2016 war ein ereignisreiches Jahr für den Freistaat. (Bild: Imago/Blickwinkel)
2016

Rückblick 2: Das war das Jahr in Bayern

Das Jahr neigt sich dem Ende. Im zweiten Teil unseres Jahresrückblicks werfen wir einen Blick auf die wichtigsten politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ereignisse des zweiten Halbjahres in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

02. Juli: Ein Pilzsammler findet in einem Wald im thüringischen Landkreis Saale-Orla Skelettreste. Drei Tage später geben Polizei und Staatsanwaltschaft bekannt, dass die Knochen definitiv von der seit mehr als 15 Jahren vermissten Schülerin Peggy aus Oberfranken stammen. Das bis dahin ungelöste Verschwinden ist einer der bekanntesten Kriminalfälle Bayerns.

14. Juli: Der Zigarettenhersteller British-American Tobacco gibt bekannt, dass am Standort Bayreuth zwei Drittel seiner Arbeitsplätze abgebaut werden. Bis Mitte 2018 sollen 950 der 1400 Stellen gestrichen werden. Das bedeutet herbe Einschnitte in der Region. Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) verspricht die größtmögliche Unterstützung Bayreuths durch die Staatsregierung.

18. Juli: Ein 17-jähriger Flüchtling geht in einem Regionalzug bei Würzburg mit Axt und Messer auf Menschen los. Auf der Flucht vor der Polizei greift er noch eine Passantin an. Fünf Menschen werden verletzt. Zwei Beamte eines Spezialeinsatzkommandos erschießen den Afghanen. Der Muslim hatte in einem Video angekündigt, sich an „Ungläubigen“ für das Leid zu rächen, das sie seinen Glaubensbrüdern antun. Die Terrormiliz IS reklamiert den Anschlag für sich.

20. Juli: Nach dem Fund von acht Babyleichen spricht das Landgericht Coburg die Mutter des vierfachen Totschlags für schuldig. Sie muss 14 Jahre ins Gefängnis. Der Vater der Kinder wird freigesprochen.

22. Juli: Ein 18-jähriger Amokläufer richtet ein Blutbad in München an und versetzt die Landeshauptstadt stundenlang in Panik. Der Deutsch-Iraner tötet neun Menschen, darunter vor allem Jugendliche, und sich selbst. Obwohl sich die Tat ausschließlich in der Nähe des Olympia-Einkaufszentrums eröffnet, verbreiten sich Gerüchte über Schießereien an anderen Orten der Stadt und weitere Täter.

24. Juli: Deutschland erlebt den ersten islamistischen Selbstmordanschlag – bei einem Musikfestival in Ansbach. Ein suizidgefährdeter 27 Jahre alter Flüchtling aus Syrien zündet eine Bombe in seinem Rucksack. Der Mann stirbt, 15 Menschen werden verletzt. Der IS behauptet, der Täter sei einer ihrer Krieger.

28. Juli: Nach den mutmaßlich islamistischen Anschlägen von Würzburg und Ansbach sowie dem Amoklauf in München beschließt die Staatsregierung eine Aufrüstung der Polizei und eine deutliche Verschärfung ihrer Sicherheitspolitik. Vom Bund fordern Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und sein Kabinett unter anderem eine Ausweitung der umstrittenen Vorratsdatenspeicherung.

02. August: Der Freistaat kündigt an, Volkswagen wegen der Folgen des Diesel-Skandals auf Schadenersatz zu verklagen. Es gehe dabei um die Aktienkurs-Verluste, die dem bayerischen Pensionsfonds entstanden seien, sagt Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU). Bayern ist damit das erste Bundesland, das im Zuge der Abgas-Affäre eine Klage ankündigt.

04. August: Schrecksekunde in 1700 Metern Höhe: Eine Drohne kommt einem Lufthansa-Airbus A 321 beim Anflug auf den Münchner Flughafen gefährlich nahe. In etwa zehn Meter Entfernung bemerkte der Pilot des mit mehr als 110 Menschen besetzten Passagierflugzeugs das Fluggerät.

08. August: Ein knappes halbes Jahr nach seiner Haftentlassung kündigt Uli Hoeneß seine Kandidatur für das Präsidentenamt beim FC Bayern München an.

08. August: Der chinesische Elektrogeräte-Hersteller Midea übernimmt den Roboterbauer Kuka zu knapp 95 Prozent. Nach dem Ende der Übernahmefrist verbleiben noch gut fünf Prozent der Kuka-Anteile bei ihren bisherigen Eigentümern.

16. August: Der mutmaßliche Verkäufer der Waffe des Amoklaufs von München wird im hessischen Marburg bei einem Scheingeschäft gefasst.

17. August: Nach den Terroranschlägen von Würzburg und Ansbach sowie dem Amoklauf in München verschärft Bayerns Landeshauptstadt ihr Sicherheitskonzept für das Oktoberfest. Die größte Änderung ist ein Verbot für Rucksäcke und größere Taschen. Damit alle Gäste durch die Eingänge gehen, wird ein bislang noch offenes Teilstück an der Hangkante der Theresienhöhe mit einem mobilen Zaun geschlossen. Zudem werden die mit der U-Bahn kommenden Besucher teils umgelenkt.

26. August: Der womöglich letzte Brief von „Märchenkönig“ Ludwig II. ist aufgetaucht. Das Schreiben des Königs vom 10. Juni 1886 an Ludwigs Vetter Prinz Ludwig Ferdinand nährt aus Sicht des CSU-Politikers und Ludwig-Experten Peter Gauweiler Zweifel an der Theorie vom verrückten „Kini“.

11. September: Ein Kreuzfahrtschiff bleibt auf dem Main-Donau-Kanal bei Erlangen nachts an einer Brücke hängen. Zwei Besatzungsmitglieder – darunter der Vertreter des Kapitäns – sterben im zertrümmerten Führerhaus. In einer aufwendigen Bergungsaktion holen Rettungskräfte die etwa 180 Fahrgäste und fast 50 Crewmitglieder von Bord.

17. September: Das 183. Oktoberfest beginnt. Schlechtes Wetter zum Auftakt und Terrorangst führen zu einem Besucherrückgang beim größten Volksfest der Welt. Die Stadt hatte zuvor die Schutzmaßnahmen erhöht, unter anderem große Rucksäcke verboten und einen Zaun aufgestellt. Am Ende der Wiesn verzeichnen die Wirte dennoch Rekordumsätze.

19. September: Nach dem klaren Ja der Bürger zur neuen Skischaukel am Riedberger Horn im Allgäu verspricht Regierungschef Horst Seehofer (CSU), das Projekt umzusetzen ohne der Natur zu schaden.

23. September: Der Münchner Filmstudent Alex Schaad gewinnt mit seinem Social-Media-Thriller „Invention of Trust“ den goldenen Studenten-Oscar gewonnen – einen der begehrtesten Nachwuchspreise der US-Filmindustrie.

23. September: Die MAN-Tochter für Großdieselmotoren und Turbinen will fast jede zehnte Stelle streichen. Wie das Unternehmen in Augsburg mitteilt, sind etwa 1.000 Jobs in Deutschland betroffen.

23. September: Der Holocaust-Überlebende Max Mannheimer stirbt im Alter von 96 Jahren in einer Münchner Klinik. Wie kaum ein anderer hatte sich Mannheimer mit seiner ganzen Person eingebracht, um gegen das Vergessen anzukämpfen und gleichzeitig als Versöhner aufzutreten.

24. September: Er wurde vom Anhänger des Nationalsozialismus zum Gegner, vom stillen Priester zum „Engel von Dachau“: Hunderte Gläubige feiern in Würzburg die Seligsprechung von Pater Engelmar Unzeitig. Bischof Friedhelm Hofmann würdigt das Wirken des Mariannhiller Missionars bei einem Festgottesdienst als beispielhaft für eine christliche Menschenhaltung.

26. September: Dutzende Flüchtlinge hat eine Bande in Tanks und Verschläge von Lastwagen gepfercht und nach Deutschland gebracht. Das Landgericht Weiden verurteilt die vier Männer wegen gewerbs- und bandenmäßigen Einschleusens zu mehrjährigen Haftstrafen.

28. September: Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer spricht sich für den Bau der umstrittenen dritten Startbahn am Münchner Flughafen aus. Sie soll schon in naher Zukunft gebaut werden. Seehofer will den Weg für das Milliardenprojekt über einen neuen Bürgerentscheid in der Landeshauptstadt freimachen.

29. September: Die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe ergreift im Münchner NSU-Prozess zum ersten Mal persönlich das Wort. Sie verliest eine kurze Erklärung, in der sie einräumt, sich früher „durchaus mit Teilen des nationalistischen Gedankenguts“ identifiziert zu haben. Dies sei heute jedoch nicht mehr so. „Heute beurteile ich Menschen nicht nach Herkunft und politischer Einstellung, sondern nach Benehmen“, sagt Zschäpe.

29. September: Ein 51-Jähriger aus Montenegro, der im November 2015 kurz vor den Terroranschlägen in Paris mit einem Auto voller Waffen auf dem Weg nach Frankreich erwischt wurde, muss für vier Jahre in Haft. Das Münchner Landgericht verurteilt den Waffenkurier unter anderem wegen Verstößen gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz.

30. September: Material für den Bau von Rohrbomben und mehrere Waffen entdeckt die Polizei in einem Auto am deutsch-österreichischen Grenzübergang bei Kiefersfelden. Vier Männer werden festgenommen.

13. Oktober: Die Ermittler im Fall Peggy geben bekannt, dass am Fundort des Skeletts der getöteten Schülerin DNA-Spuren des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt entdeckt wurden.

19. Oktober: Ein „Reichsbürger“ schießt bei einer Razzia im mittelfränkischen Georgensgmünd auf Polizisten und verletzt vier Beamte, einer von ihnen stirbt. Gegen den 49-Jährigen, der das Feuer auf die Polizisten eröffnet hatte, wird wegen Mordes ermittelt. Der Jäger besaß 31 Lang- und Kurzwaffen zunächst legal.

25. Oktober: Zweimal S-Bahn: Im jahrelangen Streit um den künftigen Betrieb des Nürnberger S-Bahn-Netzes wirft das britische Bahnunternehmen National Express (NX) überraschend das Handtuch. In München geben Stadt, Land, Bund und Bahn grünes Licht für die zweite Stammstrecke. Die geplanten Kosten steigen allerdings enorm.

5. November: Die CSU gibt sich auf ihrem Parteitag in München ein neues Grundsatzprogramm.

10. November: Der Prozess um das Zugunglück von Bad Aibling beginnt mit einem Geständnis des angeklagten Fahrdienstleiters. Er räumt ein, ein Sondersignal gegeben zu haben, das er nicht hätte geben dürfen, und einen Notruf falsch abgesetzt zu haben. Dem Angeklagten wird fahrlässige Tötung vorgeworfen.

15. November: Die Staatsanwaltschaft Augsburg lässt Privat- und Büroräume des SPD-Landtagsabgeordneten Linus Förster durchsuchen. Gegen den 51-Jährigen wird wegen Bildaufnahmen einer Frau und Körperverletzung ermittelt. Er legt Spitzenämter nieder – knapp zwei Wochen später auch sein Landtagsmandat.

17. November: Das Amtsgericht Wunsiedel verurteilt einen Ladeninhaber, der in seinem Schaufenster in Selb ein Schild mit dem Satz „Asylanten müssen draußen bleiben“ und dem Bild eines Hundes aufgestellt hatte, wegen Volksverhetzung.

18. November: Wegen der Vogelgrippe gilt in Bayern ab sofort eine allgemeine Stallpflicht für Haus- und Nutzgeflügel.

24. November: Das seit Juli insolvente Festspielhaus Füssen ist gerettet. Der Insolvenzverwalter fand Investoren, die den Geschäftsbetrieb im Theater wieder aufnehmen und einen Großteil der Mitarbeiter auch übernehmen oder wieder zurückholen wollen.

25. November: Ein Feuer zerstört große Teile des historischen Rathauses in Straubing. Verletzt wird niemand.

25. November: Uli Hoeneß ist wieder Präsident des FC Bayern München. Die Vereinsmitglieder wählen den 64-Jährigen neun Monate nach seiner Haftentlassung ins höchste Amt des deutschen Fußball-Rekordmeisters.

07. Dezember: Auf ihrem Parteitag in Essen gibt sich die CDU ein deutlich konservativeres Profil: Neben einem weitreichenden Burka-Verbot fordern die Chrstdemokarten außerdem die Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft.

08. Dezember: Nach stundenlanger Debatte beschließt der Landtag das neue Bayerische Integrationsgesetz. Neben dem notwendigen Erlernen der deutschen Sprache soll im Freistaat nur noch derjenige Asylleistungen erhalten, der über ein gültiges Ausweispapier verfügt.

(dpa)