Auf Augenhöhe: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Ministerpräsident von Bayern, Horst Seehofer (CSU), im Bundeskanzleramt bei einem Treffen mit den Regierungschefs der Länder. (Bild: Imago/Common Lens)
Bild-Umfrage

Über die Grenzen hinaus

Laut einer aktuellen Umfrage der Bild-Zeitung würde die CSU, wenn sie bundesweit antreten würde, mit 19 Prozent fast genauso viel Stimmen erhalten wie die Schwesterpartei CDU mit 23 Prozent. Das zeigt, wie viel Potenzial die CDU unter Kanzlerin Angela Merkel mit ihrer Flüchtlingspolitik verschenkt. Die drei Landtagswahlen am 13. März hätte sie danach leicht gewinnen können.

„Es wäre ein politisches Erdbeben, wenn die CSU sich über Bayerns Grenzen hinaus bundesweit ausdehnen und der CDU direkte Konkurrenz machen würde“, titelte die „Bild“-Zeitung für ihre Exklusiv-Umfrage. Laut dieser Insa-Umfrage (Zeitraum: 18.-21. März) für die „Bild“ käme die CSU bundesweit – rein theoretisch – auch außerhalb Bayerns auf annähernd so viel Zustimmung wie die Schwesterpartei CDU: In der Umfrage erreicht die CDU 23,5 Prozent, die CSU 19 Prozent. Sie läge damit nur knapp hinter der SPD, die auf 20 Prozent der Stimmen käme.

Sie würde zudem laut der Umfrage im restlichen Bundesgebiet viele Wähler aus dem Lager der Nicht-Wähler rekrutieren. So würde fast jeder fünfte Nichtwähler der bundesweiten CSU seine Stimme geben.

Große Unterschiede zur regulären Sonntagsfrage

Durch eine bundesweite CSU würde vor allem die AfD verlieren: Sie erhält in dieser Umfrage neun Prozent. Im direkten Vergleich mit der regulären Sonntagsfrage (ohne eine Bundes-CSU) käme sie auf zwölf Prozent.

Noch deutlicher ist der Unterschied bei der Union: In der regulären Sonntagsfrage kommt die CDU/CSU auf 33 Prozent. Und damit auf fast zehn Prozentpunkte weniger als die 42,5 Prozent, die beide zusammen in der Umfrage mit der bundesweiten CSU erreichen würden. Das zeigt aber auch, was für ein großes Wählerpotenzial die CDU hätte, wenn sie wieder mehr Rücksicht auf ihr angestammte Klientel nehmen und sich (besonders in der Flüchtlingspolitik) mehr an der CSU orientieren würde. Dies hatte auch Edmund Stoiber im Bayernkurier angemahnt („Das konservative Element der CDU„).

Seehofer gegen bundesweiten Antritt der CSU

CSU-Chef Horst Seehofer hatte Mitte März trotz der massiven Differenzen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Flüchtlingspolitik einer bundesweiten Ausweitung der CSU eine klare Absage erteilt (der Bayernkurier berichtete). Es sei weiterhin „richtig, wenn wir uns nicht bundesweit ausdehnen, sondern stattdessen in die CDU hineinwirken“, so der bayerische Ministerpräsident Mitte März in der „Passauer Neuen Presse„. Zwar könne niemand „Ewigkeitsgarantien abgeben“, so Seehofer weiter, zumal er ja nicht wissen könne, was nach seiner Amtszeit oder in 20 oder 30 Jahren passiere.

Großer Rückhalt für die CSU

Auch eine Umfrage Mitte März des Hamburger Instituts GMS im Auftrag des Fernsehsenders SAT.1 Bayern zeigte den deutlichen Rückhalt, den die CSU bei den Bürgern hat (der Bayernkurier berichtete). Danach käme die CSU bei einer Landtagswahl derzeit auf 48 Prozent und würde damit ihre absolute Mehrheit in Bayern behalten. Die SPD müsste sich laut Umfrageergebnis mit 16 Prozent zufriedengeben, die Grünen kämen auf 11 Prozent. Die Freien Wähler und die FDP würden jeweils 5 Prozent erzielen. Die rechtspopulistische AfD erreichte neun Prozent, während sie bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt zweistellige Ergebnisse erzielte. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer erklärt dazu: „Die Sat.1 Bayern-Umfrage zeigt: In Bayern wären die Landtagswahlen ganz anders gelaufen als in den anderen Ländern. Die CSU legt zu, die AfD bleibt einstellig, und in Bayern gibt es klare Mehrheitsverhältnisse statt komplizierter Dreierbündnisse. Die Umfragezahlen sind eine deutliche Bestätigung für unseren Kurs. Danke für diesen Rückhalt der Bürger für unsere Politik der Vernunft.“ Der CSU-Fraktionschef im Bayerischen Landtag, Thomas Kreuzer, ergänzte:

Weil die Menschen sehen, dass wir auch für schwierige Probleme wie die aktuelle Flüchtlingskrise Lösungen anbieten und an ihrer Durchsetzung arbeiten, gelingt es uns besser als der CDU in anderen Ländern das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen. Deshalb finden auch populistische Parteien wie die AfD, gerade bei den CSU-Anhängern, weniger Anklang, weil kein Grund für eine Protestwahl besteht.

Eine Sonntagsumfrage von Infratest dimap vor zweieinhalb Monaten hatte ähnliche Ergebnisse erbracht: Dort lagen die CSU bei 47 Prozent, die SPD bei 16, Grüne bei 12, AfD bei 8, Freie Wähler bei 5 sowie FDP und Linke bei je 3 Prozent.