Die Zahl der Supermärkte und Lebensmittelgeschäfte in kleinen bayerischen Gemeinden sinkt. (Bild: Imago/biky)
Neue BR-Recherche

Die Nahversorgung wackelt

Eine neue Erhebung des Bayerischen Rundfunks zeigt: In vielen ländlichen Regionen Bayerns gibt es kaum noch Läden und Geschäfte in den Gemeinden. Besonders betroffen sind Oberfranken und die Oberpfalz - dort machten in den letzten zehn Jahren besonders viele Lebensmittelgeschäfte dicht. Dagegen erleben Dorfläden einen regelrechten Boom.

In den ländlichen Regionen Bayerns haben in den vergangenen zehn Jahren immer mehr Lebensmittelgeschäfte dicht gemacht. Zu diesem Schluss kommt eine Erhebung des Journalisten-Teams BR Data. Insgesamt ist die Zahl der Läden und Supermärkte im Freistaat seit 2005 um knapp 10 Prozent zurückgegangen, von 6501 auf 5883. Das belegen Zahlen aus dem bayerischen Wirtschaftsministerium, die BR Data vorliegen.

Besonders brisante Lage in Oberfranken und der Oberpfalz

Vergleicht man die Entwicklung in den verschiedenen Regierungsbezirken, dann ergibt sich bei der Nahversorgung eine deutliche Schieflage. So hat die Zahl der Supermärkte und Lebensmittelgeschäfte besonders in der Oberpfalz und in Oberfranken abgenommen. In den beiden Bezirken ging die Zahl der Geschäfte in den Gemeinden um rund ein Fünftel zurück. In Schwaben dagegen sank die Zahl nur um rund fünf Prozent. In Oberbayern ist die Situation etwa gleich geblieben, allerdings gibt es hier große Unterschiede zwischen Stadt und Land.

Während in den ostbayerischen Landkreisen die Anzahl der Geschäfte deutlich zurückgeht, nimmt sie in den Boom-Regionen des Freistaats, wie München oder Ingolstadt, eher zu. Am stärksten von den Rückgängen betroffen sind die Landkreise Neustadt an der Waldnaab, Hof und Bad Kissingen, die in den letzten zehn Jahren jeweils mehr als ein Drittel der Lebensmittelgeschäfte verloren haben. In 16 weiteren Landkreisen haben zwischen 20 und 30 Prozent der Supermärkte dicht gemacht.

Gegentrend: Bürger machen Dorfläden auf

Dagegen verzeichnen die BR-Journalisten eine Art „Gegentrend“ in den ländlichen Regionen Bayerns. Mehr als 500 Gemeinden im Freistaat haben zwar kein Lebensmitteleinzelhandelsgeschäft mehr, gut 100 davon verfügen nicht einmal über einen Bäcker oder Metzger im Ort. Stattdessen gründen viele Bürger Dorfladeninitiativen, um die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort zu erhalten. In ganz Bayern gibt es bereits mehr als 100 solche Initiativen und Projekte – Tendenz steigend. Solche Dorfläden sind zumeist genossenschaftlich organisiert und bieten in erster Linie Produkte aus der direkten Umgebung der Ortschaft an.

Neben der Möglichkeit, vor Ort einzukaufen, erfüllen Läden und Geschäfte in den Gemeinden den BR-Journalisten zufolge auch eine wichtige soziale Funktion. Lebensmittelgeschäfte seien gerade für kleinere Gemeinden ein Zentrum des täglichen Dorflebens und daher unbedingt erhaltenswert.

(BR/dos)