2016 war ein ereignisreiches Jahr für den Freistaat. (Bild: Imago/Blickwinkel)
2016

Rückblick 1: Das war das Jahr in Bayern

Das Jahr neigt sich dem Ende. Im ersten Teil unseres Jahresrückblicks werfen wir einen Blick auf die wichtigsten politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ereignisse des ersten Halbjahres in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

1. Januar: Das Jahr startet mit einer Terrorwarnung für München. Kurz vor Mitternacht sperrt die Polizei den Hauptbahnhof und den Bahnhof Pasing für mehrere Stunden. Unklar bleibt, ob es die mutmaßlichen islamistischen Attentäter überhaupt gibt und wo sie sich befinden.

1. Januar: Während der Neujahrsfeier wird ein elfjähriges Mädchen in Oberaurach in Unterfranken von einem Schuss in den Kopf getötet. Fast zwei Wochen später nimmt die Polizei den mutmaßlichen Schützen fest. Motiv: persönlicher Frust und Ärger über die Knallerei zu Silvester.

8. Januar: Bei den Regensburger Domspatzen hat es wesentlich mehr Misshandlungsfälle gegeben als angenommen. Von 1953 bis 1992 seien mindestens 231 Kinder von Priestern und Lehrern des Bistums misshandelt worden, gibt der von Bistum und Chor mit der Klärung des Skandals beauftragte Rechtsanwalt Ulrich Weber bekannt. Zudem seien 50 Kinder in Regensburg auch Opfer sexueller Gewalt geworden.

8. Januar: Rund 70 Jahre nach dem Tod Adolf Hitlers ist jetzt seine Hetzschrift „Mein Kampf“ als kritisch kommentierte Ausgabe auf dem Buchmarkt. Das Münchner Institut für Zeitgeschichte will das jahrzehntelang verbotene Buch mit der zweibändigen Edition entmystifizieren. Der Veröffentlichung waren monatelange Debatten vorausgegangen.

31. Januar: Deutschlands Rennrodler dominieren die Heim-WM. Das von Felix Loch angeführte Team sichert sich im Eiskanal am Königssee sechs von sieben möglichen Goldmedaillen.

5. Februar: Nach dem Brandinferno von Schneizlreuth mit sechs Toten verurteilt das Landgericht Traunstein den Angeklagten zu drei Jahren Haft. Der Pächter eines denkmalgeschützten Bauernhofes sei der fahrlässigen Tötung und fahrlässigen Körperverletzung schuldig.

9. Februar: Zwei entgegenkommende Regionalzüge rasen nahe Bad Aibling (Landkreis Rosenheim) bei vollem Tempo ineinander. Zwölf Menschen kommen ums Leben. Rund 80 werden verletzt. Ein Fahrdienstleiter hatte mehrere Fehler gemacht. Infolge des Unfalls am Faschingsdienstag sagen zum ersten Mal in der Geschichte alle Parteien in Bayern den traditionellen politischen Aschermittwoch ab.

15. Februar: Der Oberste Rechnungshof prangert in einem Gutachten zur Bayern-Ei-Affäre Mängel in der bayerischen Lebensmittelüberwachung an. Die Prüfer kritisieren unter anderem die Fülle der bürokratischen Vorschriften, mangelnde Kooperation der zuständigen Fachbehörden und eine nicht ausreichende Zahl von Kontrollen in Lebensmittelbetrieben.

23. Februar: Ein in den 1990er Jahren unter dem Spitznamen „Besenstielräuber“ bekanntgewordener Gangster hat den FC Bayern München um einen Millionenbetrag erpressen wollen. Der 63-Jährige hatte unter anderem eine Million Euro und Diamanten vom deutschen Fußball-Rekordmeister verlangt. Von 1992 bis 1998 hatte der Mann 16 Banken im Großraum München und im Oberland ausgeraubt, dabei Dutzende Geiseln genommen und die Türen mit einem Besenstiel versperrt.

29. Februar: Uli Hoeneß ist kein Häftling mehr. Der frühere Präsident des FC Bayern München wird nach der Hälfte seiner Gefängnisstrafe von dreieinhalb Jahren vorzeitig entlassen. Das Münchner Landgericht hatte ihn am 13. März 2014 wegen Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro verurteilt. Am 2. Juni 2014 trat Hoeneß die Strafe an.

1. März: Beim ersten tödlichen Lawinenunglück in Bayern seit fast zwei Jahren kommt in den Allgäuer Alpen ein Skifahrer ums Leben. Am Breitenberg bei Pfronten löste der 63 Jahre alte Einheimische die Schneemassen selbst aus.

17. März: Ein ehemaliger BND-Mitarbeiter muss wegen jahrelanger Spitzel-Tätigkeit vor allem für den US-Geheimdienst CIA für acht Jahre ins Gefängnis. Das Münchner Oberlandesgericht spricht den 32-Jährigen des Landesverrats in zwei Fällen sowie wegen Verletzung von Dienstgeheimnissen und Bestechlichkeit schuldig.

4. April: Diverse Medien veröffentlichen Enthüllungen über Politiker, Prominente und Sportler, die Geld über in Panama gegründete Briefkastenfirmen versteckt haben sollen („Panama Papers“). In Bayern betroffen sind von den Berichten unter anderem der Elektrokonzern Siemens und die BayernLB.

5. April: CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt kündigt an, dass sie sich mit der Wahl 2017 aus dem Bundestag zurückziehen will. Sie ist seit 1969 CSU-Mitglied. Dem Bundestag gehört sie seit 1987 an. Sie war unter anderem Bundesbauministerin, Bundesgesundheitsministerin und Vizepräsidentin des Bundestags.

8. April: Der Internet-Gigant Google eröffnet in München ein neues Entwicklungszentrum. Langfristig sollen dort bis zu 800 Beschäftigte arbeiten und damit doppelt so viele wie bisher.

10. April: Beim ersten Bürgerentscheid in der 36-jährigen Geschichte der bayerischen Gartenschauen spricht sich die Mehrheit der Traunsteiner gegen die für 2022 geplante Landesgartenschau aus. 63,3 Prozent stimmen für das von einem Aktionsbündnis initiierte Bürgerbegehren gegen die Blumenschau.

12. April: Überraschende Wende bei den Ermittlungen zum Zugunglück von Bad Aibling: Der beschuldigte Fahrdienstleiter hat unmittelbar vor der Katastrophe entgegen den Vorschriften auf seinem Handy Computerspiele gespielt. Das hat die Staatsanwaltschaft zwei Monate nach dem Zusammenstoß der beiden Züge herausgefunden. Der 39-Jährige sitzt deshalb wegen fahrlässiger Tötung in Untersuchungshaft.

12. April: Der Amokschütze aus Mittelfranken wird wegen zweifachen Totschlags in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. Laut der Entscheidung des Landgerichts Ansbach hat der Mann im Sommer 2015 in Leutershausen bei Ansbach zuerst eine 82-jährige Frau und dann einen 72 Jahre alten Radfahrer erschossen. Danach fuhr er weiter und schoss noch auf eine Autofahrerin und auf einen Traktorfahrer.

12. April: Bayern steuert bei der Unterbringung von Flüchtlingen um. Nach Grenzschließungen entlang der «Balkanroute» sollen Flüchtlinge in Bayern künftig länger als bisher in Erstaufnahmeeinrichtungen bleiben, nämlich bis zu sechs Monate. Zugleich sollen bis zu 15 000 zusätzliche Erstaufnahme-Plätze in Kasernen geschaffen werden. Bestehende Notunterkünfte werden geschlossen.

13. April: Der niederländische König Willem-Alexander (48) und Königin Máxima (44) besuchen Bayern. Am ersten Tag stehen in München unter anderem ein Treffen mit Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) auf dem Programm. Am zweiten Tag besichtigt das royale Paar in Nürnberg nach der Begrüßung unter anderem durch Innenminister Joachim Herrmann (CSU) wieder Museen. Für Wirbel sorgt am Rande ein Emblem auf Máximas grauem Mantel, das entfernt an ein Hakenkreuz erinnert.

15. April: Bei einem Besuch in Oberfranken interessiert sich Bundespräsident Joachim Gauck vor allem dafür, wie eine Region mit einer alternden Bevölkerung umgeht – und ob es gelingen könne, das Demografieproblem in den Griff zu bekommen. „Und es scheint so zu sein, dass sich hier eine gute Entwicklung abzeichnet.“ Die als strukturschwach bekannte Region sei nicht umsonst für seinen Besuch ausgewählt worden, sagt Gauck. Sie sei eine, „die nicht jammert“.

22. April: Der EHC Red Bull München wird zum ersten Mal deutscher Eishockey-Meister.

1. Mai: Die Fußball-Frauen des FC Bayern München werden zum dritten Mal deutscher Meister.

7. Mai: Der FC Bayern München wird zum 26. Mal deutscher Fußball-Meister.

10. Mai: Ein psychisch kranker Amokläufer sticht am Bahnhof in Grafing bei München wild um sich und tötet dabei einen Fahrgast. Drei weitere Männer verletzte er schwer. Eine zunächst vermutete politische Radikalisierung lag bei dem 27-Jährigen nicht vor.

12. Mai: Wegen Mordes an der schwangeren Rebecca verurteilt das Landgericht Aschaffenburg ihren Ex-Freund zu lebenslanger Haft. Zudem stellen die Richter die besondere Schwere der Schuld fest. Sie sprechen den Mann schuldig, seine im neunten Monat schwangere Geliebte ein Jahr zuvor mit einem Kabelbinder erwürgt zu haben. Danach versteckte er ihre Leiche in einer Garage.

23. Mai: Der 1. FC Nürnberg verpasst die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga knapp. Der Tabellendritte der 2. Liga scheitert in der Relegation an Eintracht Frankfurt. Der Bundesliga-16. gewinnt nach einem 1:1 im Hinspiel die zweite Partie in Nürnberg mit 1:0.

24. Mai: Die Würzburger Kickers steigen nach 38 Jahren wieder in die 2. Fußball-Bundesliga auf. Der Tabellendritte der 3. Liga setzt sich in der Relegation gegen den Zweitliga-Drittletzten MSV Duisburg durch.

30. Mai: Schwere Unwetter und Überschwemmungen verwüsten über Nacht mehrere Orte. Die durchziehende Gewitterfront trifft vor allem Unter- und Mittelfranken sowie Niederbayern – dort insbesondere Simbach am Inn. Der Sachschaden ist immens, Menschen kommen – anders als in Baden-Württemberg – nicht ums Leben.

1. Juni: Nun treffen die Unwetter Niederbayern – und zwar heftig. Sieben Menschen sterben in den Fluten beziehungsweise den Folgen, Orte wie Simbach am Inn und Triftern werden in weiten Teilen verwüstet. Häuser stehen tagelang unter Wasser, Hunderte sind nicht mehr sanierbar. Mehrere Landkreise rufen den Katastrophenfall aus, der Sachschaden liegt mindestens im Milliardenbereich.

5. Juni: Nun Oberbayern: Nach heftigen Regenfällen in der Region erklärt das Landratsamt Weilheim-Schongau für das vom Hochwasser betroffene Gebiet rund um die Gemeinde Polling den Katastrophenfall.

12. Juni: Die Brose Baskets Bamberg werden zum achten Mal deutscher Basketball-Meister.

14. Juni: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Regensburgs Oberbürgermeister Joachim Wolbergs (SPD) und drei Unternehmer wegen Verdachts auf Vorteilsannahme im Zusammenhang mit Parteispenden. Wolbergs soll seit 2013 mehr als eine halbe Million Euro Spenden für den SPD-Ortsverein Regensburg entgegengenommen haben. Der OB sollte so mutmaßlich dazu veranlasst werden, Einfluss bei anstehenden Entscheidungen über Bauvorhaben im Sinne der Spender auszuüben.

15. Juni: Der Neubau einer Brücke für die viel befahrene Autobahn 7 bei Werneck in Unterfranken stürzt ein. Ein Bauarbeiter stirbt, 15 werden verletzt.

(dpa)