Klangdefizite: Die Philharmonie im Münchner Gasteig soll für 137 Millionen Euro überholt werden. (Foto: Imago/A. Schmidhuber)
Sanierung

Neue Töne für die Klassik-Stadt

Der Münchner Stadtrat hat beschlossen, das Kulturzentrum Gasteig für bis zu 450 Millionen Euro zu renovieren. Ein Drittel der Summe könnte der Philharmonie zugute kommen, deren klangliche Qualitäten seit langem kritisiert werden. Auf das Dach des Backsteinbaus soll eine Bar mit Blick bis in die Alpen kommen.

Das Münchner Kulturzentrum Gasteig mit der Philharmonie soll generalsaniert werden. Der Stadtrat der bayerischen Landeshauptstadt stimmte dem Mammutprojekt zu, das bislang mit bis zu 450 Millionen Euro veranschlagt ist. In einem nächsten Schritt will die Stadt die Kosten der einzelnen Bauprojekte prüfen. Kernstück sind die Arbeiten in der Philharmonie. Die Spielstätte der Münchner Philharmoniker wird seit der Errichtung des Hauses vor rund 30 Jahren immer wieder wegen ihrer Akustik kritisiert. Bauliche Maßnahmen sollen Abhilfe schaffen.

Bald so bekannt wie das Centre Pompidou?

Mit rund 1700 Veranstaltungen und über 1,8 Millionen Besuchern pro Jahr ist der Gasteig nach eigenen Angaben das größte Kulturzentrum Europas. Neben Konzert- und Veranstaltungssälen sind dort auch die Zentrale der Münchner Stadtbibliothek, die Volkshochschule und Teile der Musikhochschule untergebracht. Sie sollen ebenso saniert werden wie das gesamte Leitungs- und Techniksystem des Hauses.

Geht es nach Gasteig-Chef Max Wagner, könnte das Münchner Kulturzentrum eines Tages ähnlich bekannt sein wie das Centre Georges-Pompidou in Paris oder das Londoner Barbican Centre. Ein Ort, an dem sich Menschen treffen, Theater, Konzerte und Vorträge besuchen, in der Bibliothek schmökern, musizieren oder lernen. Und als Höhepunkt das neue Restaurant auf dem Dach des trutzigen Klinkerbaus, der mit markanten Glasfassaden über der Isar aufragt. Tatsächlich ist der 48-Jährige seinem Traum ein Stück näher gekommen.

137 Millionen Euro für die Philharmonie

Für die Planungen und andere Vorarbeiten bewilligte das Gremium rund 14 Millionen Euro. Bis zu 450 Millionen Euro soll die in 25 Projekte unterteilte Baumaßnahme nach jetzigem Stand kosten. Kernstück ist die Philharmonie, die mit rund 137 Millionen zu Buche schlägt. Besonders schlecht sei die Klangqualität am Dirigentenpult, hatte der Akustik-Experte Yasuhisa Toyota festgestellt. Reflektoren und veränderte Brüstungen sollen Abhilfe schaffen. Auch die Stadtbibliothek, der Carl-Orff-Saal und die Foyers will Wagner modernisieren, ebenso wie die in die Jahre gekommene Technik und die unzähligen Leitungen, die das Gebäude durchziehen. In zwei, drei Jahren könnte es losgehen.

Jedes der 25 Gewerke werde man sich anschauen und finanziell bewerten, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter nach der Entscheidung. Denn eines soll es in München nicht geben: Eine Kostenexplosion wie bei der Elbphilharmonie in Hamburg. „Wir wollen einen Kostendeckel beschließen“, erklärte Reiter.

Das ist ein historischer Tag für Kultur und Bildung in München. Das gibt Schwung für die kommenden Schritte.

Max Wagner, Gasteig-Chef

Doch Kosten hin oder her, die Sanierung wird Jahre dauern: Zu lange sollte sein Orchester nicht in ein Provisorium ziehen müssen, hatte kürzlich der Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, Valery Gergiev, gemahnt. „Wir werden einen Weg finden, drei Spielzeiten durchzustehen.“ Wenn das Orchester aber fünf oder sechs Jahre lang ausweichen müsse, werde es schwierig.

(dpa/BK)