Im Gedränge: Fußgänger in der Münchner Kaufingerstraße. Die Landeshauptstadt wächst am schnellsten - auf derzeit 1,5 Millionen Einwohner. (Foto: Imago/R. Peters)
Statistik

Mehr, mehr, immer mehr

Das neue Statistische Jahrbuch weist den Freistaat als Land der Superlative aus. Die Bevölkerung wächst auf 13 Millionen Bayern, die Zahl der Autos auf 10 Millionen. Die Zuwanderung nimmt ebenso zu - weil auch die Zahl der Jobs beständig steigt.

Mit Zahlen wird Politik gemacht – ebenso wie sie aus Zahlen heraus entsteht. Das Statistische Jahrbuch des Fürther Landesamtes für Statistik sei „für die Gestaltung der Landespolitik eine wichtige Entscheidungsgrundlage“, sagt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Und nutzt die neue Ausgabe des alljährlich erscheinenden Konvoluts mit einer Auswahl von Zahlen als Erfolgsstatistik für die Staatsregierung.

Telefonbuch voller Höchstwerte

Bayern sei so erfolgreich und begehrt wie nie, interpretiert der Minister die 670 Seiten des aktuellen Bandes. Zusammen mit dem Präsident des Landesamtes, Thomas Gößl, präsentiert er die Neuerscheinung und stellt fest: Insgesamt sei „eine phänomenale Entwicklung Bayerns“ abzulesen.

Die Bevölkerung wächst und wächst, zum Stichtag 31. Dezember 2017 exakt auf 12.997.204 Einwohner. Im Lauf des Jahres 2018 hat der Freistaat bereits die 13-Millionen-Marke geknackt. Das entspricht mehr als einer Verdreifachung in den vergangenen zweihundert Jahren.

Wir leben wesentlich dichter gedrängt als in früheren Zeiten.

Joachim Herrmann, Innenminister

Darüber hinaus verzeichnen Bayerns Kliniken mit 126.191 Kindern die höchste Geburtenzahl seit 1998. „Mehr Kinder bedeutet natürlich auch mehr Kinderbetreuung und hier sind wir in Bayern ebenfalls gut aufgestellt“, sagt der Minister. So gibt es im Vergleich zu 2010 mit 9.430 rund 14 Prozent mehr Kindertageseinrichtungen und um 24 Prozent mehr Betreuungsplätze.

Durch den Bevölkerungszuwachs in Bayern steigt auch der Bedarf an Wohnungen. „In Bayern wurden 2017 insgesamt über 61.000 Wohnungen fertiggestellt, das ist ein Plus von 13,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr und gleichzeitig der höchste Wert seit dem Jahr 2000“, sagt der Minister. Binnen eines Jahres seien damit in Bayern „in etwa so viele neue Wohnungen entstanden, wie es insgesamt in der Stadt Erlangen gibt“, rechnet Herrmann mit Bezug auf seinen fränkischen Wahlkreis vor. „Das ist ein sensationeller Erfolg!“

Migration in Arbeit

Da jedoch die Zahl der Todesfälle mit 133.902 jene der Geburten übersteigt, ist der anhaltende Bevölkerungszuwachs nur durch Zuwanderung zu erklären. Aus den anderen Bundesländern zogen 2017 123.737 Personen zu, aus dem Ausland weitere 282.563. Abzüglich der Menschen, die Bayern im selben Zeitraum verließen, ergibt sich innerhalb eines Jahres im Saldo für beide Bereiche ein Plus: 6.593 in der Binnenwanderung, 69.096 beim Zuzug aus dem Ausland.

Minister Herrmann betont dabei, dass dieser Zuzug dem Bedürfnis bayerischer Unternehmen entspreche: „Es handelt sich um Zuwanderung in Arbeit.“ Die Sozialsysteme profitierten massiv von den Neubürgern. „Das Wirtschaftswachstum schafft Bedarf an Arbeitskräften.“

Die bayerische Wirtschaft ist auf Einwanderer angewiesen.“

Joachim Herrmann

Die auf 13 Millionen angewachsene Bayern-Schar lebt sehr gut im Freistaat. Die Arbeitslosenquote sinkt kontinuierlich. Rund 6,7 Millionen Erwerbstätige zählen die Statistiker, davon 3,1 Millionen Frauen. Insgesamt ein Zuwachs der Beschäftigung um 37 Prozent gegenüber 1970. Das durchschnittliche Monats-Bruttoeinkommen ist mittlerweile auf rund 3900 Euro gestiegen.

Entsprechend wachsen die Konsumausgaben. Abzulesen auch an der rasant steigenden Zahl der in Bayern zugelassenen Kfz. In Summe fahren die Bayern mittlerweile 10 Millionen Fahrzeuge (gegenüber 8,6 Millionen noch 2010). Zwei Drittel der Pendler benutzen auf dem Weg zur Arbeit den eigenen Wagen. Verkehrsträger Nummer eins bleibe deshalb auch künftig die Straße, erklärt Herrmann.

Asphaltieren und fahren

Für den Um-, Aus- und Neubau der Staatsstraßen seien seit dem Jahr 2000 die jährlichen Ausgaben von 171,6 Millionen Euro auf 302,5 Millionen Euro gesteigert worden. „Das ist notwendig“, versichert Herrmann, schließlich seien Bayerns Straßen „stark belastet“.

Die Gesamtlänge aller Staus auf bayerischen Straßen weist das Statistische Jahrbuch freilich nicht aus. Diese Zahl liefert jedes Jahr der ADAC in seiner „Staubilanz“. Für 2018 weist sie eine Gesamtlänge von 275.239 Kilometern im Freistaat aus, gegenüber nur 74.000 Kilometern noch im Jahr 2011. Auch dies eine Folge der vielen Neubürger und neuen Kfz.

(BK)