Polizei im Einsatz. (Foto: Imago/Ralph Peters)
Kriminalfall

Leiche der vermissten Peggy gefunden

Der Knochenfund eines Pilzsammlers hat das Schicksal der vor mehr als 15 Jahren verschwundenen Peggy geklärt. Die in Thüringen gefundenen Knochen stammen von der vermissten Peggy Knobloch, wie ein DNA-Abgleich ergab. Die Aufklärung des Falles, der ganz Bayern bewegt, bleibt aber fraglich.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Gera hat am Dienstag bestätigt, dass die in einem Waldstück in Thüringen gefundenen Knochenreste sicher von der vermissten Schülerin Peggy stammen. Ein DNA-Test brachte die Gewissheit. Peggy war am 7. Mai 2001 auf dem Heimweg von der Schule verschwunden.

Die Polizei Oberfranken hat deshalb in Bayreuth die Sonderkommission „Peggy“ eingerichtet. Auch die am Fundort aufgefundenen Gegenstände würden eindeutig auf Peggy hinweisen. Laut Polizei sei der Fundort aber möglicherweise nicht der Tatort. Die Todesursache ist noch unklar. Da ein Teil der Knochen aber vergraben war, muss eine Fremdeinwirkung vorliegen.

Knochenreste gefunden

Die Knochenreste waren am Samstag von einem Pilzsammler in einem Waldstück zwischen dem thüringischen Rodacherbrunn (Saale-Orla-Kreis) und dem bayerischen Nordhalben gefunden worden. Der Fundort der Leiche liegt nur wenige Kilometer von Peggys Heimatort Lichtenberg (Landkreis Hof) entfernt. Die Polizei in Thüringen erklärte, bei den Ermittlungen werde „der Fall Peggy nicht außer Acht gelassen“. Unabhängig von dem DNA-Abgleich durchkämmen derzeit zahlreiche Polizisten das Waldstück auf der Suche nach weiteren Spuren.

Ob der Fall Peggy nach einem Leichenfund gelöst werden könnte, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Zumindest ihre Eltern haben nun die überaus traurige Gewissheit über das Schicksal ihrer Tochter.

Hoffnung auf Abschluss

Nachdem die Leiche der seit 15 Jahren vermissten Peggy identifiziert wurde, hofft der Bürgermeister ihrer Heimatstadt Lichtenberg, dass der Fall bald abgeschlossen werden kann. „Das wäre sehr, sehr wichtig für Lichtenberg“, sagte der parteilose Bürgermeister des oberfränkischen Ortes, Holger Knüppel, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Er hoffe, dass die neuen Spuren zum Täter führten. „Das Schlimmste wäre, wenn da niemand gefunden wird, kein Schuldiger.“ Obwohl noch nicht endgültig geklärt ist, ob es sich um ein Gewaltverbrechen handelt, gehe er innerlich doch davon aus. „Um den Fall abschließen zu können, bräuchte man eine schuldige Person.“ Andernfalls würde das „ewig auf Lichtenberg lasten“.

Der Fall Peggy – eine unendliche Geschichte?

Es ist ein Kriminalfall, der ganz Bayern so bewegt hat wie sonst nur noch der Fall der 1981 entführten und erstickten zehnjährigen Ursula Herrmann: Am 7. Mai 2001 verschwand die neunjährige Peggy auf ihrem Heimweg von der Schule, seitdem fehlte von dem Mädchen jede Spur. Wochenlange Suchaktionen blieben ohne Erfolg, auch Bundeswehr-Tornados waren im Einsatz. 2002 präsentierten die Ermittler den geistig behinderten Ulvi K. als Tatverdächtigen. Er habe Peggy ermordet, um zu vertuschen, dass er sie sexuell missbraucht habe, hieß es damals. Der Mann wurde 2004 als Peggys Mörder verurteilt, 2014 jedoch in einem Wiederaufnahmeverfahren freigesprochen. Zwischenzeitlich gerieten ehemalige Bekannte der Familie Peggys aus Halle/Saale ins Visier der Fahnder, doch auch diese Spur brachte keinen Durchbruch. Sie gelten inzwischen nicht mehr als Verdächtige.

Auch noch in den vergangenen Jahren gab es eine Reihe von spektakulären Untersuchungsaktionen der Polizei, um das Verschwinden der Schülerin doch noch aufzuklären. Mal wurde in einer Talsperre in Sachsen nach Peggys Schulranzen gesucht, mal wurde ein Anwesen in Lichtenberg durchsucht – sogar im Garten wurde gegraben. Die Ermittler fanden damals zwar Knochenreste, sie stammten aber nicht von Peggy. Ebenso erfolglos blieb eine Grabungsaktion am Lichtenberger Friedhof Anfang 2014.

(dpa)