CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer (M.) mit seinen Talk-Gästen Theo Waigel (l.) und Jan Fleischhauer (r.). (Foto: CSU / Daniel Doschek)
Scheuer im Gespräch

Über Medien und Politik im Wandel

Im Stadttheater in Ingolstadt diskutierte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer im Rahmen seines Talk-Formats „Andreas Scheuer – Guests & Friends“ über das Thema „Von Franz Josef Strauß in die Online-Zukunft – der Wandel unserer Mediendemokratie“. Gesprächspartner waren der CSU-Politiker Theo Waigel und der „Spiegel“-Journalist Jan Fleischhauer.

„Hättest Du je gedacht, dass der ‚Spiegel’ so einen Journalisten in seiner Reihe hat?“, fragte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer zu Beginn seiner Gesprächsrunde seinen Gesprächsgast, den CSU-Ehrenvorsitzenden Theo Waigel, über seinen weiteren Gesprächsgast, den linkskritischen „Spiegel“-Kolumnisten Jan Fleischhauer, und spielte dabei auf das spannungsreiche Verhältnis Franz Josef Strauß‘ zu dem linksliberalen Nachrichtenmagazin an. „Strauß hat sich mit dem ‚Spiegel’ unendlich gestritten – durchaus auch mit Wohlgefallen. Er hat sich der Auseinandersetzung mit dem ‚Spiegel’ gestellt. Und ich würde sagen, er hat den Kampf gegen den ‚Spiegel’ nicht verloren“, wusste Strauß-Weggefährte Waigel zu berichten.

„Direkte Ansprache durch nichts zu ersetzen“

Dem medialen Wandel seit Strauß widmete sich die jüngste Veranstaltung der regelmäßig stattfindenden Talk-Runde „Andreas Scheuer – Guests & Friends“. In gewohnt lockerer Atmosphäre und dieses Mal im Stadttheater in Ingolstadt diskutierte Scheuer mit Waigel und Fleischhauer über das Thema „Von Franz Josef Strauß in die Online-Zukunft – der Wandel unserer Mediendemokratie“. Dieser Wandel innerhalb dieser kurzen Zeit sei, wie Waigel beurteilte, groß, ja sogar riesig:

Zwischen 1976 und 2015 hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden – hat eine Weltveränderung stattgefunden – vergleichbar vielleicht mit der Erfindung des Buchdrucks.

Theo Waigel

Strauß hätte die neuen Medien gerne in Anspruch genommen, sich voll in sie hineingestürzt, aber sein bevorzugtes Medium wären doch die Festveranstaltungen geblieben, wagte Waigel eine Einschätzung über den sprach- und wortgewaltigen Strauß, hätte dieser in der heutigen Zeit gelebt. Denn, wie Waigel auch bei seiner eigenen politischen Karriere die Erfahrung gemacht habe, sei das Gespräch, insbesondere das unmittelbare Gespräch, auch in Sprechstunden, durch keine technischen Mittel zu ersetzen. Diese Erfahrung konnte auch Scheuer bestätigen, der selbst bei den letzten Wahlen ein Wiedererstarken des Infostands als Möglichkeit der direkten Kontaktaufnahme mit den Politikern bemerkt habe.

„CSU hat den Vorteil des Bierzelt-Tests“

Diesen Trend begründete Fleischhauer damit, dass die Menschen mehr und mehr die authentische und direkte Ansprache suchten. Das Problem heutzutage sei, dass die Politiker zu „politikerhaft“ sprächen. „Ich freue mich jedes Mal, wenn ich auf einen Politiker treffe, der anschaulich reden kann und die Menschen mag“, so Fleischhauer, bei dem dann doch kurz eine Sympathie für die SPD aufblitzte, indem er die Politiker Gerhard Schröder und Sigmar Gabriel als solche positiven Beispiele nannte. Er erweiterte aber sogleich den Kreis um Horst Seehofer, dem er die gleichen rhetorischen Eigenschaften und Begabungen attestierte. Vor allen anderen Parteien, so Fleischhauer, habe die CSU auch einen klaren Vorteil und Erfolgsfaktor: nämlich den Bierzelt-Test. Dort müssten sich die CSU-Politiker bewähren, hätten dort auch ihre Stärken, wo beispielsweise Gabriel eine klare Schwachstelle habe, schränkte Fleischhauer sein Gabriel-Lob wieder ein. Einem jungen Politiker würde er daher, so der Journalist und Autor, sagen:

Sprache ist das Wichtigste.

Jan Fleischhauer

Außerdem würde er jedem Politiker raten, nicht zu twittern, da das Risiko, schnell eine falsch verstandene Meldung unwiderruflich und damit auch unkontrollierbar abgesetzt zu haben, viel zu hoch sei. In diesen Zusammenhang sieht er in gewisser Weise auch den Satz der Kanzlerin bezüglich der Aufnahme von in Ungarn festsitzenden Flüchtlingen einzuordnen: „Der Satz der Kanzlerin war gemeint für die deutsche Bevölkerung, aufgenommen hat ihn die ganze Welt.“ Die neuen, modernen Medien seien hier eine gute Erklärung dafür, warum Dinge so außer Kontrolle geraten könnten.

Thema „Asyl“ bewegt und beunruhigt

Das Thema „Asyl“ war dann auch ein weiterer großer Diskussionsgegenstand der Talk-Runde.

Ich halte die zeitweilige Grenzkontrolle durchaus für ein im Moment sinnvolles und notwendiges Instrument, um die Dinge wieder in Ordnung und unter Kontrolle zu bringen.

Theo Waigel

Das sagte Waigel zu den temporär wieder eingeführten bayerischen Grenzkontrollen. Außerdem gab der ehemalige Bundesfinanzminister dem CSU-Bundesentwicklungsminister Gerd Müller Recht, dass die Hilfe bereits in den Flüchtlingslagern an den unmittelbaren Grenzen der Krisengebiete ansetzen müsse. Zudem befürworte er ein Programm für die vielen jungen Flüchtlinge, das diese motiviere, am Wiederaufbau ihres Heimatlandes mitzuhelfen. „Das sollte das eigentliche Ziel sein: ein Rückkehr-Programm mit echter Ausbildung.“ Denn jede Nation lebe von der Elite, die sich ihres Landes verpflichtet fühlt, sagte Waigel weiter.

Und wie würde wohl Strauß in der derzeitigen Flüchtlingsfrage handeln, fragte Scheuer in die Runde. Er hätte darüber nachgedacht, eine Willkommenskultur zu errichten, und er wäre gleichermaßen auf Distanz zu Idealisierung und Stimmungen gegangen, war sich Fleischhauer sicher. Waigel verwies in diesem Zusammenhang auf einen Strauß, der damals die Heimatvertriebenen mit offenen Armen empfangen habe, auch wenn Waigel das derzeitige Phänomen der Flüchtlinge in keiner Weise mit der damaligen Situation der Heimatvertriebenen für vergleichbar hält. Es sei aber als eine der größten Leistungen Deutschlands anzusehen, 15 Millionen Heimatvertriebenen eine neue Heimat gegeben zu haben. Unabhängig davon sei aber nun bei der aktuellen Flüchtlingsfrage vielmehr die Solidarität im arabischen Raum gefordert, wie überhaupt die Flüchtlingsfrage mittlerweile eine weltpolitische Herausforderung sei:

Der G7-Gipfel sollte das fordern.

Theo Waigel