Dem Islam darf Deutschland nicht gehören!
Von einer menschenwürdigen Politik- und Gesellschaftsordnung ist der Islam weit entfernt, schreibt der renommierte Politologe Heinrich Oberreuter. Er warnt davor, die humanistische Werteordnung unseres Landes leichtfertig preiszugeben.
Debatte

Dem Islam darf Deutschland nicht gehören!

Gastbeitrag Von einer menschenwürdigen Politik- und Gesellschaftsordnung ist der Islam weit entfernt, schreibt der renommierte Politologe Heinrich Oberreuter. Er warnt davor, die humanistische Werteordnung unseres Landes leichtfertig preiszugeben.

Fragt mich ein Interviewer: Sollen Muslime jetzt also das Land verlassen? Tatsächlich hatte Horst Seehofer doch gesagt, dass sie selbstverständlich hier leben und ihren Glauben praktizieren können. Sollten Journalisten (und Politiker), welche die Öffentlichkeit aufklären wollen, sich nicht ihres Verstandes bedienen, statt dümmlichen Oberflächlichkeiten zu verfallen und ihre Kunden damit hinters Licht zu führen?

Wir wissen, dass weltanschauliche Neutralität den freiheitlichen Rechtsstaat erst ermöglicht. Im Islam ist diese Ansicht alles andere als verbreitet.

Heinrich Oberreuter

„Das Abendland“ hat selbst Jahrhunderte benötigt, um zu begreifen, was eine menschenwürdige Politik- und Gesellschaftsordnung ausmacht und sie dann zu realisieren. Nichts davon ist zu relativieren oder gar preiszugeben. Deswegen reagieren wir empfindlich auf Erosionen im Osten Europas.

Theokratie contra Rechtsstaat

„Der“ Islam ist von solchen Standards weit entfernt und entfernt sich radikalisierend eher weiter von ihnen als, wie lange Zeit erhofft, moderate Züge anzunehmen. Religionsfreiheit? Selbstentfaltungsrecht (inklusive sexueller Orientierung) des Individuums? Gleichberechtigung von Mann und Frau? Toleranz gegenüber anderen Kulturen – nicht zuletzt den Juden? Gewaltverbot? Trennung von Staat und Religion? Nichts von all dem respektiert „der“ Islam. Merkwürdig, dass gerade jene Milieus hierzulande, die kämpferisch für all das eintreten, „den“ Islam für zu „uns“ gehörig erachten.

Auch im Islam gibt es unterschiedliche Strömungen, auch säkulare. Bemerkenswert allerdings, dass die modernisierend Moderaten in den Kernländen verachtet und verfolgt und dass Verfechter eines grundrechtskonformen Euroislam verfemt werden. Auch „wir“ sind gesellschaftlich nicht nur tugendhaft. Aber wer sich an Humanität vergreift, stößt unweigerlich auf Widerstand. Kern des Problems ist die Theokratie. Wir wissen, dass weltanschauliche Neutralität den freiheitlichen Rechtsstaat erst ermöglicht. Im Islam ist diese Ansicht alles andere als verbreitet.

Die Religion hat recht

Er streitet selbst untereinander gewaltsam um die zutreffende Interpretation der Religion, geschweige denn, dass er sich anderen öffnete. In der Minderheitssituation, im „Gebiet des Vertrags“, wie die Diaspora heißt, passt man sich an – in der Hoffnung auf andere Zeiten: schon ideell nicht die beste Voraussetzung für Integration, der auch die heutigen Kommunikationsmöglichkeiten nicht aufhelfen. Was für Goethe „hinten weit in der Türkei“ siedelte, ist heute mitten unter uns, Ideologie und Gewalt inklusive.

Die in großer Zahl seit 2015 neu hinzugekommenen jungen Männer stammen zumeist erst recht aus Staaten tief konservativ religiös-politischer Prägung.

Heinrich Oberreuter

Muslime hier schätzen ihre Religion zu 90 Prozent für eher oder sehr wichtig ein, etwa die Hälfte hält sich für sehr oder ziemlich religiös und ist dogmatisch überzeugt, ihre Religion habe recht und andere unrecht. Religion heißt immer auch: Politik. Das säkularisierende Kontrastprogramm, das Schwinden des Religiösen und mit ihm auch einer historisch wichtigen – gewiss nicht der einzigen – Ressource unserer Wertorientierung muss nicht einzeln beschrieben werden. Schon die Beschwörung ihrer jüdisch christlichen (und antiken!) Fundamente jenseits der Aufklärung hat offensichtlich ziemlich aggressiven Erinnerungswert.

Erwartung an den Islam

Umso wichtiger ist sie als Maßstab und Orientierung für den normativen Horizont, in dem wir leben möchten, statt ihn in relativistischen Tolerierungen tendenziell preiszugeben. Die Türkischstämmigen im Lande brauchen solche Erinnerung nicht. In dritter und vierter Generation haben sie sich ihrer überkommenen Identität sogar stärker zugewandt. Die in großer Zahl seit 2015 neu hinzugekommenen jungen Männer stammen zumeist erst recht aus Staaten tief konservativ religiös-politischer Prägung. Milieus, an die sie anknüpfen können, finden sie mit Leichtigkeit. Und demografischen Einfluss werden sie üben.

In ihrer Oberflächlichkeit ist die gegenwärtige Diskussion weithin schwer erträglich. Ob sie sich je den eigenen normativen Grundlagen und ihrer Zukunft zuwendet, weckt bangende Zweifel. Aber allein diese Werte eröffnen der Humanität gegenüber allen, die zu uns kommen, eine Chance, weil sie, wie die Muslime, als Menschen respektiert sind. Zu erwarten, dass sie umgekehrt eine solch menschenwürdige Ordnung verstehend respektieren, ist nur billig. „Dem“ Islam jedenfalls sollte Deutschland auch in vielen Generationen nicht gehören.

Der Autor:

Heinrich Oberreuter ist Politikwissenschaftler. Er ist Direktor des Instituts für Journalistenausbildung Passau. Zuvor lehrte er als Professor an der Universität Passau. Von 1993 bis 2011 war er Direktor der Akademie für Politische Bildung in Tutzing.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der Passauer Neuen Presse.