Ihr Panzer ist etwas in die Jahre gekommen: Der Leopard 2 wird seit 36 Jahren gebaut. Unter dem neuen gemeinsamen Dach könnten KMW und Nexter bald ein neues Modell für Europa entwickeln. Bild: Imago
KMW-Nexter-Fusion

Airbus auf Ketten

Jetzt ist es offiziell: Die Rüstungsschmieden Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und Nexter Systems schließen sich zusammen. Es entsteht ein deutsch-französischer Wehrtechnikkonzern mit beinahe zwei Milliarden Euro Jahresumsatz, einem Auftragsbestand von neun Milliarden Euro und mehr als 6000 Beschäftigten.

Die beiden Rüstungskonzerne werden vielleicht schon bald unter ihrem neuen gemeinsamen Dach einen Panzer für Europa bauen, der die Vorzüge des „Leopard 2“ (Deutschland) und des „Leclerc“ (Frankreich) vereint. Zunächst geht es ihnen aber darum, effizient zu arbeiten und letztlich wohl auch auf die Kostenbremse zu drücken. Die am Mittwoch in Versailles unterzeichnete Vereinbarung des Zusammenschlusses bewerten Nexter, KMW und ihre Eigentümer als entscheidenden Schritt „für die Konsolidierung der wehrtechnischen Industrie Europas“. Die Produktportfolios beider Unternehmen und ihre regionalen Präsenzen auf dem Weltmarkt würden sich nahezu überschneidungsfrei ergänzen, heißt es.

Es gibt aber auch Kritik: So sprach der Ökonom Professor Markus Kerber in der Zeitung Welt von einem „Ausverkauf der deutschen Wehrtechnik“, der Deutschland „abhängiger“ mache und die Kontrolle von Rüstungsverkäufen erschwere. Sämtliche Erfahrungen in der Kooperation mit französischen Unternehmen seien negativ. „Die Franzosen sagen Europa und meinen Frankreich. Europäische Kooperation ist für sie eine rhetorische Finte, um nationale Belange rücksichtslos durchzusetzen“, so Kerber. Der „Leopard“ sei der meistverkaufte Panzer der Welt und ein deutsches Vorzeigeprodukt. Was solle da ein Hersteller wie Nexter bringen, der nur Verluste mit seinem Panzer eingefahren habe.

Zusammenschluss der Marktführer

Krauss-Maffei Wegmann hat seinen Hauptsitz in München und ist in Europa Marktführer für „hochgeschützte Rad- und Kettenfahrzeuge“. An seinen Standorten in Deutschland, Brasilien, Griechenland, Großbritannien, Mexico, den Niederlanden, Singapur, der Türkei und den USA entwickelt, fertigt und betreut das Rüstungsunternehmen mit 3200 Mitarbeitern eine Vielzahl von Waffen. Dazu zählen neben Panzern und Radfahrzeugen unter anderem auch Aufklärungs-, Flugabwehr- und Artilleriesysteme. Nexter ist in Frankreich Marktführer für bodengestützte Verteidigungssysteme und hat sich zum Ziel gesetzt, den Bedarf französischer und ausländischer Landstreitkräfte zu decken. Die Firma stellt Waffensysteme und Munition für Luft-, Land- und Wasserstreitkräfte bereit. Das französische Unternehmen ist im Alleinbesitz der französischen Staatsholding GIAT Industries, die Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG gehört der Wegmann GmbH & Co. in Kassel.

Mehr Standards für Kunden in Europa und innerhalb der Nato

Zusammen sehen sich die Rüstungsschmieden in Zukunft als „eine Einheit, die mit Gewicht und Innovationskraft im internationalen Wettbewerb bestehen und wachsen kann“. Den Kunden in Europa und innerhalb der NATO stellen sie Chancen „zu mehr Standardisierung und Interoperabilität ihrer Rüstungsgüter auf verlässlicher Basis“ in Aussicht.

Überfälliger Beitrag zur Konsolidierung des europäischen Rüstungssektors

KMW-Geschäftsführer Frank Haun

Die Vertragsunterzeichnung im französischen Verteidigungsministerium wurde von dem Minister Jean-Yves Le Drian und dem parlamentarischen Staatssekretär im Bundesverteidigungsministeriums, Markus Grübel (CDU), begleitet. Le Drian nannte den Zusammenschluss einen „sehr wichtigen Schritt“, aus dem ein führender europäischer Rüstungsanbieter hervorgehe. Auch Grübel betonte, dass Europa eine eigenständige und leistungsfähige Rüstungsindustrie haben müsse. KMW-Geschäftsführer Frank Haun sprach nach der Vertragsunterzeichnung von einer „Allianz, die ein überfälliger Beitrag zur Konsolidierung des europäischen Rüstungssektors“ sei, Nexter-Chef Philippe Burtin dankte allen Beteiligten „für dieses strategische Projekt in Europa“.

Die Absicht, sich zusammenschließen zu wollen, hatten die Unternehmen bereits vor gut einem Jahr geäußert. Zusammen heißt ihr Projekt nun „Kant“ (KMW and Nexter together), die Holding nennt sich fürs Erste „Newco“. Die einzige Hürde, die noch zu nehmen ist, ist die Einholung der Zustimmung der Kartellbehörden.