Michaela Kaniber ist Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. (Foto: BK/W. Heider-Sawall)
Landwirtschaft

„Wölfe kennen keine Grenzen“

Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber verlangt eine neue Debatte um den Schutz des Wolfs. Ziel müsse eine Regulierung unabhängig von Rissen und Schäden sein, sagt die Ministerin mit Blick auf die Weidehaltung im Alpenraum.

Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) fordert eine erneute Diskussion um den strengen Schutzstatus des Wolfs. Sie erwarte hier auch Unterstützung aus Berlin und Brüssel, sagte die Ministerin anlässlich der Hauptalmbegehung am Mittwoch bei Mittenwald. „Wir brauchen europaweit eine Neubewertung des Themas, deshalb sind Bundesregierung und die neue EU-Kommission gefordert“, sagte die Ministerin. „Die Wölfe kennen keine Grenzen, ihre Zuwanderung können die EU-Staaten nur gemeinsam lösen.“

Erhalt der Kulturlandschaft in den Alpen

Die Weidehaltung habe im Alpenraum eine herausragende Bedeutung für den Erhalt von Kulturlandschaft und Artenvielfalt, zudem sei sie besonders tierwohlgerecht, betonte Kaniber. Diese Errungenschaften seien aber durch die Zuwanderung von Wölfen massiv bedroht.

Unser bayerischer Aktionsplan Wolf kann nicht der Schlusspunkt sein.

Michaela Kaniber, bayerische Landwirtschaftsministerin

Eine Warnung seien die Zustände in den Gebieten Deutschlands, in denen Wölfe schon in immer größerer Zahl auftreten. Dort würden Schäfer und Bauern bei ihren Versuchen, ihre Tiere zu schützen, vor große Herausforderungen gestellt. Kaniber fordert deshalb, eine erneute Diskussion um den Schutzstatus des Wolfs. Sie hat konkrete Erwartungen an Berlin und Brüssel. „Unser bayerischer ‚Aktionsplan Wolf‘ kann nicht der Schlusspunkt sein. Wir brauchen europaweit eine Neubewertung des Themas, deshalb sind Bundesregierung und die neue EU-Kommission gefordert.“

Den Bestand regulieren

Bayern hatte im März dieses Jahres einen Aktionsplan in Kraft gesetzt. Gezielte Managementmaßnahmen sollen die durch den strengen Artenschutz auftretenden Konflikte minimieren. Der Plan geht zugunsten der Tierhalter und ihrer Tiere weit über die Ansätze anderer Bundesländer hinaus.

Die von der Bundesregierung im Frühsommer als „Lex Wolf“ in den Bundestag eingebrachte Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes enthalte zwar eine Reihe begrüßenswerter Regelungen und Klarstellungen, so Kaniber, lasse aber das Wesentliche vermissen: Deutschland könne sich nach wie vor nicht dazu durchringen, die von der EU in der einschlägigen Richtlinie eingeräumten Möglichkeiten zur Bestandsregulierung auch zu nutzen. „Auf Dauer kann Deutschland nicht darauf verzichten, was andere EU-Staaten längst können: Eine schadensunabhängige selektive und beschränkte Entnahme unter strenger staatlicher Kontrolle, um regulieren und steuern zu können, also wirkliches Wildtiermanagement zu betreiben“, sagte Kaniber.

Gefahr für die Viehhalter

Niedersachsen habe Schätzungen zufolge bereits mehr Wölfe als Schweden insgesamt. Daher sei es an der Zeit, das Management der Wolfsbestände europaweit sachgerecht an die Realität anzupassen, im Rahmen des vom EU-Recht vorgegebenen Schutzregimes. Kaniber fordert zudem mit einem verstärkten grenzüberschreitenden Monitoring der EU-Mitgliedstaaten Ernst zu machen. Sie setzt dabei auf die Unterstützung durch die EU-Kommission. „Die Wölfe kennen keine Grenzen, ihre Zuwanderung können die EU-Staaten nur gemeinsam lösen.“

Besonders die Almbauern fürchten die Rückkehr des Wolfes, weil die Weiden im unwegsamen Bergland schwer zu schützen sind. Der Almwirtschaftliche Verein Oberbayern verlangt in schwer abzusichernden Almgebieten wolfsfreie Zonen.

Drei Rudel in Bayern

Nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Umwelt gibt es in Bayern derzeit drei standorttreue Wolfsrudel: im Nationalpark Bayerischer Wald, auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr und im Veldensteiner Forst im Landkreis Bayreuth. Darüber hinaus kommt es immer wieder zu einzelnen Sichtungen von Wölfen. Für dieses Jahr listet das Landesamt bisher zwölf Nachweise auf.

(dpa/BK)