Sicherer mit Helm: Mit einer neuen PR-Kampagne des Bundesverkehrsministerums sollen vor allem junge Menschen angesprochen werden. (Bild: Imago/Reiner Zensen)
Kampagne

Keiner mehr ohne Helm

Kommentar Die Plakatkampagne von Verkehrsminister Andreas Scheuer ist lebenswichtig. Denn Fahrradhelme könnten jedes Jahr Tausende Radler vor schweren Kopfverletzungen bewahren. Kaum zu glauben: Die üblichen Besorgten kritisieren die Bilder als sexistisch.

Das kommt nicht häufig vor: Ein leibhaftiger Minister, der Leben rettet. Und gleich viele. Denn nichts anderes dürfte die Folge sein von Verkehrsminister Andreas Scheuers schöner Kampagne für Fahrradhelme. Plötzlich sehen alle die netten Plakate, über die soviel geredet wird − und denken über Fahrradhelme nach, ob sie wollen oder nicht: „Looks like shit, but saves my life“ (Sieht sch… aus, aber rettet mein Leben).

Viele schwere Kopfverletzungen

Der lockere Spruch stimmt einfach. Was Zahlen leider belegen: Im vergangenen Jahr ist die Zahl der im Straßenverkehr tödlich verunglückten Radfahrer um 50 auf 432 gestiegen. Und: Wenn Radfahrer sich schwer verletzen, ist bei über 70 Prozent von ihnen der Kopf betroffen. Vier von fünf schweren Radler-Kopfverletzungen hätten durch einen Helm verhindert werden können, sagen Experten. Was jedes Jahr bis zu 8000 weniger schwere Kopf- und Hirnverletzungen bedeuten könnte.

Helme schützen vor schweren Kopfverletzungen und schützen Leben.

Andreas Scheuer, Bundesverkehrsminister

Wer die Zahlen liest, fragt sich fast automatisch: Warum bin ich bisher ohne Helm gefahren? Was für ein Leichtsinn. Und gerade Jugendliche gehen selten auf Nummer sicher: Denn nur etwa acht Prozent der jungen Radfahrer zwischen 17 und 30 Jahren tragen Helm, so Minister Scheuer. Bei älteren und alten Radlern sieht es nur wenig besser aus. Dabei sind die beim Radfahren verletzungsgefährdeter als etwa Kinder, die zum Glück viel öfter mit Helm radeln. Weil Erwachsene schneller fahren und aus größerer Höhe stürzen.

Spießige Kritik

Warum also bisher ohne Helm? Da hat Scheuer genau den richtigen Ton getroffen: „It looks like shit.“ Und ist lästig. Der Helm macht (fast) jede Frisur kaputt. Und man muss ihn immer mitschleppen. Für jede kleine Strecke. Aber er rettet Leben und kann Folgen von Radunfällen mildern, wie auch Sicherheitsgurte im Auto.

Dank der schönen Plakatkampagne wird das jetzt vielen klar. Wofür man fast auch jenen SPD-Frauen danken darf, die nun erregt über „Sexismus“ jammern. Ach Gottchen, mal wieder verkrampfte Spießer im Anmarsch! Aber immerhin machen sie mit ihrem Gejammer die Helme zu einem noch größeren Thema.

Die Plakatkampagne ist in Zusammenarbeit mit der populären Fernsehsendung „Germany’s Next Topmodel“ entstanden, die zugegeben kein vorbildliches Frauenbild vermittelt. Das spricht aber die Kinder und Jugendlichen an, und darauf kommt es bei der Helmpflicht ja an. Die Topmodels, die sie so bewundern, laufen oft eher leicht bekleidet über den Laufsteg. Und so sind sie nun fotografiert worden, Frauen und Männer, mit Helm, ein Hingucker nicht nur für Jugendliche. Das ist schon alles. Und deswegen wird denen bei der SPD heiß?

Bald wie auf der Skipiste: Nur noch mit Helm

Wenn es klappt, machen jetzt Heidi Klums Nachwuchs-Models die lästigen Helme am Ende noch zu populären Mode-Accessoires. Die jeder haben will. Für etwa 60 Euro tatsächlich ein nettes Geschenk, ganz nebenbei lebensrettend. Nicht nur für Tochter und Sohn, auch für Vater oder Mutter.

Das gab es noch nie: In ganz Europa wird jetzt über Fahrradhelme diskutiert.

Andreas Scheuer, Bundesverkehrsminister

Wer weiß, vielleicht sieht man dank der Plakatkampagne aus dem Verkehrsministerium schon bald auf dem Radweg das gleiche Bild wie schon längst auf der Skipiste und an der Liftstation: Nicht einer mehr ohne Helm, nicht ein einziger! Das geht nämlich. Dann hat Andreas Scheuers Kampagne wirklich etwas bewegt – und viele Leben gerettet. Nur ein paar linke Weltverbesserer greinen. Sei’s drum.