Presserat rügt Bild-Zeitung – zumindest im Prinzip
Wenn der deutsche Presserat tagt, geht's oftmals um die Bild-Zeitung. Doch bei der aktuellen Sitzung gaben die Ratsmitglieder Kai Diekmann immerhin in einer wichtigen Frage recht - erteilten dem Blatt aber dennoch die zu erwartende Rüge. Dabei handelt es sich um einen Sachverhalt, zu dem es eine Rekordzahl an Beschwerden aus der Bevölkerung gab.
Germanwings-Berichte

Presserat rügt Bild-Zeitung – zumindest im Prinzip

Wenn der deutsche Presserat tagt, geht's oftmals um die Bild-Zeitung. Doch bei der aktuellen Sitzung gaben die Ratsmitglieder Kai Diekmann immerhin in einer wichtigen Frage recht - erteilten dem Blatt aber dennoch die zu erwartende Rüge. Dabei handelt es sich um einen Sachverhalt, zu dem es eine Rekordzahl an Beschwerden aus der Bevölkerung gab.

Wenn der deutsche Presserat tagt, geht es meist auch um die Bild-Zeitung. Die Berichterstattung des Springer-Blattes führt zu einer Vielzahl von Beschwerden aus der Bevölkerung. Bei der aktuellen Sitzung ging es vor allem um ein Thema: die Berichterstattung über den Flugzeugabsturz der Germanwings-Maschine in Südfrankreich und um die Nennung des Namens des Co-Piloten sowie um den Umgang mit den Opferfotos.

359 qualifizierte Beschwerden gingen zu dem Thema in den vergangenen Wochen ein, davon 144, die sich mit der Nennung des Namens des Co-Piloten befassten – so viele wie noch nie seit Bestehen des Gremiums. Der Presserat urteilte nun – ungewohnt ausführlich: Die Nennung des Namens war in diesem Fall rechtens, da es sich nicht nur um einen Suizid im klassischen Sinne handelte, sondern aufgrund der Sachlage mit 149 Todesopfern um eine „außergewöhnlich schwere Tat, die in ihrer Art und Dimension einzigartig ist“, was ein überwiegendes öffentliches Interesse rechtfertigen könne.

Eine Rüge erhielt die Bild-Zeitung dennoch, weil sie mehrfach Namen und ein Klassenfoto der Opfer veröffentlicht hatte und da sie so ausführlich über die Eltern und das Elternhaus berichtet hatte, dass diese einfach aufzufinden waren. Ähnlich die Rheinische Post: Sie hatte über die Freundin des Co-Piloten berichtet. Für die Fotos der Hinterbliebenen, die an den Flughäfen gemacht wurden, aber nur kurzfristig auf Bild.de zu sehen waren, gab es immerhin noch eine Missbilligung (die Vorstufe zur Rüge). Alles in allem haben sich in diesem Fall aber auch andere Medien nicht durch Feinfühlichkeit und Zurückhaltung ausgezeichnet (der Bayernkurier berichtete). Insgesamt sprach der Presserat im Zusammenhang mit dem Germanwings-Unglück zwei öffentliche Rügen, sechs Missbilligungen und neun Hinweise aus.