Sie diskutierten in München auf Einladung der FU-Projektgruppe „Wirtschaft und Steuern“ und der Initiative „Frauen in die Aufsichtsräte“ FidAR e.V.: (v.l.n.r.:) Severin Löffler (Microsoft), Staatsministerin Ilse Aigner, Wolfram Winter (Sky Deutschland), Moderatorin Gisela Freisinger (Manager Magazin), Klaus Josef Lutz (BayWa AG), Ninni Loewgren (Deutsch-Schwedische Handelskammer), Elke Benning- Rohnke (erweiterter Vorstand FidAR Süd e.V). (Foto: FU Bayern)
FU-Projektgruppe

Auf einem guten Weg

Zu dem Thema „Fachkräftemangel und Frauenpotenziale“ führten die FU-Projektgruppe „Wirtschaft & Steuern“ unter der Leitung von Sabine Loritz und die Initiative „Frauen in die Aufsichtsräte“ FidAR e.V. unter der Leitung von Elke Benning-Rohnke eine gemeinsame Podiumsdiskussion im HypoVereinsbank-Forum in München durch. Zu Gast war auch Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner.

Mit ihrem Impulsreferat für mehr Chancengerechtigkeit für Frauen lieferte Bayerns Wirtschaftsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Ilse Aigner gleich zu Beginn der gemeinsamen Diskussionsveranstaltung der FU-Projektgruppe „Wirtschaft und Steuern“ und der Initiative „Frauen in die Aufsichtsräte“ FidAR e.V. vier grundlegende Thesen und damit einen Leitfaden für die Nutzung von Frauenpotenzialen in Unternehmen.

Frauenpotenziale für Fachkräftemangel nutzen

Denn der Fachkräftemangel sei inzwischen in vielen Branchen und Regionen Wirklichkeit geworden, berichtete Aigner. So fehlten nicht nur Handwerker, sondern vor allem auch Ingenieure, Informatiker, Manager sowie Fachkräfte in den Gesundheits- und Pflegeberufen. Und, so Aigner weiter: Das Defizit werde von Jahr zu Jahr größer. Laut einer unveröffentlichten Prognos-Studie für die Bayerische Wirtschaft fehlten bis zum Jahr 2035 etwa 3,2 Millionen Fachleute. Fast die Hälfte der Unternehmen, die vom Fachkräftemangel betroffen seien, würden dadurch um ihre Wettbewerbsfähigkeit und die Kundenzufriedenheit fürchten.

Diesen Problemen kann laut Aigner unter anderem durch eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen entgegengewirkt werden. „Dafür wiederum sind ergänzende Anstrengungen vom Staat gemeinsam mit Wirtschaft und Gesellschaft gefordert“, betonte Aigner. Als vier wesentliche Komponenten bei dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe skizzierte sie den weiteren Ausbau der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, den weiteren Ausbau einer familienfreundlichen Unternehmenskultur, die weiteren Veränderungen in der Erziehung und gesellschaftlichen Prägung von Mädchen sowie die weitere Förderung von jungen Frauen in der Ausbildung in vermeintlichen Männerberufen.

Umdenken in Unternehmen hat begonnen

Viele Unternehmen hätten bereits damit begonnen, ihre Strukturen auf diese Herausforderungen anzupassen und Frauenpotenziale auf verschiedenen Ebenen, auch in Führungspositionen, zu nutzen, waren sich die Diskussionsteilnehmer, darunter Vertreter der bayerischen Wirtschaft, einig. So berichtete Vorstandsvorsitzender Klaus Josef Lutz für die BayWa AG, dass diese in den letzten sieben Jahren den Frauenanteil in den ersten beiden Führungsebenen auf 15,3 Prozent steigern konnte. Die Firma Microsoft stütze sich auch ohne eine verordnete Quote auf eine systematische Frauenförderung durch Trainings, Mentoring-Programme und Unterstützung von Frauennetzwerken und auf Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, erklärte Severin Löffler, Leiter des Bereichs „Recht & Politik“ bei Microsoft Deutschland.

Feste staatliche Vorgaben seien oftmals objektiv in den Unternehmen nicht durchführbar und würden deshalb überregulieren, ergänzte der Präsident der IHK München und Oberbayern, Eberhard Sasse. Gegen feste gesetzliche Vorgaben in Bezug auf Frauen in Führungspositionen und auf anderen Ebenen wandte sich auch Wolfram Winter, Executive Vice President Communications and Public Affairs Sky Deutschland. Seine Erfahrung zeige vielmehr, dass Frauen sehr oft der nötige Mut dafür fehle, sich beispielsweise für eine höhere Position zu bewerben oder ein höheres Gehalt zu erlangen. Demgegenüber ist Elke Benning-Rohnke von FidAR e.V. eine überzeugte Verfechterin der gesetzlichen Quote, die ihrer Meinung nach den Frauen in der Wirtschaft eine gesicherte Grundlage gebe.

In Schweden eine überflüssige Diskussion

Für Ninni Loewgren von der Deutsch-Schwedischen Handelskammer mutete die gesamte Diskussion in gewisser Weise ein wenig fremd und antiquiert an. In Schweden, das EU-weit als am erfolgreichsten bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelte, liege die Frauen-Beschäftigungsquote bei circa 72 Prozent, die der Männer im Vergleich dazu bei circa 75 Prozent, berichtete Loewgren. In Schweden sei es eine Selbstverständlichkeit, dass Frauen trotz Familie beruflich aktiv seien, so Loewgren weiter. Für Deutschland konnten die Diskussionsteilnehmer zumindest abschließend feststellen, dass ihr Land auf einem guten Weg sei. Dazu trügen auch und gerade eben solche Diskussionen bei, die weiterhelfen, das Bewusstsein der Entscheidungsträger und der Gesellschaft zu verändern.