Wirtschaftsmotor: Fertigung im Audi-Werk von Ingolstadt. (Foto: Picture alliance)
Handel

„Handelskriege kennen nur Verlierer“

Gastbeitrag Bayerns Unternehmen profitieren in ganz besonderem Maße von offenen Märkten und internationalem Warenaustausch. Konflikte um Einfuhrzölle wie mit den USA stellen eine Bedrohung für Wachstum und Wohlstand im Freistaat dar.

Deutschland und Bayern profitieren vom globalen Handel in besonderem Maße. Die bayerischen Exporte summierten sich 2018 auf knapp 191 Milliarden Euro.  Allein in die USA exportierte Bayern im Jahr 2018 Waren im Wert von rund 21,3 Milliarden Euro. Das waren 11,2 Prozent aller bayerischen Exporte; die USA waren damit erneut der größte Exportmarkt für bayerische Waren.

Kraftwagen und Kraftwagenteile sind dabei mit 35,3 Prozent mit großem Abstand die wichtigsten Exportgüter Bayerns in die USA. Gerade diese Branche hat für den Freistaat eine hohe Bedeutung und steht direkt für 2,7 Prozent aller Erwerbstätigen in Bayern, also rund 200.000 Arbeitsplätze. Dazu kommt noch einmal die gleiche Anzahl von Jobs in Handwerk, Dienstleistung und anderen Industrie­branchen. Insgesamt sind das über 400.000 Personen.

Die Folgen des Brexit

Die angedrohten Zölle der USA auf die Einfuhr von Fahrzeugen und Fahrzeugteilen wären aufgrund dieses hohen Stellenwerts der Automobilindus­trie und ihrer Bedeutung für die deutsch-amerikanischen Handelsbeziehungen äußerst schwerwiegend und brächten gewaltige Belastungen für die deutsche und bayerische Wirtschaft, die weit über die unmittelbar betroffenen Unternehmen hinausreichen. Die Zollbelastung für bayerische Automobil­exporte in die USA belief sich  zuletzt auf rund 146 Millionen Euro jährlich. Bei einem Zoll zwischen 15 und 25 Prozent würden sich die Kosten auf zwischen 870 Millionen und 1,45 Milliarden Euro erhöhen, was bis zu einer Verzehnfachung der bisherigen Kosten führen würde.

Die globalen Wertschöpfungsketten sind heute so eng miteinander verflochten, dass andauernde Handelskonflikte, wie beispielsweise zwischen den USA und China, große Auswirkungen auf andere Weltregionen sowie für die EU, Deutschland und Bayern hätten. Auch der drohende Brexit hinterlässt bereits jetzt in der bayerischen Exportbilanz Spuren: Die Ausfuhren nach Großbritannien sind 2018 um 7,5 Prozent gesunken, damit liegen sie inzwischen fast 17 Prozent unter dem Niveau von 2015, dem Jahr vor dem Referendum.

Deutschland und Bayern profitieren vom globalen Handel in besonderem Maße.

Bertram Brossardt, vbw-Chef

Betrachtet man den ganzen Außenhandel – also Importe und Exporte – war China 2018 mit einem Handelsvolumen von 33,2 Milliarden Euro zum ersten Mal der größte Handelspartner Bayerns, das war ein Plus von 5,4 Prozent. Die Ausfuhren nach Indien wuchsen gar um fast 14 Prozent. Das alles zeigt, wie wichtig freier Handel für unsere stark exportorientierte bayerische Wirtschaft ist. Davon müssen wir unsere Partner weltweit überzeugen, denn Handelskriege kennen nur Verlierer.

Zölle müssen sinken

Internationale Handelskonflikte müssen zumindest eingeschränkt werden. Die wirtschaftliche Unsicherheit über den Brexit muss überwunden,  aber noch besser jetzt gelöst werden. Die Globalisierung hat alle Länder sowohl wirtschaftlich als auch kulturell enger zusammenrücken lassen. Gerade wir als Exportnation sehen das nicht als Bedrohung, sondern als Chance – nutzen wir sie.

Ziel ist das weltweite Absenken der Zölle.

Bertram Brossardt, vbw-Chef

Europa muss mit Geschlossenheit und Stärke konsequent stabile wirtschaftliche Beziehungen zu anderen Wirtschaftsregionen aufbauen und vertiefen. Mit den Freihandelsabkommen mit Japan und Singapur betont Europa beispielhafte Marktoffenheit, hohe Standards und verlässliche Handelsregeln. Nur mit offenen Märkten, freiem Güter- und Kapitalverkehr sowie wechselseitigen Investitionen als zentralem Bestandteil des globalen Wirtschaftsgefüges können wir Wachstum und Wohlstand für Bayern und Deutschland generieren.