Ein Hamburger Professor fordert die Einführung von Arabisch als Pflichtfach an deutschen Schulen - und geht sogar noch einen Schritt weiter. (Bild: F. Schuh/Imago)
Empörung über Äußerung

Professor fordert Arabisch als Pflichtfach

Ein Hamburger Professor fordert, Arabisch künftig als Pflichtfach an deutschen Schulen einzuführen. Er geht sogar so weit, Arabisch als gleichberechtige Unterrichtssprache neben Deutsch zu fordern. Die Empörung über den Vorstoß ist riesig. In der CDU spricht man von einem "völlig falschen Signal" - und Bayerns Kultusminister

Der Hamburger Informatikprofessor und Bildungsexperte Thomas Strothotte sorgt mit einem Vorstoß zur Integration für reichlich Verwunderung. In einem Artikel in der Wochenzeitung Die Zeit fordert er, Arabisch künftig als Pflichtfach an deutschen Schulen einzuführen.

Die „tiefgreifenden Wandlungsprozesse“ in der deutschen Gesellschaft machen es seiner Meinung nach notwendig, über einen verpflichtenden Arabisch-Unterricht an deutschen Schulen nachzudenken. Neben Deutsch sollte Arabisch für alle Schüler bis zum Abitur unterrichtet werden, fordert Strothotte, der an der Hamburger Privatuniversität „Kühne Logistics University“ doziert.

Doch Strothotte geht sogar noch einen Schritt weiter. Er fordert, Arabisch neben Deutsch als zweite Unterrichtssprache einzusetzen. „Wir würden damit anerkennen, ein Einwanderungsland und eine mehrsprachige Gesellschaft zu sein.“

Wut und Empörung über Vorstoß

Die Empörung und Verwunderung über Strothottes Vorschlag ist – wenig überraschend – riesig. Das CDU-Vorstandsmitglied Jenovan Krishnan etwa kann über die Äußerungen des Professors nur den Kopf schütteln. Krishnan sagte dem Focus, er halte von dem Vorstoß „gar nichts“. Der Vorschlag gieße nur Öl in eine ohnehin schon hitzige Debatte. „Es darf nicht sein, dass wir deutsche Schüler zu so etwas zwingen“, stellte der CDU-Politiker, der auch Chef des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) ist, fest.

„Das wäre das völlig falsche Signal“

Arabisch als Pflichtfach wäre seiner Ansicht nach „das völlig falsche Signal. Es klingt, als würde von uns erwartet, die Kultur jener Leute anzunehmen, die zu uns ins Land kommen und hier Schutz suchen.“ Dabei gehe es in erster Linie darum, dass die Flüchtlingskinder aus dem Nahen Osten Deutsch lernten, um sich integrieren zu können, so Krishnan.

Tatsächlich führt Strothottes Vorschlag alle Integrationsbemühungen ad absurdum. Zusätzlich wäre er Gift für die Vereinbarungen des neuen Asylpakets II, das die Bundesregierung kürzlich beschlossen hat. Darin sind auch Grundvoraussetzungen für eine gelingende Integration der Flüchtlinge mit Bleibeperspektive in Deutschland formuliert. Wichtigster Punkt: Die Ankommenden müssen Deutsch lernen. Davon, dass deutsche Schüler auch arabisch lernen sollen, ist nicht die Rede.

Spaenle: Vorschlag „nicht zielführend“

Auch aus Bayern kommt Kritik an dem Vorstoß. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) sagte auf Anfrage des BAYERNKURIER, er halte den Vorschlag für für „nicht zielführend“. Bayern besonders, aber auch Deutschland insgesamt, stünden auf dem Fundament des christlich-jüdisch geprägten Abendlandes. „Dies gilt gerade in einer Zeit, in der wir uns in besonderer Weise einer Leitkultur vergewissern müssen, in der Demokratie und Menschenrechte nach europäischem Verständnis tief verankert sind und bleiben müssen. Bildungspolitik ist auch ein Spiegel der Gesellschaft auf dem Boden des Grundgesetzes und der Bayerische Verfassung.“

Man fühle sich in Deutschland der bewährten Kultur und ihren Werten verpflichtet, sei aber auch zugleich offen für den Fortschritt. „Dies dokumentiert sich auch in der Gestaltung des verpflichtenden Fächerspektrums an den Schulen, in dem moderne Fächer wie Informationstechnologien ebenso ihren Platz finden wie das Spektrum klassischer und zugleich zeitgemäßer Bildung wie Deutsch und Geschichte sowie andere Sprachen, Kultur- und Naturwissenschaften und eine klare Werteerziehung.“ Auf den Punkt gebracht sagte Speanle: „Arabisch als Pflichtfach an den Schulen nein, Arabisch als Wahlfach an einzelnen Schulen ist denkbar.“