Hausärzte auf dem Land fehlen, in der Stadt werden es dagegen immer mehr Ärzte. Bild: Imago/Westend 61
Ärztesituation in Bayern

Mehr Ärzte, mehr Herausforderungen

Die Zahl der Ärzte in Bayern steigt weiter - bei den Hausärzten aber wird der Mangel trotzdem immer größer, besonders auf dem Land. Zu diesem Schluss kommt der neue Ärztebericht für den Freistaat. Gesundheitsministerin Huml sieht die ärztliche Versorgung in Bayern dennoch auf einem guten Weg - und verspricht weitere Unterstützung für junge Ärzte, die sich auf dem Land niederlassen wollen.

Die Zahl der niedergelassenen Ärzte in Bayern ist auch im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Das teilte die Landesärztekammer bei der Vorstellung ihres jüngsten Berichts zur Situation der Ärzte im Freistaat mit. Doch was so positiv klingt, hat auch seine Schattenseiten. Denn besonders bei den Hausärzten sieht die Kammer Lücken.

Ein Viertel mehr Ärzte als 2005

Insgesamt waren zum Jahreswechsel gut 55.500 Mediziner in Bayerns Praxen und Krankenhäusern beschäftigt – ein Plus von 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In den vergangenen zehn Jahren nahm die Zahl der Mediziner um mehr als 24 Prozent, also beinahe um ein Viertel, zu. Da aber immer mehr Ärzte in Teilzeit arbeiteten und zudem mehr Wert auf Familie und Freizeit legten, arbeite der einzelne Arzt inzwischen deutlich weniger als früher, erläuterte der Präsident der Landesärztekammer, Max Kaplan, in München. Da zudem der Behandlungsbedarf der Bevölkerung steige, beklagt die Kammer weiter einen Mangel an Medizinern.

Staatsregierung sichert Unterstützung zu

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) sagte in einer Reaktion den bayerischen Ärzten weitere Unterstützung durch die Staatsregierung zu. Zwar sieht die Ministerin wichtige Erfolge bei dem Ziel, auch künftig eine wohnortnahe medizinische Versorgung im ländlichen Raum zu gewährleisten. „Wir haben aktuell in Bayern eine gute ärztliche Versorgung“, stellte Huml fest. Die demografische Entwicklung bei Patienten wie Ärzten stellte aber in den nächsten Jahren eine große Herausforderung dar.

Initiative für den ländlichen Raum

Um einem Ärztemangel vorzubeugen, habe die Staatsregierung frühzeitig reagiert und ein Förderprogramm auf den Weg gebracht, mit dem besonders die Niederlassung von Ärzten und Psychotherapeuten im ländlichen Raum unterstützt werden soll. Außerdem gibt es Stipendien für Medizinstudierende, die nach ihrem Studium im ländlichen Raum arbeiten wollen. Die Resonanz ist erfolgsversprechend.“ Die Ministerin fügte hinzu: „Wir haben bereits fast 200 Ärzte und Psychotherapeuten unterstützt. Ich bin zuversichtlich, in Kürze den 200. Förderbescheid verschicken zu können. Außerdem fördern wir derzeit 101 Studenten.“ Dies seien wichtige Säulen für eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung in ganz Bayern.

Neue Ärztegeneration mit neuen Bedürfnissen

Besonders wichtig sei aber auch, die Bedürfnisse der neuen Ärztegeneration ernst zu nehmen, sagte die Ministerin. „Wir brauchen familienfreundliche Rahmenbedingungen in den Kliniken und Praxen.“

Konkret fördert das Bayerische Gesundheitsministerium Ärzte und Psychotherapeuten, die sich in nicht überversorgten Regionen niederlassen, mit einer Anschubfinanzierung von bis zu 60.000 Euro. Seit Dezember 2015 werden alle Arztgruppen der allgemeinen fachärztlichen Versorgung gefördert, z.B. HNO- und Augenärzte. Medizinstudenten erhalten 300 Euro monatlich, wenn sie sich bereit erklären, ihre Facharztausbildung im ländlichen Raum zu absolvieren und danach mindestens fünf Jahre dort tätig zu werden. Ferner werden innovative Versorgungskonzepte unterstützt. Im Doppelhaushalt 2015/16 sind für das Förderprogramm 11,7 Millionen Euro vorgesehen.