Polit-Rückkehrer Karl-Theodor zu Guttenberg im "Werk3". (Foto: Imago/Sven Simon)
Digitalisierung

Zurück im Valley dahoam

Karl-Theodor zu Guttenberg setzt seine Tour durch den Freistaat fort: Mit Münchner Startup-Unternehmern debattiert er, welche Vorzüge der Technikstandort Bayern hat - und was noch fehlt, um zum Silicon-Valley aufzuschließen.

Der vormalige Wirtschafts- und Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat seine Rückkehr auf die politische Bühne mit einem thematischen Heimspiel fortgesetzt: bei einem „Innovationsgespräch“ im Startup-Zentrum „Werk3“ im neuen Werksviertel am Münchner Ostbahnhof. Rund 80 Prozent seines Lebens spiele sich mittlerweile „in der Digitalwirtschaft ab“, erklärte der unter die Investoren gegangene Ex-Politiker. In der gläsernen Lounge „MünchenHoch5“ auf dem Dach des Gebäudes mit exzellentem Blick auf die Stadt und die bayerischen Alpen versammelte Guttenberg Tech-Unternehmer wie Gregor Gimmy von der „BMW Startup Garage“ und CSU-Prominenz wie Wirtschaftsministerin Ilse Aigner.

In Bayern hat man erkannt, welche Potenziale im Digitalen bestehen.

Karl-Theodor zu Guttenberg, Investor

In seinem Impulsreferat erklärte der heute in den USA lebende Franke die drei Meilensteine, mit denen die bayerische Unternehmenslandschaft zu der im Silicon Valley aufschließen könne: Ausbau der Glasfaser-Netze, Ausbau von Bildungseinrichtungen zum „digitalen Klassenzimmer“ und verstärkte Fachkräftezuwanderung im Bereich Programmierer oder Ingenieure. Die neue US-Regierung handhabe die Immigration ausländischer Technik-Experten erkennbar strikter, auch der Brexit vertreibe manche Fachleute aus Großbritannien – hier entstehe die Chance, solche Arbeitskräfte nach Deutschland zu locken, glaubt Guttenberg.

Mehr Risikokapital, niedrigere Mieten

Großen Verbesserungsbedarf in Bayern sieht er jedoch im Bereich „Venture Capital“: „Bei uns fehlt ein Rahmenwerk, das es für Risikokapital möglich macht, in junge Unternehmen zu gehen“, bemängelte er. In der Bundesrepublik fehlten etwa 27 Milliarden Euro an solchen Investments, rechnete er vor. Neu gegründete Firmen bräuchten indes nicht nur Geld, sondern auch fähigen Nachwuchs. Hier hat Guttenberg noch ein Problem ausgemacht: „München ist verdammt teuer, daran müssen wir drehen. Für junge Talente ist es nicht leicht, hierherzukommen.“

Die anwesenden Unternehmer hörten interessiert zu und debattierten eifrig mit. Und dabei wurde auch eine mentale Distanz des Investors Guttenberg zu den Startup-Leuten spürbar. Die meisten redeten über die Chancen und Potenziale der digitalen Ökonomie in einer Suada aus Anglizismen. Corporates, mindsets, purchase-orders, machine-learning, geeks, angel-awareness – wer nicht aus dieser Welt stammt, kann dem Fluss der Vokabeln kaum folgen. Hauptredner Guttenberg dagegen bemühte sich um eine Wortwahl ohne viele Leihwörter aus dem Englischen, um seine Beobachtungen aus der Technik-Welt allgemeinverständlich zu machen. Da ist er noch ganz der Politiker, der er bis 2011 war.

(BK)