Judith Gerlach ist Bayerns Digitalministerin. (Foto: J. Gerlach)
Technologie

Gerlach wirbt um digitale Frauenpower

Interview Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach möchte den Anteil von weiblichen Fachkräften in digitalen Berufen stärken: Mehr Frauen sollen sich für Hightech-Themen begeistern, in diesen Gebieten arbeiten, forschen und Firmen gründen.

Frau Gerlach, Sie wollen mehr Frauen für Digitalberufe gewinnen. Wo sehen Sie den größten Bedarf für mehr weibliche Fachkräfte? Und wie wollen Sie die Frauen für diese Berufe begeistern?

In MINT-Berufen sind rund 490.000 Stellen unbesetzt. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Fachkräfte fehlen in allen Bereichen. Jedes Jahr geht enorm viel digitale Frauenpower verloren. Die Begeisterung für digitale Themen müssen Frauen schon bei Berufswahl und -einstieg besitzen. Hier müssen wir die nötige Vorarbeit leisten: Interesse für digitale Themen frühzeitig wecken, Frauenanteile in der Forschung stärken, Frauen in der Aus- und Weiterbildung für digitale Berufe qualifizieren und digitale Gründerinnen unterstützen.

Wir wollen Bayern zum Spitzenstandort für Künstliche maschinelle Intelligenz machen.

Judith Gerlach, Digitalministerin

Welche weiteren Schwerpunkte wollen Sie als Digitalministerin setzen?

Eine zentrale Aufgabe sehe ich in der Förderung digitaler Schlüsseltechnologien, wie etwa Blockchain und Künstliche Intelligenz. Hier lerne ich gerade die zentralen Akteure und Organisationen kennen und eruiere, wo Prioritäten gesetzt und Themen vorangetrieben werden können. Dort wo Bedarf besteht und wo wir Potentiale sehen, werden wir aber auch finanziell unterstützen. Eine der wichtigsten Herausforderungen ist zudem, dass alle wesentlichen staatlichen Verwaltungsleistungen schon bis zum Jahr 2020 für den Bürger online vom Antrag bis zum Bescheid erreichbar sind.

Mein Ministerium ist Cloud und Denkfabrik der Staatsregierung.

Judith Gerlach

Wo steht Bayern bei der Digitalisierung bereits gut da, wo besteht noch Verbesserungsbedarf?

Wir haben in Bayern aktuell eine Breitbandverfügbarkeit von 91,7 Prozent und sind damit das Flächenland mit der besten Abdeckung. Verbesserungsbedarf sehe ich zum Beispiel bei der Künstlichen Intelligenz. Bayern ist bereits ein Premiumstandort. Das belegen die vielen herausragenden, digitalen Start-Ups sehr eindrücklich. Aber wir wollen den internationalen Anschluss halten und Bayern zum Spitzenstandort machen, insbesondere für Künstliche maschinelle Intelligenz. Dafür wollen wir in den kommenden fünf Jahren 280 Millionen Euro in eine wissenschaftliche Zukunftsinitiative investieren und 95 Stellen bereitstellen. Bayern muss hier große Kompetenzen aufbauen, um den KI-Rahmen bei Arbeitsmarkt, Verbraucherschutz und ethischen Fragen zu gestalten.

In welchen Bereichen der Digitalisierung sehen Sie die größten Chancen für Bayern?

Die Digitalisierung betrifft alle Lebensbereiche und bietet enorme Chancen für ganz Bayern. Mein Ministerium ist Cloud und Denkfabrik der Staatsregierung. Ich will, dass alle Menschen in Bayern von der Digitalisierung profitieren. Große Chancen sehe ich insbesondere bei der Künstlichen Intelligenz und der Blockchain-Technologie. Letztere Technologie hat das Potential, zu einer Schlüsseltechnologie der weiteren Digitalisierung zu werden. Daher werden wir in Bayern eine eigene Blockchain-Strategie entwickeln mit dem Ziel, ein international konkurrenzfähiges Blockchain-Ökosystem zu etablieren.

Die Fragen stellte Thomas Röll.

Sichere Methode

Die Blockchain-Technologie gilt als äußerst interessantes Verfahren, wenn es etwa um die Dokumentation von Transaktionen oder Verträgen geht. Jede Blockchain besteht aus einer Kette von Datensätzen, die von allen Rechnern eines Netzwerks verwaltet und berechnet werden. Auf jedem angeschlossenen Computer befindet sich dabei eine Kopie der verschlüsselten Daten. Somit ist eine Manipulation oder Löschung der Daten kaum noch möglich.