Neuwahlen in Großbritannien
Bereits im Juni sollen die Briten ein neues Parlament wählen - drei Jahre vor dem regulären Termin. Diesen überraschenden Schritt kündigte jetzt Premierministerin Theresa May an. Sie verspricht sich davon mehr Unterstützung durch die Abgeordneten für den geplanten Austritt des Landes aus der Europäischen Union.
Brexit

Neuwahlen in Großbritannien

Bereits im Juni sollen die Briten ein neues Parlament wählen - drei Jahre vor dem regulären Termin. Diesen überraschenden Schritt kündigte jetzt Premierministerin Theresa May an. Sie verspricht sich davon mehr Unterstützung durch die Abgeordneten für den geplanten Austritt des Landes aus der Europäischen Union.

Premierministerin Theresa May hat überraschend Neuwahlen in Großbritannien angekündigt. Damit will sich die konservative Politikerin die volle Rückendeckung des Parlaments für den geplanten Ausstieg des Landes aus der Europäischen Union sichern. Die Parlamentswahl soll bereits am 8. Juni stattfinden, sagte May in einer kurzfristig angekündigten Erklärung in London. Bereits am Mittwoch sollen die Abgeordneten den Weg dafür frei machen. May benötigt dafür eine Zweidrittelmehrheit im Unterhaus.

Beharren auf dem Brexit

Sie begründete den Schritt damit, das Parlament sei sich uneinig über den geplanten EU-Austritt ihres Landes. „Das Land kommt zusammen, aber Westminster tut dies nicht“, sagte May. Ohne Einigkeit drohe Unsicherheit und Instabilität, Großbritannien brauche eine starke und stabile Führung.

Vom Brexit gibt es kein Zurück.

Theresa May

May hatte Neuwahlen bislang ausdrücklich ausgeschlossen. Sie musste sich aber immer wieder gegen Vorwürfe wehren, sie habe kein Mandat. May war im Juli 2016 von ihrer Partei ins Amt gewählt worden, nachdem ihr Vorgänger David Cameron zurückgetreten war.

Unterstützung von Cameron

Mays Vorgänger, David Cameron, begrüßte die Ankündigung zur Ansetzung einer Neuwahl. Dies sei eine mutige und richtige Entscheidung, schrieb Cameron auf Twitter. Er wünsche allen konservativen Kandidaten viel Erfolg. Der Chef der oppositionellen britischen Labour Partei, Jeremy Corbyn, sieht die Entscheidung als Chance. „Ich begrüße die Entscheidung der Premierministerin, dem britischen Volk die Möglichkeit zu geben, eine Regierung zu wählen, die die Interessen der Mehrheit an erste Stelle stellt“, schrieb er ebenfalls auf Twitter. Wie genau er sich in Sachen Brexit positionieren will, ließ er zunächst offen.

Vorsprung für die Konservativen

Regulär sollte erst wieder im Jahr 2020 gewählt werden. Jüngste Umfragen deuten darauf hin, dass Mays Konservative einen erheblichen Vorsprung vor der oppositionellen Labour-Partei hat und ihre Regierungsmehrheit erheblich ausbauen könnte. Erst Ende März hatte May offiziell die Austrittserklärung ihres Landes aus der EU vorgelegt. Die Entscheidung Mays für Neuwahlen könnte den Beginn der Austrittsverhandlungen verzögern. Dem Vertrag von Lissabon zufolge hat die britische Regierung zwei Jahre Zeit für die Austrittsgespräche. Diese Frist läuft im März 2019 ab. May hat einen harten Kurs für die Verhandlungen mit Brüssel angekündigt. Das Land soll sowohl den Europäischen Binnenmarkt als auch die Zollunion verlassen.

Schottland strebt nach Unabhängigkeit

Widerstand droht aus Schottland und Nordirland. Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon kündigte im Streit um den Brexit bereits ein weiteres Unabhängigkeitsreferendum an. May weigert sich bislang mit Sturgeon darüber zu verhandeln. Nordirland steckt in einer Regierungskrise, bei der kein Ende absehbar ist. Die katholische pro-republikanische Sinn-Fein-Partei hat bereits eine Wiedervereinigung mit der Republik Irland gefordert.

(dpa)