Betonen die Bedeutung der Religionsfreiheit (v.l.): Béchara Pierre Cardinal Raï, Maronitischer Patriarch von Antiochien und dem Ganzen Osten, Botschafter Heinrich Kleft und Ibrahim Isaac Sidrak, koptischer Patriarch von Alexandria. (Foto: HSS/Witte)
Konferenz

Religionsfreiheit als Lackmustest

Der Bundestagsabgeordnete Heribert Hirte hob im Rahmen der Münchner Sicherheitskonferenz die Bedeutung der Religionsfreiheit für die Außen- und Sicherheitspolitik hervor. Sie sei „Lackmustest“ für alle anderen Freiheiten.

Das Sideevent der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) und des „International Panel of Parliamentarians for Freedom of Religion or Belief“ (IPPFoRB) auf der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) widmete sich der Religions- und Glaubensfreiheit im Nahen Osten und Nordafrika. Direkt von der MSC kamen dabei in der Münchner Karmelitenkirche gegenüber dem Bayerischen Hof ins Panel: die Patriarchen aus dem Libanon, Kardinal Rai, und aus Ägypten, Isaak Sidrak, der Bundestagsabgeordnete Heribert Hirte, der kanadische Abgeordnete und Gründungsmitglied des IPPFoRB, David Anderson, der EU-Sondergesandte für Religionsfreiheit außerhalb der EU, Ján Figel, sowie der stellvertretende Sprecher des norwegischen Parlaments, Abid Q. Raja.

Gläubige müssen dafür aufstehen, dass nicht im Namen ihres Gottes getötet wird.

Abid Q. Raja, stv. Sprecher des norwegischen Parlaments

Religionsfreiheit ist ein Grundrecht

Ziel der HSS und ihres Kooperationspartners IPPFoRB war, auf die dramatische Lage der orientalischen Christen im Nahen Osten und der Kopten in Ägypten aufmerksam zu machen, deren prekäre Situation von beiden Patriarchen im Wesentlichen bestätigt wurde. Im Nahen Osten ist die Religionsfreiheit akut gefährdet und oft bereits deutlich eingeschränkt, die Zukunft der Christen vor Ort ungewiss. Weiteres Ziel war, „dem Verhältnis von Politik und Religion mehr Bedeutung zuzumessen, denn Religionsfreiheit ist ein Grundrecht“, wie die HSS-Vorsitzende Ursula Männle bei ihrer Begrüßung sagte.

Der Lackmustest

Die Veranstaltung wollte so einen starken Impuls an die MSC 2018 senden für eine stärkere Beachtung der Religionsfreiheit als Aspekt der Außen- und Sicherheitspolitik. Denn Religion kann Konflikte schüren, aber auch deeskalieren. Außerdem ist die Religionsfreiheit der „Lackmustest für alle anderen Freiheitsrechte in einer Gesellschaft“, wie Heribert Hirte, Leiter des Stephanuskreises im Deutschen Bundestag, betonte. Die Religionsfreiheit sei Indikator für die Freiheit einer Gesellschaft insgesamt. Und je freier eine Gesellschaft sei, desto stabiler und friedlicher sei sie. Alle Teilnehmer der Runde, die von Botschafter Heinrich Kreft moderiert wurde und der auch zahlreiche Vertreter aller parlamentarischer Ebenen inklusive des libanesischen Verteidigungsministers interessiert folgten, waren sich einig: Ein globaler Frieden ohne Frieden zwischen den Religionen ist nicht möglich.

Aufstehen, dass nicht im Namen Gottes getötet wird

Um dieses Ziel zu erreichen, müsse das Recht jedes Menschen, zu glauben oder auch nicht zu glauben, gewürdigt und verteidigt, für ein gleichberechtigtes Miteinander der Religionen eingetreten und Dialog gefördert werden. Um Terror entschieden begegnen zu können, sei es außerdem entscheidend, Bildung stärker zu fördern. Besonders die der Frauen in betroffenen Regionen. Eine bessere Prävention gegen das Erstarken extremer Gruppierungen gebe es nicht. Oder, wie Raja sagte: „Gläubige müssen dafür aufstehen, dass nicht im Namen ihres Gottes getötet wird.“