89 Prozent der Würzburger Altstadt lag in Trümmern. Foto: BK
Zweiter Weltkrieg

Würzburgs flammendes Inferno

Er begann als sonniger Frühlingstag und endete im größten Inferno, das Bayern je erlebt hat: Am 16. März 1945 starteten ab 17 Uhr mehr als 500 Bomber des viermotorigen Typs Lancaster von ihren Stützpunkten zu einem Sammelpunkt westlich von London und formierten sich zum Flug auf die Angriffsziele Würzburg und Nürnberg.

Gegen 21:00 Uhr steuerten die für Würzburg bestimmten 236 Bomber von Süden kommend ihr Ziel an. Der Bombenhagel traf Würzburg in drei Wellen in der Zeit von 21:25 bis 21:42 Uhr. Zuerst wurden die meisten Dächer und Fenster in der Altstadt mit 1124 schweren Sprengbomben und Luftminen zerstört, um so die brandentfachende Wirkung der 380.000 Stabbrandbomben zu begünstigen. Innerhalb kurzer Zeit entstand aus vereinzelten Brandnestern ein einziger flächendeckender Brandherd, der sich zu einem Feuersturm mit Temperaturen von 1500 bis 2000 °C entwickelte. Die Menschen konnten nur in provisorisch vorbereiteten Kellerräumen Zuflucht suchen, befestigte Bunker gab es kaum. Die Feuerwehren nahmen einen aussichtslosen Kampf gegen das Feuer auf und versuchten  Wassergassen zu schaffen. Am Ende fanden – nach vorsichtigen Schätzungen – mindestens 5000 Menschen den Tod.

Der Abschlussbericht von 5. Bomber Group vom 10. April 1945 lautete:

  •  Zerstörungsgrad der Innenstadt: 89 Prozent
  • Zerstörungsgrad der Randbezirke: 68 Prozent.

21.062 Wohnungen und 35 Kirchen in Würzburg waren zerstört. Zu den zerstörten Baudenkmälern gehörten unter anderem der Dom und Teile der Würzburger Residenz. Es gab 2,7 Millionen Kubikmeter Trümmerschutt; erst 1964 waren diese vollständig geräumt.

Geringe Bedeutung für die Rüstungsindustrie

Dabei war Würzburg vom britischen Ministry of Economic Warfare zunächst als Stadt von geringer Bedeutung für die deutsche Rüstungsindustrie klassifiziert worden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Würzburg bombardiert werden würde, war mit dieser Einschätzung relativ gering, da Flächenbombardements sich nicht zur Ausschaltung von Verkehrs- und Transporteinrichtungen eigneten. Aber bis Ende 1944 waren die Großstädte Deutschlands schon weitgehend zerstört, den alliierten Bomberflotten gingen schlichtweg „die Ziele aus“. Das Combined Strategic Target Committee (Zielauswahlgremium) erstellte daher eine Liste von sogenannten Füllzielen (filler target). Auf diese Liste wurden Städte ohne militärische Bedeutung für den Einsatz von Brandbomben gesetzt, wenn sie leicht zerstörbar und sehr feuergefährdet waren. Auf Grund von Brandplänen wurden mittelalterliche Stadtzentren bevorzugt.

Beim Bomber Command der RAF war die Entscheidung gefallen, aufgrund der vorausgesagten günstigen Witterungsverhältnisse am 16. März 1945 das bis dahin noch relativ unzerstörte Würzburg als filler target für einen Flächenangriff auszuwählen. Die von vielen Fachwerkbauten bestimmte Bausubstanz und die räumliche Enge der Altstadt versprachen die Auslösung eines Feuersturms. Beauftragt mit diesem Angriff wurde die  5. Bomber Group, die auch beim schwersten Angriff auf Dresden am 13./14. Februar 1945 entscheidend beteiligt war. Das kleine Würzburg wurde zu einem noch höheren Anteil zerstört als Dresden.

 „Dieser Tag ging als die größte Katastrophe in die Geschichte der Stadt ein.“

Finanzminister Markus Söder