Festakt mit Theo Waigel, Reiner Kunze, Ursula Männle und Horst Seehofer. Bild: Hanns-Seidel-Stiftung /fkn
Franz-Josef-Strauß-Preis

Spaltung Deutschlands überbrückt

Mit seinen Werken hat Schriftsteller Reiner Kunze die gesamtdeutsche Literaturlandschaft in einzigartiger Weise geprägt. Hierfür erhielt der Autor von der Hanns-Seidel-Stiftung in der vergangenen Woche den mit 10000 Euro dotierten Franz Josef Strauß-Preis.

In seiner bewegenden Laudatio hob der frühere Bundesfinanzminister Theo Waigel den Beitrag Kunzes zur Überwindung der Spaltung Deutschlands und der Diktatur in der DDR hervor. Er beendete die Laudatio mit einer symbolischen Verneigung „vor dem großen Lyriker und unbeugsamen Kämpfer für Deutschlands Einheit und Freiheit“ und machte deutlich, dass die Preisverleihung an Kunze eine Premiere darstelle: „Mit Kunze wird erstmals ein Preisträger geehrt, der nicht aus Politik, Wirtschaft oder Kirche kommt, sondern Wissenschaft, Kunst und Kultur in einmaliger Weise repräsentiert.“

Doch der in Erlau bei Passau lebende Schriftsteller Bürgerrechtler und DDR-Dissident könne in seinem Wirken gar nicht anders verstanden werden als hoch politisch. So betonte Stiftungsvorsitzende Ursula Männle in ihrer Rede: „Die Hanns-Seidel-Stiftung hat den Franz Josef Strauß-Preis im 25. Jahr der Wiedervereinigung Deutschlands bewusst einem deutschen Schriftsteller zuerkannt, dessen Wort die politische Teilung Deutschlands überbrückt hat.“

„Erster Wahlbayer, der den Preis erhält“

Auch Horst Seehofer hob das großartige künstlerische Werk von Reiner Kunze in seinem Festvortrag hervor: „Mit seinem mutigen Eintreten für Freiheit und Einheit unseres Vaterlandes hat Reiner Kunze Bleibendes geschaffen. Er hat dafür viele Opfer gebracht – Bespitzelung, Berufsverbot und Ausbürgerung – und sich dennoch dem Regime nicht gebeugt.“ Gleichzeitig, merkte der Ministerpräsident scherzhaft an, sei Kunze der erste Wahlbayer, der den Preis erhalte.

Warnung vor ideologischem Hass in totalitärem Regime

Nach der Auszeichnung sprach Kunze, dessen Werke in 30 Sprachen übersetzt wurden, zu den 500 geladenen Gästen in der Münchner Residenz. Er schilderte seine Begegnungen mit Franz Josef Strauß, berichtete über seine schlimmen Erfahrungen in der damaligen DDR und warnte vor dem ideologischen Hass in totalitären Regimen. Gleichzeitig machte er deutlich, dass das Preisgeld in seine Stiftung fließen wird, die sich gegen ideologische Indoktrination wendet, indem sie relevante Bild- und Tondokumente rund um den politischen Widerstand sammelt. Im Sinne von Franz Josef Strauß folgerte Kunze: „Verteidigen wir die tolerante und wehrhafte Demokratie!“