Kein muslimisches Begräbnis für Attentäter?
Ein Sprecher des Zentralrats der Muslime in Deutschland regt an, den Attentätern von Ansbach und Würzburg eine muslimische Bestattung zu verweigern. In Frankreich hat es die islamische Gemeinde abgelehnt, am Begräbnis von Terroristen teilzunehmen.
Terroristen

Kein muslimisches Begräbnis für Attentäter?

Ein Sprecher des Zentralrats der Muslime in Deutschland regt an, den Attentätern von Ansbach und Würzburg eine muslimische Bestattung zu verweigern. In Frankreich hat es die islamische Gemeinde abgelehnt, am Begräbnis von Terroristen teilzunehmen.

Den mutmaßlich islamistischen Attentätern von Würzburg und Ansbach könnte nach Einschätzung des Zentralrats der Muslime in Deutschland eine Beerdigung auf einem islamischen Friedhof verwehrt bleiben. Das erklärte Mohamed Abu El Qomsan, Bayern-Beauftragter des Zentralrats der Muslime gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Da es einen solchen Fall in Bayern bisher nicht gegeben habe, sei derzeit noch unklar, wie sich die muslimischen Gemeinden verhalten werden.

„Sollte aber an islamische Gemeinden in Bayern die Bitte herangetragen werden, einen Selbstmordattentäter zu beerdigen, dann wird es bei den Vorständen sicherlich eine große Diskussion darüber geben“, sagte Abu El Qomsan. Er selbst sei der Auffassung, dass Attentätern sowohl ein Begräbnis auf einem islamischen Friedhof als auch eine islamische Zeremonie verweigert werden sollte. In solchen Fälle bleibe den Angehörigen nur die Möglichkeit, den Toten auf einem öffentlichen Friedhof beizusetzen.

In Frankreich bleibt der Imam der Beerdigung fern

In Frankreich war Attentätern bereits ein muslimisches Begräbnis verweigert worden. Der Vorsitzende des Rats der Muslime in der Normandie, Mohammed Karabila, hatte dem US-Sender CNN gesagt, dass weder er noch der örtliche Imam an der Beerdigung des Attentäters Adel Kermiche teilnehmen würden. Der 19-jährige Kermiche und sein ebenfalls 19-jähriger Mittäter waren mit Messern bewaffnet in die Kirche von Saint-Etienne-du-Rouvray bei Rouen eingedrungen. Die Angreifer töteten den Priester und verletzten einen über 80 Jahre alten Gottesdienstbesucher schwer. Die beiden Attentäter wurden von Polizisten erschossen.

Leichen der Attentäter sind noch nicht freigegeben

Vor zwei Wochen hatte ein 17-jähriger Flüchtling in einem Regionalzug bei Würzburg mehrere Menschen mit einer Axt und einem Messer schwer verletzt und war anschließend von Polizisten erschossen worden. In Ansbach hatte vor einer Woche ein 27 Jahre alter Syrer in der Nähe eines Musikfestes eine Bombe gezündet und war dabei ums Leben gekommen. 15 Menschen wurden bei dem Anschlag verletzt.

Wann es in beiden Fällen zu einer Bestattung kommen könnte, war zunächst noch unklar. Eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe sagte lediglich, die Leichen der beiden jungen Männer seien von den Ermittlern noch nicht freigegeben. Wann dies der Fall sein werde, konnte sie nicht sagen.

Wer übernimmt die Kosten?

Das Landratsamt Würzburg beschäftigt sich dennoch bereits grundsätzlich mit dem Thema. Derzeit müsse geklärt werden, was mit den sterblichen Überresten des 17 Jahre alten Flüchtlings geschehen könnte, sobald diese freigegeben sind. „Wo und nach welchen Kriterien wird er bestattet und wer übernimmt die Kosten dafür?“, nannte eine Behördensprecherin die Fragen, die dann zu klären seien.

Möglicherweise gebe es auch eine Familie, die den Leichnam in das Heimatland des Jugendlichen zurückholen wolle. Sollte dies nicht der Fall sein, müsse sich voraussichtlich das Landratsamt um eine Bestattung kümmern.

Überführung nach Afghanistan beantragt

Zwei mutmaßliche Angehörige des Würzburger Attentäters hatten sich bei der deutschen Botschaft in Kabul gemeldet und eine Überführung der Leiche nach Afghanistan beantragt. Dies sagte der leitende Würzburger Oberstaatsanwalt Bardo Backert in der vergangenen Woche. Der 17-Jährige galt zunächst als Afghane. Später wurden an seiner Nationalität jedoch Zweifel laut. Zum Fall des Bombenattentäters von Ansbach konnte eine Sprecherin der Stadt zunächst nichts zu Überlegungen zu einer Bestattung sagen.

In der Türkei will Präsident Erdogan den beim Putschversuch getöteten Aufständischen ein muslimisches Begräbnis verweigern. Zeitungsberichten zufolge sollen sie in einer eigens errichtete Massengrabstätte in einem Vorort von Istanbul beerdigt werden. Die Putschisten hätten das Gesetz „mit Füßen getreten“, erklärte dazu die nationale Religionsbehörde Diyanet. „Sie haben die Erlösung oder Gebete ihrer muslimischen Brüder nicht verdient.“ Eine entsprechende Weisung an alle Imame sei ergangen, melden Medien.

(dpa/TR)