Auch der Würzburg-Attentäter hatte offenbar Verbindung zum sogenannten Islamischen Staat. (Bild: Imago/Reporters)
Würzburg-Attentäter

Motiv klar, Herkunft zweifelhaft

Aus Vermutung wird Gewissheit: Der Attentäter von Würzburg hatte Kontakte zur Terrormiliz IS, das Bekennervideo ist echt. Einige Ungereimtheiten lassen dagegen Zweifel an der Identität des Terroristen aufkommen.

Was schon kurz nach dem schrecklichen Anschlag auf Zugpassagiere in Würzburg-Heidingsfeld vermutet wurde, ist nun erschreckende Gewissheit: Der Attentäter hatte offenbar Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat. Wie Innenminister Joachim Herrmann bestätigte, habe das Bundeskriminalamt ein Internet-Bekennervideo sorgfältig geprüft. Das Ergebnis: Bei dem Mann in dem Video handelt es sich um den Attentäter, der in Unterfranken insgesamt fünf Menschen verletzt hat, bevor er von der Polizei erschossen wurde.

Das Video war vom IS-Sprachrohr Amak im Internet veröffentlicht worden. Darin bekennt der Mann: „Im Namen Gottes, ich bin ein Soldat des IS und beginne eine heilige Operation in Deutschland.“ Während seiner Rede hält er immer wieder ein Messer in die Kamera.

Zweifel an Herkunft und Alter

Während eine Verbindung zum Islamischen Staat – so lose sie auch gewesen sein mag – nun also als gesichert gilt, wachsen die Zweifel an der Identität des Täters. Seit seiner Einreise nach Deutschland – vor zwei Jahren, nicht wie zunächst gemeldet erst im Frühjahr 2016 – hatte der Terrorist stets die gleichen Angaben zu Name, Alter und Herkunft gemacht. Den Angaben zufolge wäre der Mann jetzt 17 Jahre alt und stammt aus Afghanistan.

Ein Fund in dem Zimmer des Attentäters im Haus seiner Pflegeeltern aber gibt Rätsel auf: Übereinstimmenden Medienberichten zufolge wurde dort ein pakistanisches Dokument gefunden. Auch gibt es immer größere Zweifel daran, dass der Mann tatsächlich noch minderjährig war. Vielmehr sieht es so aus, als habe sich der Terrorist bei seiner Einreise jünger gemacht, als er war, um in das besonders geschützte Programm für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zu kommen. Dieser Trick wurde schon bei vielen Asylbewerbern enttarnt, mindestens ebenso viele dürften aber damit durchgekommen sein.

Mögliches Motiv gibt Rätsel auf

Als mögliches Motiv wird über die Nachricht vom Tod eines engen Freundes des Mannes in Afghanistan spekuliert – diese Theorie wird aber noch verwunderlicher, wenn man bedenkt, dass der Täter mit einiger Wahrscheinlichkeit gar nicht aus Afghanistan kommt.

Herrmann warnt vor Pauschalurteil

Trotz der großen Verwirrung um die Person des Würzburg-Attentäters warnte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann vor einem Pauschal-Urteil gegenüber Flüchtlingen. „Die allermeisten Terroristen, die in Europa in den vergangenen Jahren Anschläge verübt haben, sind keine Flüchtlinge, sondern hier aufgewachsen, und hier radikalisiert“, erklärte der CSU-Politiker in der ARD-Sendung Brennpunkt. Daher, so Herrmann, dürfe man jetzt nicht alle Flüchtlinge, die nach Deutschland kämen, „in einen Topf werfen“.

Die Sicherheitsbehörden sind auf die Augen jener angewiesen, die tagtäglich mit Flüchtlingen arbeiten.

Joachim Herrmann

Stattdessen müsse man sich viel mehr fragen, wie es sein kann, dass sich ein junger Mann trotz aller Unterstützung, die er hierzulande erfahre, „in so kurzer Zeit derart radikalisieren kann“. Es sei denn natürlich, er war schon vor seiner Einreise radikalisiert. Die Sicherheitsbehörden seien auf die aufmerksamen Augen jener angewiesen, die tagtäglich mit Flüchtlingen arbeiten, sagte der Minister. „Nur so können wir rechtzeitig verhindern, dass jemand derart aus dem Ruder läuft.“