Festakt in Hof anlässlich der Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Selb in Bayern und Asch in Tschechien. (Foto: Stadt Hof / Jürgen Stader / stmi)
180 Jahre Eisenbahnfahrt

Streckenreaktivierung krönt Jubiläum

Franken und der Westen von Tschechien standen am Montag im Mittelpunkt der bayerisch-deutschen, grenzübergreifenden Eisenbahnwelt. Denn durch die Reaktivierung der Bahnstrecke Selb–Asch sind nun wieder direkte Fahrten zwischen den Partnerstädten Hof und Eger möglich. Die neue Verbindung gilt beiderseits der Grenze als positiver Impuls für die ganze Region.

Am 7. Dezember vor 180 Jahren fand in Franken zwischen Nürnberg und Fürth die erste Zugfahrt Deutschlands statt. Knapp 30 Jahre später rollten bereits die ersten Züge zwischen Franken und Böhmen genau auf dieser Strecke, über die vor dem Bau der Strecke von Hof nach Marktredwitz auch der Zugverkehr von Hof nach München abgewickelt wurde. Wo früher vor allem der Bedarf der Hofer Textilindustrie und der Selber Porzellanindustrie an böhmischer Kohle gedeckt wurde, fahren ab kommenden Sonntag zum ersten Mal seit Ende des 2. Weltkriegs wieder reguläre Personenzüge der Länderbahn, die vom Freistaat Bayern und dem Bezirk Karlsbad bestellt sind. Pünktlich zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember nehmen die regulären Personenzüge auf dieser Strecke damit wieder Fahrt auf und verbinden Bayern und Tschechien mit einer vierten Zuglinie.

„Europa wächst zusammen – auch auf der Schiene“

An Bord des Sonderzugs zur offiziellen Streckeneröffnung in Hof zeigte sich Bayerns Verkehrs- und Innenminister Joachim Herrmann hocherfreut über den infrastrukturellen Lückenschluss:

Die reaktivierte Strecke ist der direkte Draht zwischen den beiden Partnerstädten Hof und Eger. Die vierte grenzüberschreitende Bahnstrecke zwischen uns Nachbarn markiert den Aufbruch in ein neues Zeitalter der tschechisch-bayerischen Bahnverbindungen. Europa wächst zusammen – auch auf der Schiene.

Joachim Herrmann

Viele Beteiligte halfen bei Finanzierung

Wie Herrmann weiter betonte, sei das nur möglich gewesen, weil viele Beteiligte bei der Finanzierung zusammengelegt hätten. So seien rund 25 Millionen Euro in den letzten Monaten diesseits und jenseits der Grenze in die Realisierung der Strecke investiert worden. Die Namen der Geldgeber reichten dabei von der EU über den Bund und Freistaat sowie die Eisenbahninfrastrukturunternehmen bis hin zu den bayerischen Landkreisen und Städten entlang der Strecke. Für Herrmann zeigt dies auch, wie wichtig diese europäische Verbindung sei und wie breit man sich mit dieser Strecke identifiziere:

Wir weiten damit das grenzüberschreitende Nahverkehrssystem EgroNet mit einer zusätzlichen und umweltfreundlichen Verbindung aus. Fahrgäste können ab sofort über Eger hinaus umsteigefrei bis nach Marktredwitz fahren. Wer also beispielsweise von Rehau nach Schirnding möchte, kann jetzt einen direkten Zug über Tschechien nehmen. Und für alle, die nicht gleich zurück nach Deutschland wollen, gibt es in Eger auch hervorragende Anschlüsse in Richtung Karlsbad, Marienbad, Pilsen und Prag.

Joachim Herrmann

Weiterer Netzausbau in Bayern geplant

Gefeiert wurde auch die erste Eisenbahnfahrt in Deutschland, die auf bayerischem Boden geschah: Am 7. Dezember 1835 fuhr zwischen Nürnberg und Fürth der erste Zug mit der Dampflok „Adler“ an der Spitze. Nürnberg gilt daher als Wiege der Deutschen Eisenbahn. Dort, im Nürnberger DB-Museum, fand anlässlich des Adlergeburtstags auch der 2. Bayerische Eisenbahnempfang statt. Gemeinsam mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und DB-Chef Rüdiger Grube betonte Herrmann, wie wichtig der weitere Netzausbau für die Zukunftsfähigkeit Bayerns sei. Dabei verwies er insbesondere auf die Unterzeichnung der Verträge für die Zweite Stammstrecke in München und den Beginn der Ausbaumaßnahmen im Bahnkorridor München–Zürich als „zwei wegweisende Meilensteine für 2016“.

Wichtige bahnpolitische Weichenstellungen erwartet der bayerische Verkehrsminister auch von den endgültigen Entscheidungen im kommenden Jahr zu den Regionalisierungsmitteln und beim Bundesverkehrswegeplan.

Uns geht es dabei um den weiteren Ausbau von Schienenstrecken in Bayern und deren Elektrifizierung. Das betrifft beispielsweise die Strecken Nürnberg–Marktredwitz, Hof–Regensburg, Prag–Schwandorf und die ABS 38 München–Mühldorf–Freilassing.

Joachim Herrmann

Lob für Bahn für Hilfe bei Flüchtlingsströmen

Für das laufende Jahr gehört laut Herrmann zu den zahlreichen Verbesserung im „Bahnland Bayern“ beispielsweise der Main-Spessart-Express mit erweiterten Angeboten über die Landesgrenze hinaus, die Verlängerung der Donautalbahn bis Ingolstadt-Nord sowie besagte Reaktivierung der Bahnstrecke Selb–Asch und allgemein umfangreichere Verbindungen Richtung Tschechien. Auch die Betriebsqualität hat sich Herrmann zufolge gegenüber dem Vorjahr insgesamt verbessert. Ein besonderes Lob hatte Herrmann für die Rolle der Bahn bei der Bewältigung der immensen Flüchtlingsströme:

Dank des großen Engagements der Bahnen und insbesondere der Deutschen Bahn konnten wir die vielen Flüchtlinge an der Grenze vor allem durch die Bereitstellung von Sonderzügen schnell in Aufnahmeeinrichtungen in ganz Deutschland weiterleiten.

Joachim Herrmann