Festspiele unter verschärfter Beobachtung
Das Richard-Wagner-Festival in Franken findet in diesem Jahr unter besonderen Sicherheitsmaßnahmen statt. Die Polizei hat alle Beschäftigten überprüft und Bedenken gegen 35 Mitarbeiter. Viele Künstler stören sich an dem Aufwand.
Bayreuth

Festspiele unter verschärfter Beobachtung

Das Richard-Wagner-Festival in Franken findet in diesem Jahr unter besonderen Sicherheitsmaßnahmen statt. Die Polizei hat alle Beschäftigten überprüft und Bedenken gegen 35 Mitarbeiter. Viele Künstler stören sich an dem Aufwand.

Die Polizei in Oberfranken hat wenige Tage vor Beginn der Bayreuther Festspiele am 25. Juli keine Hinweise darauf, dass die Sicherheit der Stadt oder der Veranstaltung gefährdet sind. „Das kann ich mit gutem Gewissen sagen“, sagte der oberfränkische Polizeipräsident Reinhard Kunkel dem Nordbayerischen Kurier. Es gehe bei dem verschärften Sicherheitskonzept aber darum, Gefahr von außen abzuwehren – vom Publikum gehe keine aus. „Dementsprechend abgestuft und sensibel müssen unsere Schutzmaßnahmen sein.“

Vorbehalte gegen Mitarbeiter

Zuletzt war bekannt geworden, dass die Polizei Bedenken gegen 35 Mitarbeiter der Festspiele geäußert hatte. „Wir haben die Personalien überprüft und haben dann die entsprechenden Empfehlungen ausgesprochen, diese Personen nicht im sicherheitsrelevanten Bereich einzusetzen“, sagte ein Sprecher der Polizei Oberfranken. Grund dafür seien im polizeilichen System registrierte Delikte der Betroffenen. „Es sind vorwiegend Gewaltdelikte, also keine Ladendiebstähle oder solch kleinen Dinge“, sagte der Polizeisprecher. Die Empfehlungen der Polizei, die der Festspielleitung mitgeteilt wurden, betreffen sowohl Mitarbeiter der Festspiele selbst als auch externe Arbeitnehmer wie zum Beispiel Wachleute.

Alle Mitarbeiter müssen sich für den Zugang zum Festspielhaus akkreditieren lassen, das hat der kaufmännische Geschäftsführer der Festspiele Holger von Berg dem Bayerischen Rundfunk bestätigt. Voraussetzung für die Ausgabe eines Hausausweises ist eine polizeiliche Überprüfung, der die Beschäftigten mit einer Unterschrift zustimmen müssen.

Kritik von den Künstlern

Die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen sind in Bayreuth seit Monaten Thema. „Was hier an Sicherheitsapparat läuft, das ist schon sehr bedenklich, das engt hier viele Mitarbeiter ein“, hatte sich beispielsweise Regisseur Uwe Eric Laufenberg beschwert, der in diesem Jahr mit dem „Parsifal“ die Eröffnungspremiere inszeniert.

Ein Zaun riegelt den Bühnenbereich des Festspielhauses und alle Durchgänge weiträumig ab, betreten werden darf das Haus nur mit Sonderausweis. „Wenn hier jemand seine Frau mitbringen oder mit seinem Kind hier durchgehen will – das geht ja im Moment gar nicht“, sagte Laufenberg. „Die Sänger beschweren sich alle, dass sie ständig Ausweise vorzeigen und Formulare ausfüllen müssen. Dass alles, alles, alles kompliziert und bürokratisch wird, das gefällt hier keinem.“

Festpiel-GmbH greift Rücklagen an

Die Festspiele betonen, die Stadt Bayreuth habe das verschärfte Sicherheitskonzept angesichts latenter Terrorgefahr gefordert. Die Kosten liegen nach Angaben der Festspiele im einstelligen Millionen-Bereich und sollen aus Rücklagen der Festspiel GmbH gezahlt werden, die eigentlich für die Neuinszenierung von Richard Wagners Vierteiler „Der Ring des Nibelungen“ im Jahr 2020 gedacht waren.

Oberfrankens Polizei-Chef hält den Aufwand für gerechtfertigt: „Das ist ein Einsatz, in dem wir vom Auftreten der Polizei in Anzahl und Art in besonderer Form im Fokus stehen“, so Kunkel. Aber, ergänzt er: „Wir wollen keine Polizeifestspiele – wir wollen Wagner.“

(mit Material von dpa)