage auf, so Jay, woher der Täter wissen konnte, wo sich die junge Frau gerade befand und was sie im Begriff war zu tun. Wer weiß, dass in ganz England Frauenhäuser mit pakistanischen Schützlingen Polizeistationen meiden, wenn sich dort pakistanisch-stämmige Beamte befinden, der ahnt, welch schlimmen Verdacht Jay hier andeutet.
Zuhälterei mit weißen Mädchen kann für Täter aus ethnischen Minderheiten eine Art Rache an den Weißen sein
Mit dem Jay-Bericht ist die Sache noch lange nicht erledigt. In Rotherham werden derzeit 32 weitere Fälle sexueller Ausbeutung von Kindern untersucht. 15 mutmaßliche Täter sind dem Haftrichter vorgeführt worden. Aber ganz Nordengland, wenn nicht das ganze Land, sind betroffen. Zwischen 1997 und 2012 ging es in 18 Gerichtsverfahren um massenhafte sexuelle Ausbeutung von Kindern in Derby, Leeds, Blackpool, Blackburn, Rotherham, Sheffield, Rochdale, Oldham oder Birmingham, berichtete 2012 die Tageszeitung The Independent.
Vergangenes Jahr erregte das Gerichtsverfahren gegen eine Oxforder Kindersex-Zuhälterbande landesweites Aufsehen. Wieder waren alle Täter pakistanischer und in einem Fall nordafrikanischer Herkunft, so die linke Londoner Zeitung The Guardian. „Schulmädchen in Lancashire und Yorkshire fallen düsteren Zuhältergangs zum Opfer“, schrieb im September 2007 die Journalistin Julie Bindel in einem langen Artikel in der Sunday Times – einer der ersten ausführlichen Berichte über die pakistanischen Kindersex-Zuhälterbanden, ihre sehr gezielten Methoden und schier uferlose Brutalität und über die jahrelange bewusste Untätigkeit der Polizei. Auch Bindel wies auf das „identifizierbare rassische Element“ der vielen Gerichtsfälle hin: „Die Gangs waren asiatisch (also pakistanischer Herkunft, A.d.V). Zuhälterei mit weißen Mädchen könne für Täter aus ethnischen Minderheiten auch „eine Art Rache an den Weißen“ sein, schrieb Bindel und berichtet von einem muslimischen Täter, der genau das ganz offen ausgesprochen hatte.
Die Verurteilungen repräsentierten nur „den kleinen Teil einer Flutwelle“ solcher Taten vielerorts in den Midlands und in Nordengland, zitiert The Daily Telegraph im Januar 2011 „Polizeiquellen“. Bindels Times-Kollege Andrew Norfolk zitierte 2012 Polizeierkenntnisse, nach denen allein in der Grafschaft Süd-Yorkshire „jedes Jahr Tausende solcher Verbrechen begangen werden“. Die in Leeds ansässige Hilfsorganisation „Koalition für die Beseitigung der Zuhälterei“ (CROP) sprach im gleichen Jahr von 10 000 sexuell ausgebeuteten Kindern im Vereinigten Königreich (The Independent). In England und Wales ermittelten 27 Polizei-Einheiten gegen 54 Kindersex-Zuhälterbanden, so im vergangenen Jahr der TV-Kanal BBC News.
Ex-Innenminister Jack Straw: „Wir haben hier ein spezifisches Problem mit Männern pakistanischer Herkunft“
Dass es in allen Fällen fast ausschließlich um pakistanisch-stämmige, muslimische Täter ging, war lange Zeit ein Tabu. 2004 etwa wurde eine Fernseh-Dokumentation des Senders Channel 4, die gefährdete Kinder über die pakistanischen Zuhälterbanden aufklären sollte, auf Verlangen des Polizeipräsidenten von West-Yorkshire abgesetzt – um „eine schon brenzlige rassische Situation“ nicht weiter anzuheizen, so The Daily Telegraph. Im nordwestenglischen Blackburn musste sich 2005 die Mutter eines Opfers von einem Polizisten anhören: „Ich will doch keinen Rassenkrawall auslösen, weil ich pakistanische Männer wegen Sexualstraftaten verhafte“ (The Sunday Times).
Aber allmählich gerät nicht nur die Herkunft der Täter, sondern auch ihr kultureller und religiöser Hintergrund in den Blick. Im Januar 2011 erregte der ehemalige Labour-Innenminister Jack Straw Aufsehen und Kritik, als er in einem BBC-Interview pakistanischstämmigen Männern vorwarf, sich gezielt junge weiße Mädchen als „billiges Fleisch“ („easy meat“) vorzunehmen. Straw: „Wir haben hier ein spezifisches Problem mit Männern pakistanischer Herkunft, die sich gefährdete junge weiße Mädchen zum Ziel nehmen.“
Ein Jahr später erläuterte Times-Journalist Norfolk dem Innenausschuss des Unterhauses die kulturell-religiösen Bedingungen der Taten: „Wenn Sie aus dem ländlichen Mirpuri in Kashmir kommen, wo, egal was das staatliche Gesetz vorschreibt, die Dorf-Tradition und die Scharia sagen, dass die Pubertät grünes Licht für eine Eheschließung gibt – denn das tut sie – und wenn man sich dann klar macht, dass die meisten Mädchen in diesem Lande hier mit elf oder zwölf Jahren die Pubertät erreichen, dann fängt man an zu verstehen, warum es bei diesen Verbrechen nicht um Einzeltäter geht. Da muss etwas sein, wenn das so oft normales Gruppenverhalten ist – nicht innerhalb einer kriminellen Bande, sondern unter Freunden, Arbeitskollegen und Verwandten – das eben nicht mit der gleichen Schande verbunden ist wie etwa im Fall unseres typischen weißen Täters, der alleine vorgeht, weil ihn jemand anzeigen würde, wenn er es zu vielen Leuten erzählte.“
Eine fehlgeleitete muslimische Orthodoxie, die lehrt, dass Frauen nur Vieh sind
Der Oxforder Imam Taij Hargey gab solcher Sichtweise im vergangenen Jahr in der Tageszeitung The Daily Mail recht. Der Oxforder Zuhälterbanden-Fall sei unauflöslich mit Rasse und Religion verbunden, so der Imam: „Mit Religion, weil alle Täter Muslime waren; mit Rasse, weil sie bewusst auf gefährdete weiße Mädchen gezielt haben.“
Verantwortlich dafür macht der Oxforder Imam auch eine „fehlgeleitete Orthodoxie, die in vielen Moscheen, auch in einigen in Oxford, vorherrscht, und die Männer unglücklicherweise lehrt, dass Frauen Bürger zweiter Klasse sind, wenig mehr als Vieh oder Besitz, über den man absolut verfügen kann.“ Zudem sei die Sicht mancher islamischer Prediger auf weiße Frauen entsetzlich, so Imam Hargey. Sie ermutigten ihre Anhänger zu glauben, dass diese Frauen gewohnheitsmäßig promiske, dekadente und schmutzige Ungläubige seien. Hargey: „In der Mentalität verdienen es diese Frauen dann, für ihr Verhalten durch Ausbeutung und Erniedrigung bestraft zu werden.“
Im Grunde das gleiche sagte auch ein 18-jähriger muslimischer Täter, der 2013 in Nottingham für die Vergewaltigung eines minderjährigen Mädchens verurteilt wurde. Er habe nicht gewusst, dass es verboten sei mit einem 13-jährigen willigen Mädchen Sex zu haben, gibt ihn The Daily Telegraph wieder: Außerdem habe er in seiner Erziehung gelernt, dass „Frauen nicht mehr wert sind als ein Lollipop-Lutscher, der auf den Boden gefallen ist.“
www.rotherham.gov.uk/downloads/file/1407/independent_inquiry_cse_in_Rotherham