Dem christlichen Menschenbild auf der Spur: Notker Wolf (l.) mit CSU-Kreisvorsitzendem Alexander Dobrindt. (Bild: CSU)
CSU Weilheim-Schongau

Der Globetrotter der Katholischen Kirche und das richtige Maß

Zum traditionellen Gespräch zu Fragen der Kultur lud der CSU-Kreisverband Weilheim-Schongau den Benediktinermönch Notker Wolf. Kreisvorsitzender Alexander Dobrindt ging mit ihm dem christlichen Menschenbild auf die Spur. Insbesondere drehte das Gespräch sich um die Frage, inwieweit im christlichen Mönchtum eine Grundlage der europäischen Kultur zu sehen sei.

Mit einem Gespräch zu Fragen der Kultur startet der CSU-Kreisverband Weilheim-Schongau traditionell in das Jahr. Diesmal war der Benediktinermönch Notker Wolf zu Gast. Der vormalige Erzabt von St. Ottilien ist derzeit Abtprimas des weltweiten Benediktinerordens mit Sitz in Rom. Als populärer Buchautor, Kolumnist und nicht zuletzt durch Auftritte als Musiker mit E-Gitarre, unter anderem mit großen Rockbands wie Deep Purple, hat er eine Bekanntheit erreicht, die dem landläufigen Bild von einem Geistlichen und Theologen scheinbar widerspricht.

Die Besucher des Frühjahrsgesprächs in Oderding erlebten mit Notker Wolf keineswegs einen widersprüchlichen, sondern einen weltläufigen und nachdenklichen Redner mit lebensnaher Sprache und freundlichem Humor. Gastgeber Alexander Dobrindt führte das Gespräch auf das Leben in Rom, auf die Musik und auf die weltweiten Entwicklungs- und Bildungsprojekte, die von Klöstern ausgehen und für die sich Notker Wolf persönlich engagiert. Wolf, der erst am Vortag von einer Dienstreise aus Namibia zurückgekehrt war, erzählte, dass ihn Papst Franziskus immer als „unseren Globetrotter“ begrüßen würde. Augenzwinkernd bestätigte er, dass er den Rockmusik-Klassiker „Highway to Hell“ wiederholt gespielt habe, „Stairway to Heaven“ sei aber auch ein schöner Titel.

„Absolute Sicherheit“ oder „grenzenlose Hilfe“ seien illusorisch

Dobrindt befragte seinen Gast, inwieweit im christlichen Mönchtum eine Grundlage der europäischen Kultur zu sehen sei. Notker Wolf erklärte es als einen zentralen Gedanken der benediktinischen Tradition, in allem das richtige Maß zu suchen, weil sich sonst auch gute Absichten in ihr Gegenteil verkehrten: „Dass Rauchen ungesund ist, muss schon gesagt werden. Aber die abschreckenden Bilder auf Zigarettenschachteln sind nicht Aufklärung, sondern Bevormundung.“ An einer Reihe solcher plastischer Beispiele, etwa aus der Sozial- und Flüchtlingsdebatte, machte Wolf deutlich, dass „absolute Sicherheit“ oder „grenzenlose Hilfe“ illusorisch seien. Dobrindt rechtfertigte hierbei die realpolitische Last der Verantwortung gegen leichtfertig moralisierende Kritik. Wolf stimmte grundsätzlich zu, forderte aber, dass Politiker trotzdem auch „Visionen“ für eine lebenswerte und gerechte Entwicklung entwickeln und vertreten müssten.

Notker Wolf vermittelte mit seinen Ausführungen einen starken Eindruck davon, was das oft beschworene „christliche Menschenbild“ bedeutet. Dobrindt fasste die Stimmung im Saal zum Schluss in die Worte: „An diesen bewegenden Nachmittag werden wir uns noch lange erinnern“.