Fahndung läuft: Polizisten durchsuchen Fahrzeuge rund um Straßburg. (Foto: dpa/ Christoph Schmidt)
Sicherheit

Attentäter weiter flüchtig

Auch mehr als einen Tag nach dem tödlichen Anschlag auf den Straßburger Weihnachtsmarkt ist der mutmaßliche Täter Chérif Chekatt auf der Flucht. CDU-Innenexperte Armin Schuster fordert eine gemeinsame europäische Terror-Datei.

Nach dem schweren Terroranschlag in Straßburg macht die Polizei in Frankreich und Deutschland Jagd auf den Attentäter. Der polizeibekannte Gefährder Chérif Chekatt war am Dienstagabend auf der Flucht vor der Polizei von Soldaten verletzt worden und schließlich spurlos verschwunden.

Flucht im Taxi

Der Täter entkam mit einem Taxi, ließ sich vom Taxifahrer etwa zehn Minuten chauffieren und stieg dann aus. Mit einem Großaufgebot hatten Beamte in und um die elsässische Metropole und an der nahe gelegenen Grenze zu Deutschland versucht, den Angreifer zu stoppen – ohne Erfolg. Chérif Chekatt blieb auch am Mittwoch verschwunden. Der mutmaßliche Attentäter hatte am Dienstagabend mitten in der Weihnachtssaison das Feuer in der Straßburger Innenstadt eröffnet. Drei Menschen wurden getötet, ein Opfer gilt als hirntot, zwölf weitere Menschen wurden verletzt.

Die französische Polizei veröffentlichte ein Fahndungsfoto des Attentäters samt Täterbeschreibung. In dem Aufruf heißt es: „Der Mann ist gefährlich, bitte nicht selbst eingreifen.“ Der Gesuchte sei 29 Jahre alt, 1,80 Meter groß, habe kurze Haare, sei vielleicht Bartträger und habe eine Narbe auf der Stirn. Der mehrfach vorbestrafte Angreifer soll sich im Gefängnis radikalisiert haben. Der gebürtige Straßburger mit nordafrikanischen Wurzeln saß wegen schweren Diebstahls auch in Deutschland in Haft.

Auch deutsche und schweizerische Polizei fahndet

Die Bundespolizei Baden-Württemberg twitterte am Abend: „Unsere Einsatzmaßnahmen nach der Attacke in Straßburg werden auch über die Nacht andauern.“ Das Innenministerium in Paris schloss nicht aus, dass der Täter nach Deutschland geflüchtet sein könnte. Gesucht werde auch der Bruder des Attentäters. Die Schweizer Bundespolizei schrieb per Twitter, die nördliche Grenze werde stärker kontrolliert. Laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann fahnden auch die Behörden im Freistaat.

Ein Radiosender berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, Chekatt sei unmittelbar vor der Tat aus Deutschland angerufen worden. Er habe den Anruf jedoch nicht angenommen. Unklar sei, wer ihn angerufen habe und warum. Dieser Frage gehen deutsche Ermittler nun intensiv nach, wie der Sender weiter berichtete.

Ich würde mir wünschen, wir hätten eine gemeinsame europäische Anti-Terror-Datei.

Armin Schuster, CDU-Bundestagsabgeordneter

Der CDU-Innenpolitiker Armin Schuster fordert unterdessen eine stärkere europäische Zusammenarbeit im Anti-Terror-Kampf. Nationale Souveränitäten dürften bei der Gewährleistung der Inneren Sicherheit in Europa nicht vorgeschoben werden, mahnt er. „Ich würde mir wünschen, wir hätten eine gemeinsame europäische Anti-Terror-Datei.“ Dann hätten auch die deutschen Behörden gewusst, dass der mutmaßliche Attentäter von Straßburg in Frankreich als Gefährder geführt wird.

Präventivhaft für Gefährder

Ähnlich wie Schuster äußerte sich auch der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt. Er sagte der Passauer Neuen Presse, die EU-Staaten müssten trotz aller Fortschritte bei der Terrorbekämpfung noch enger zusammenarbeiten. Wendt sprach sich zudem dafür aus, in Deutschland alle Möglichkeiten auszuschöpfen, bekannte Gefährder zu überwachen. So ermögliche es Bayern, Gefährder in Präventivhaft zu nehmen, etwa wenn diese gegen die Auflage verstießen, eine Fußfessel zu tragen. „Dieser Präventivgewahrsam wäre für ganz Deutschland wünschenswert“, sagte Wendt.