Gipfelkreuz in den bayerischen Voralpen. (Bild: Anja Schuchardt)
Gipfelkreuze

Das Kreuz mit dem Kreuz

Gastbeitrag Es gehört zu unserem Leben - das Kreuz. Es prägt unsere Kultur, unseren Alltag. Weil das so ist, fragt man sich, welche Zersetzungs- und Zerstörungswut es ist, die Einzelne dazu veranlasst, Kreuze auf bayerischen Berggipfeln mit der Axt umzuhauen. Ein Gastbeitrag des bayerischen Landtagsabgeordneten Thomas Goppel (CSU) zum Glaubensvandalismus unserer Tage.

Das Kreuz fungiert als punktgenaue Markierung, in seinem Kern als Zielpunkt, als Lotzeichen, als Schlussstrich, als Signal. Die Bekreuzigung bringt nicht nur für die Olympioniken Selbstvertrauen und Ermutigung, wischt Bedenken weg und bändigt Hyperventilation, mobilisiert zusätzliche Kräfte und beschließt viel, auch, was wir erst zögerlich und im Verbund mit anderen angehen. Es steht für „auf geht’s“ ebenso wie für ein erleichtertes „geschafft“, steht als Ersatz für die tatsächliche Empfindung für (fast) alles.

Das Kreuz steht für Anfang und Ende

Was stört am Kreuz? Umso verwunderlicher, weil es das genaue Gegenteil seiner Zerstörer will: Grenzen aufzeigen und Halt bieten!? Es ist eindeutig diese Wirkung, die das Kreuz bei einer ganz großen Mehrheit auslöst, beruhigend und aufwühlend zugleich. Zeichen dafür, dass dort, wo es steht, stets von einem neuen Anfang geredet werden kann. Selbst dann, wenn für anderes, wie zum Beispiele am Gipfel eines Berges, „das Ziel ist erreicht!“ signalisiert wird. So ist das Kreuz im religiösen Sinn Zusage des menschgewordenen Gottes, dass er uns auf unserem Lebensweg mit seinen ausgebreiteten Armen umgibt, zugleich ist es das Startzeichen in eine neue Existenz des Menschen nach dem Tod. Die Menschwerdung des Gottessohnes – zwischen Krippe und Kreuz – sichert mit allen ihren Höhen und Tiefen die Erwartung ab, dabei zu sein, wenn Gott die Welt zur Vollendung führt. Da streikt sie, die Krämerseele, die für alles gleich einen Beleg braucht. Bevor sich eine(r) mit der Lebensperspektive befasst, ist es einfacher, anderen das Zeichen ihrer Gewissheit auf ein neues Leben zu zerstören, zu nehmen.

Gesellschaft der Gottlosen predigt Recht aufs Anderssein

Jenseits der in unseren Tagen geforderten Toleranz und angeblich praktizierten Nächstenliebe wechseln lediglich die Ziele des Angriffs. Unter dem Vorwand, Minderheiten zu fördern und dem Anspruch der Menschen auf ihre Gleichheit nachzukommen, werden diese „bis aufs Beil“ – und hier zunächst nur an verwaisten Gipfeln – befehdet, die unserem Leben in gelebter Überzeugung ständig neue Kraft beschaffen, die Hoffnung und Zuversicht in uns stärken.

Das „Vater unser im Himmel“ ist denen, die ihn täglich zu erstürmen suchen, im eigenen Umfeld so fremd geblieben, dass sie keine Vorstellung davon gelten lassen. Dabei predigt die Gesellschaft der Gottlosen wie keine andere Klientel auf dieser Welt das Recht aufs Anderssein, das sie dann Freiheit nennen, obwohl sie an der Enge ihrer Sicht zu ersticken drohen.