Jutta Cordt ist neue BAMF-Chefin
Bei einem Festakt wird die neue Präsidentin des Bundeamtes für Migration und Flüchtlinge, Jutta Cordt, in ihr Amt eingeführt. Die Verwaltungsexpertin übernimmt eine Behörde, die in der Vergangenheit heftig kritisiert wurde - und die mittlerweile fast vier mal so viele Mitarbeiter hat wie noch vor zwei Jahren.
Nürnberg

Jutta Cordt ist neue BAMF-Chefin

Bei einem Festakt wird die neue Präsidentin des Bundeamtes für Migration und Flüchtlinge, Jutta Cordt, in ihr Amt eingeführt. Die Verwaltungsexpertin übernimmt eine Behörde, die in der Vergangenheit heftig kritisiert wurde - und die mittlerweile fast vier mal so viele Mitarbeiter hat wie noch vor zwei Jahren.

Stabwechsel beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg: Schon seit Anfang des Jahres führt Jutta Cordt bereits das Amt der Präsidentin aus. Heute wird sie von Bundesinnenminister Thomas de Maizière offiziell eingeführt. Bei dem Festakt wird zugleich der bisherige Leiter des Amtes, Frank-Jürgen Weise verabschiedet.

Behörde ist stark gewachsen

Die Behörde, die Cordt übernimmt, ist nicht mehr die, die ihr Vorgänger im Herbst 2015 vorgefunden hat. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich seitdem mehr als verdreifacht, viele Prozesse wurden verändert, um die Asylverfahren zu beschleunigen. Zwar konnte das BAMF einen großen Teil der über Monate liegen gebliebenen Asylanträge mittlerweile aufarbeiten – doch noch immer stapeln sich in der Behörde mehr als 400.000 Fälle, über die noch nicht entschieden wurde.

Cordt will Mitarbeiterzahlen weiter hoch halten

Jetzt also übernimmt die 53-jährige Cordt die Leitung der Behörde – Frank-Jürgen Weise konzentriert sich wieder auf seine Hauptaufgabe, die Leitung der Bundesagentur für Arbeit. Den vom Weise eingeschlagenen Weg möchte Jutta Cordt weiter gehen. Sie hat bereits angekündigt, dass die Mitarbeiterzahl weiter hoch gehalten werden müsse. Auch wenn die aufgestauten Asylverfahren abgebaut seien, müssten viele Verfahren später erneut überprüft werden. Zudem müsse das Amt darauf vorbereitet sein, dass die Flüchtlingszahlen wieder steigen. Nach der heftigen Kritik von Hilfsorganisationen an den Asylverfahren des Bundesflüchtlingsamts hat Cordt außerdem angekündigt, die Abläufe weiter verbessern zu wollen. „Wir nehmen Kritik immer ernst“, betonte die neue Präsidentin.

Wir nehmen Kritik immer ernst.

Jutta Cordt, neue BAMF-Präsidentin

Kritische Themen, bei denen Optimierungsbedarf herrsche, seien etwa die Wartezeiten und die personelle Trennung von Anhörern und Entscheidern, sagte Cordt. Wegen der hohen Asylbewerberzahlen hatten zuletzt meist zwei verschiedene Mitarbeiter mit dem Flüchtling gesprochen und über seinen Asylantrag entschieden. „All das sehen wir uns an, um dann zu entscheiden, wie man Verbesserungen erzielen kann. Das ist ein kontinuierlicher Prozess“, stellte die neue BAMF-Chefin klar.

Das BAMF arbeite aber auch selbst daran, die Vorgänge im Haus weiter zu optimieren, so Cordt. So gebe es eigene Qualitätsprüfer, die Entscheidungen überprüften. „Daraus lernen wir auch und spielen das in unsere Weiterbildungskonzepte ein.“ Ebenso habe man sich mit Asylorganisationen, Vertretern der Kirchen und dem UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi ausgetauscht. Auch dieser gebe immer wieder Signale, wenn etwas im Argen liege. „Das ist und war immer Anlass für uns, zu schauen: Stimmt was im Prozess und im Verfahren nicht, und was muss man verändern?“, sagte die BAMF-Präsidentin.

Cordt weist Kritik an BAMF zurück

Die wiederholte Kritik an den Identitäts- und Dokumentenprüfungen von Asylbewerbern wies Cordt dagegen zurück: „Was da im Moment im BAMF gemacht wird, ist schon beispielgebend.“ Pässe und andere Papiere würden sorgfältig geprüft und die Daten mit den Sicherheitsbehörden abgeglichen, wenn es Auffälligkeiten gebe. 200 durch das Bundeskriminalamt geschulte BAMF-Mitarbeiter in den Außenstellen der Behörde in ganz Deutschland schauten sich die Dokumente an. Beim kleinsten Zweifel werde einer der 17 Urkundensachverständigen des BAMF in der Nürnberger Zentrale eingeschaltet.

Die Schwierigkeit, die man jedoch nicht über Verfahren ändern könne, sei herauszufinden, ob die Angaben der Asylbewerber stimmen. „Wir investieren weiter in die Qualifizierung unserer Mitarbeiter, damit sie geschult sind, in Gesprächen herauszufinden, ob das richtig und wahr ist, was derjenige erzählt, der vor ihnen sitzt“, sagte Cordt.

Urgestein der Bundesagentur für Arbeit

Wie ihr Vorgänger hat auch Jutta Cordt die meiste Zeit ihrer Karriere bei der Bundesagentur für Arbeit verbracht. Zuletzt leitete sie die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg, davor war die Juristin bei den Bundesagenturen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland sowie in der Nürnberger Zentrale tätig. Ihre neue Tätigkeit als BAMF-Chefin führt sie inoffiziell bereits seit Oktober aus, offizieller Amtsantritt ist der 1. Februar.