Jugendliche auf der Spiele-Messe "Gamescom" in Köln. (Foto: Imago/Jochen Tack)
Drogenbericht

High am Telefon und am Rechner

Der Suchtbericht 2016 der Drogenbeauftragten Marlene Mortler rechnet positive Entwicklungen beim Konsum von Alkohol, Tabak und sogar weichen Drogen vor. Dafür rückt sie die Smartphone und Computer-Sucht von Jung bis Alt in den Fokus: 560.000 Deutsche seien "onlinesüchtig".

Weg von den klassischen Suchtstoffen, so entwickeln sich große Teile der Gesellschaft. Dafür beobachtet die Drogenbeauftragte der Bundesregierungen, Marlene Mortler (CSU), eine beunruhigende Entwicklung bei neuen, oft sogar legalen Gehirnverneblern.

In ihrem „Drogen- und Suchtbericht 2016“ rechnet sie zunächst positive Entwicklungen vor: Seit 1980 sei der Pro-Kopf-Konsum reinen Alkohols um drei Liter zurückgegangen. „Auch jugendliches Rauschtrinken nimmt ab.“ Ebenso lasse der Tabakkonsum nach. Ganz besonders unter den 12- bis 17-Jährigen, von denen nur mehr 7,8 Prozent zur Zigarette greifen. Obwohl noch immer jeder vierte Deutsche raucht, in Nord- und Ostdeutschland mehr als im Süden. Selbst bei den illegalen weichen Drogen Marihuana und Haschisch beschreibt der Bericht ein eher positives Bild.

Bei den harten Drogen jedoch verzeichnet Mortler traurige Rekorde. Die Zahl der Drogentoten stieg 2015 auf 1226. Die meisten davon starben in Bayern (314) und Nordrhein-Westfalen (182), meist infolge des Konsums von Opiaten wie Heroin. Ebenso große Sorge bereiten der Bundesbeauftragten die synthetischen Stoffe wie Crystal-Meth oder so genannte „Legal Highs“, die per Internet als Badezusatz oder ähnliches vertrieben werden.

Am Kabel statt an der Nadel

Einen Schwerpunkt legt Mortler jedoch auf ein Sucht-Thema, das gar nichts mit der Einnahme von Substanzen zu tun hat: Neben der Spielsucht nehme vor allem die Online-Sucht rapide zu. Rund 560.000 Deutsche gelten als „onlinesüchtig“. „Eine zunehmende Bedeutung kommt den Auswirkungen exzessiver Computerspiel- und Internetnutzung zu“, vermerkt ihr Bericht. Das Ziel sei es freilich nicht, „Computerspiele oder Smartphones zu verbieten, denn diese sind heutzutage ein wesentlicher Bestandteil der alltäglichen Kommunikation“. Vielmehr gelte es, speziell an Schulen eine Debatte über den maßvollen, gesunden Umgang mit dem Medium Internet anzustoßen. Zu wirklicher Medienkompetenz für Jung und Alt gehört nach Mortlers Worten auch das Wissen um schädliche Nebenwirkungen von übermäßigem Mediengebrauch.

Wie nah auch viele Erwachsene, die sich für resistent halten, mit ihren Telefonen am Suchtverhalten liegen, zeigen vier Tipps, die der Suchtbericht für den Umgang mit Smartphones gibt: Wecker statt Telefon im Schlafzimmer, Nutzung einer Armbanduhr statt einem Blick aufs Mobilgerät, Smartphone in den Rucksack statt in die Hosentasche und Lautlos-Funktion beim Treffen mit Freunden. Wenn sie ehrlich sind, fallen den meisten wahrscheinlich schon solche einfachen Verhaltensweisen schwer.