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TV-Tipp

Hightech im Kuhstall

Was haben bayerische und israelische Kuhställe gemeinsam? Kühe natürlich - aber auch das Streben nach fortschrittlicher Technik. Wie die beiden Länder bei diesem Thema an einem Strang ziehen und wo im Freistaat die Technik aus Israel bereits zum Einsatz kommt, das zeigt am 14. Dezember eine Reportage von Sabina Wolf im Bayerischen Fernsehen.

Die Industrie 4.0 – also die vierte industrielle Revolution – hält immer mehr Einzug im Freistaat. Und macht dabei natürlich auch vor einem der wichtigsten Wirtschaftssektoren, der bayerischen Landwirtschaft, nicht Halt. Ein starker Partner an der Seite Bayerns ist dabei Israel und seine zahlreichen Start-Up-Unternehmen aus der IT-Branche, die mit den Traditionsunternehmen zusammenarbeiten. Unterstützt werden beide Seite dabei von den Regierungen der beiden Länder.

Ein wichtiger Schritt in die Zukunft

Wie diese Zusammenarbeit genau aussieht hat sich die Filmemacherin Sabina Wolf (Bayerischer Rundfunk) mit ihrem Team einmal genauer angesehen. „Die Berichterstattung über Israel ist dominiert von Nachrichten zum Nahost-Konflikt. Dass Israel auch ein Land mit einer spannenden wirtschaftlichen Entwicklung ist, mit offenen Menschen, die viele tolle Ideen haben, kriegt man hierzulande wenig mit“, so Wolf. Als Wirtschaftsministerin Ilse Aigner mit ihrem Besuch im vergangenen Jahr eine neue „Ära der politisch flankierten Förderung der bayerisch-israelischen Wirtschaftsbeziehungen einläutete“, habe man einen „bayerischen Aufhänger“ für eine Reportage gefunden.

Wichtig war mir zu zeigen, arbeiten in Israel ist nichts exotisches und Barrieren im Kopf müssen nicht sein.

Sabina Wolf, Bayrischer Rundfunk

Und siehe da: Auch vor dem Kuhstall macht die Industrialisierung nicht Halt. In einem Kibbuz auf den Golanhöhen bekam das Team zu sehen, wie Informationen über die Kühe von einem Messgerät im Hof über Antennen im Kuhstall auf dem Smartphone der Bauern landen. Diese Form der Milchwirtschaft 4.0 ist mittlerweile auch im Freistaat im Einsatz. Im Vordergrund stehen dabei die Früherkennung von Krankheiten der Tiere und die Effizienzoptimierung.

Ein Moment zum Schmunzeln: Als der IT-Spezialist im Kibbuz Ginossar im Norden des See Genezareth seine Gesprächspartner aus Bayern telefonisch mit „Shalom and Servus“ begrüßt hat.

Sabina Wolf, Bayerischer Rundfunk

Freundschaft und gegenseitiger Austausch

Mit ihrer Reportage wollte Sabina Wolf nicht nur die Fortschritte bei der Verknüpfung zwischen Landwirtschaft und Industrialisierung zeigen, sondern auch für mehr Verständnis zwischen den beiden Ländern sorgen. Denn gerade bei den Deutschen geistert im Hinterkopf oftmals die Frage herum, wie man in Israel denn wahrgenommen werde. „Auf israelischer Seite gibt es diese Barrieren eigentlich nicht, sondern die gibt es eher auf der deutschen Seite, vor der Kontaktaufnahme. Das haben die vielen Hintergrundgespräche, die ich mit bayerischen Firmen geführt habe, gezeigt“, schildert Wolf ihre Erfahrungen.

Grund zur Sorge gibt es nicht, das zeigen auch die Erfahrungen bayerischer Unternehmen. „Sie werden in Israel mit offenen Armen empfangen. Natürlich geht es ums Geld verdienen, aber eben auch um ein Miteinander, wobei die persönliche Beziehung im Vordergrund steht und nicht die belastete deutsch-jüdische Geschichte. Da entsteht etwas Neues. Und das erleben beide Seiten als wertvolle Partnerschaft.“

Auch persönlich hält die Filmemacherin das Thema 4.0 für unumgänglich im Freistaat. „Industrie 4.0, da muss die bayerische Wirtschaft hin“, so Wolf. Da Problem an der Sache: In vielen Fällen hat gerade der bayerische Mittelstand die IT-Spezialisten nicht im Haus, die an den nötigen Lösungen basteln könnten. „Israel ist ein regelrechtes Start-Up Eldorado. Die jungen Leute bringen eine tolle Ausbildung und oft auch militärische IT-Erfahrung mit. Sie entwickeln für mittelständische die nötigen IT-Lösungen für ihre Produktionsketten.“ Gerade aus diesem Grund ist Israel ein wichtiger Partner für Bayern.

Bei diesem Film habe ich ein Gefühl dafür entwickelt, wie unglaublich revolutionär die Veränderungen durch 4.0 sind und wie die Etablierung läuft: Produktionsprozess studieren, Sensoren erfinden, Daten erheben, auswerten und dann Effizienz steigern oder neue Produktionsmöglichkeiten schaffen. Sehr spannend.

Sabina Wolf, Bayerisches Fernsehen

Industrie 4.0 bezeichnet die Informatisierung der Fertigungstechnik und der Logistik bei der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation.

Die Bezeichnung „Industrie 4.0“ soll die vierte industrielle Revolution zum Ausdruck bringen. Die erste industrielle Revolution bestand in der Mechanisierung mit Wasser- und Dampfkraft, darauf folgte die zweite industrielle Revolution: Massenfertigung mit Hilfe von Fließbändern und elektrischer Energie, daran anschließend die Digitale Revolution, der Einsatz von Elektronik und IT zur weiteren Automatisierung der Produktion wurde üblich.

Der Begriff wurde erstmals 2011 zur Hannovermesse in die Öffentlichkeit getragen.