Der Wahlkampf in der Türkei teilt auch die in Bayern lebenden Türken in zwei Lager. Im Vorfeld der türkischen Parlamentswahlen am 1. November gingen am Sonntag in München insgesamt mehr als 1.000 türkische Demonstranten auf die Straße. Nach Polizeiangaben zogen vom Goetheplatz aus etwa 900 Türken fahnenschwenkend und „Gegen den Terror“-skandierend zum Odeonsplatz. Am Stachus versammelten sich unterdessen rund 200 Kurden und forderten die Aufhebung des PKK-Verbots in der Türkei. Beim Zusammentreffen der beiden Gruppierungen kam es zu kleineren Ausschreitungen, die allerdings glimpflich verliefen, wie die Polizei zu berichten wusste. Auch ein in der Innenstadt von dem regierungstreuen Motorradklub „MC Turcos“ veranstalteter Korso von knapp 100 Motorrädern blieb nach Polizeiangaben störungsfrei.
In Deutschland Konflikt im Kleinen
Auch in Nürnberg und Augsburg demonstrierten am Wochenende hunderte Kurden sowie türkische Nationalisten. Und auch hier griffen die regierungstreuen Anhänger der AKP von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan die politischen Gegner der säkularen Parteien und der Kurden verbal scharf an. Zu Ausschreitungen oder größeren Vorfällen kam es aber auch in diesen beiden Großstädten nicht.
Der Konflikt zwischen türkischen Nationalisten und der kurdischen Untergrundorganisation PKK schwappt allerdings zunehmend auch nach Deutschland über. Bereits vor einer Woche waren beide Lager am Wochenende in mehreren deutschen Städten aneinander geraten. So war in Hannover sogar am Rande von Auseinandersetzungen von Gegnern und Unterstützern der PKK ein Kurde durch einen Messerstich schwer verletzt worden. In Essen war es trotz eines Versammlungsverbots ebenfalls zu Auseinandersetzungen zwischen einigen hundert Türken und Kurden gekommen.
