Eggen, dass es staubt: Ein Bauer in Franken bearbeitet sein Feld während der Dürreperiode von 2018. (Foto: Imago/Imagebroker)
Klima

Sicher in der Trockenheit

Bayerns Landwirtschaftsminister Michaela Kaniber drängt auf eine öffentlich subventionierte Dürreversicherung für deutsche Bauern. Im Extremsommer des vergangenen Jahres summierten sich die staatliche Nothilfen auf 228 Millionen Euro.

Vor der nächsten Agrarministerkonferenz verlangt der Freistaat Bayern, endlich die Einführung einer staatlich subventionierten Dürreversicherung in Deutschland zu beschließen. „Wir können nicht mehr länger warten“, sagt die bayerische Agrarministerin Michaela Kaniber. „Die Situation mit mehreren Hitzejahren in Folge zeigt uns, dass wir schnell reagieren müssen.“

Ein Staatszuschuss für die Dürreversicherung steht seit mehr als einem Jahr auf der Tagesordnung der Agrarminister, bisher gibt es jedoch keine Einigung. Die Ressortchefs wollen bei ihrem nächsten Treffen am 26. und 27. September in Mainz erneut beraten.

Die Nachbarn versichern

Kaniber verweist auf das Vorbild von Nachbarstaaten wie Österreich und Frankreich: „Viele EU-Mitgliedstaaten praktizieren die staatlich unterstützte Dürreversicherung, nur wir in Deutschland brauchen so lang.“ Bayerns Vorschlag: Die Hälfte der Versicherungsbeiträge soll nach Kanibers Idee von Bund und Land kommen – 30 Prozent vom Bund, 20 vom Land. Die anderen 50 Prozent soll der jeweilige Landwirt aufbringen. Bayern hatte dazu eine Bundesratsinitiative gestartet, unterstützt wird diese nach Kanibers Angaben von Baden-Württemberg, in anderen Bundesländern sei das Interesse groß.

Nach der Dürre in vielen Regionen Deutschlands im vergangenen Jahr hatten die hart getroffenen Bauern rund 228 Millionen Euro staatliche Nothilfen bekommen. Eine so genannte Mehrgefahrenversicherung, die die Dürre beinhaltet, schließen in Deutschland aber nur wenige Landwirte ab. Der Grund: Diese Policen sind teuer, da Dürre eines der gefürchteten „Kumulrisiken“ ist: ein Schaden, der gehäuft auftritt, da Trockenheit nicht einzelne Bauern betrifft, sondern ganze Landstriche. Die Versicherungsbranche muss dann auf einen Schlag sehr hohe Schadenzahlungen leisten.

Trockenheit ist ein Thema, das massiv auf uns zukommt.

Alexander Lührig, Agrarversicherer

Die Versicherer spüren die Zunahme der Wetterextreme längst: „Trockenheit ist ein Thema, das massiv auf uns zukommt“, sagt Alexander Lührig, der Chef des Agrarversicherers Münchener & Magdeburger, einer Tochter der Allianz. „In der Periode von 1990 bis 2013 waren Schäden durch Trockenheit der größte Treiber von Ertragseinbußen, größer als Hagel. Dabei sind die Trockenheitsjahre 2018 und 2019 noch gar nicht mit eingerechnet.“ Von 1961 bis 1990 habe es kaum Wasserprobleme gegeben.

Extremwetter nehmen zu

Allerdings geht es nicht nur um Dürre: „Starkregen, Starkfrost und Sturm treten häufiger auf“, erklärt Lührig. „Es hagelt in Gegenden, in denen es 30 Jahre lang nicht gehagelt hat. Der Blick in den Rückspiegel hilft bei der Versicherung von Gefahren für die Landwirtschaft nicht mehr.“

Bereits in Aussicht ist die Verwirklichung einer weiteren bayerischen Forderung: „Zu dem Konzept gehört auch, dass wir unbedingt die Versicherungsteuer senken sollten“, sagt Ministerin Kaniber. „In der Hagelversicherung haben wir das schon, da gilt ein reduzierter Satz von 0,03 Prozent der Versicherungssumme. Bei Dürre sind wir immer noch bei 19 Prozent der Versicherungsprämie, das ist nicht fair.“

Wir müssen schnell reagieren.

Michaela Kaniber, Landwirtschaftsministerin

Nach Berechnungen der Münchener & Magdeburger könnte das die Beiträge zur Trockenheitsversicherung um etwa 14 Prozent günstiger machen. Versicherungen haben naturgemäß ein Eigeninteresse an zusätzlichen Kunden, doch argumentiert Vorstandschef Lührig, dass Zuschüsse zu Agrarpolicen für die Gesellschaft insgesamt günstiger seien: „Deutschland ist die absolute Ausnahme, was die Förderung von Versicherung gegen Naturgefahren in der Landwirtschaft betrifft“, sagte der Manager. „Die USA, Indien, Frankreich, die Welt fördert.“ In Deutschland werde nicht mal die Hagelversicherung gefördert.

(dpa/BK)