Vertreter aus 195 Ländern schlossen beim diesjährigen Klimagipfel in Paris ein weitreichendes Abkommen, dass die Folgen des Klimawandels endlich in den Griff bekommen will. Foto: imago/Xinhua
Klimagipfel

Historisches Abkommen der Staatschefs

Jubel in Paris: Nach zweiwöchigen Verhandlungen haben sich nahezu alle Staaten der Welt auf einen historischen Klimaschutz-Vertrag geeinigt. Das verbindliche Abkommen wurde von Umweltschützern überwiegend positiv aufgenommen. Zentrales Ziel ist es, die durch Treibhausgase verursachte Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen.

Der UN-Klimagipfel in Paris ist zu Ende. Und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Denn die Weltgemeinschaft hat die Abkehr von Öl, Gas und Kohle eingeläutet. US-Präsident Barack Obama sprach von einem möglichen „Wendepunkt für die Welt.“ Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich optimistisch.

Das ist eine echte Weichenstellung der Welt in Richtung Energiewende, eine Weichenstellung der Welt in Richtung Vernunft im Blick auf die Veränderungen des Klimas.

Angela Merkel, Bundeskanzlerin

Viel Lob, aber auch Kritik

Ein zentraler Punkt des Abkommen besteht darin, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad begrenzen – wenn möglich auf 1,5 Grad. Ab dem Jahr 2050 soll mehr Treibhausgas eingespart als ausgestoßen werden. Zudem sollen Entwicklungsländer zwischen 2020 und 2024 jährlich 100 Milliarden Dollar erhalten, um in Sachen Klimaschutz Fortschritte zu machen.

Viele Delegierte, die jahrelang für ein solches Abkommen gekämpft hatten, fielen einander am Samstagabend in Paris gerührt in die Arme. Auch viele Umweltschützer werteten den Vertrag als „starkes Signal“ zur Abkehr von den fossilen Energien. Sie hätten sich aber konkretere Verpflichtungen für die einzelnen Staaten und noch mehr Unterstützung für Entwicklungsländer gewünscht. Christoph Bals von Germanwatch:

Dass sich alle auf einen Pfad zum Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas begeben, bedeutet einen Wendepunkt in der Klimageschichte.

Neben viel Euphorie gibt es auch Kritiker des Abkommens. Zu ihnen zählt auch Hans-Werner Simm, Präsident des ifo-Institutes. „Das Abkommen enthält vor allem moralische Appelle und Lippenbekenntnisse, die die willigen Länder ermuntern, die Reduktion des Verbrauchs fossiler Brennstoffe weiter voranzutreiben. Es sieht jedoch keinerlei Instrumente vor, mit Hilfe derer die unwilligen Länder zum Mitmachen bewegt werden könnten.“

Das Resultat werde sein, dass die willigen Länder den Verbrauch fossiler Brennstoffe unter Schmerzen weiter verringerten, während die anderen den daraus resultierenden Preisverfall genießen und die freigewordenen Mengen konsumieren würden, fügte Sinn hinzu. „Im Endeffekt wird auch dieses Abkommen, wie schon das Kioto-Abkommen, nicht in der Lage sein, den weiteren Anstieg des Verbrauchs fossiler Brennstoffe zu verhindern.“ Denn das Pariser Abkommen enthält keine rechtliche Verpflichtung zur Einhaltung der Vereinbarungen.

An einem Strang ziehen

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hingegen sieht in dem neuen Abkommen eine echte Chance für den Klimawandel: „Wir haben heute alle zusammen Geschichte geschrieben.“  Sie geht zudem davon aus, dass der Vertrag auch ein klares Signal an Investoren sei, nicht mehr auf fossile Energieträger zu setzen.

Die nationalen Klimaziele werden weiterhin von den einzelnen Ländern selbst festgelegt. Anders als bisher ist aber der Abbau von Treibhausgasen künftig Aufgabe aller Staaten und nicht nur der Industrieländer. Barbara Hendricks betonte, die Vertragsstaaten müssten ab 2020 alle fünf Jahre neue Klimaschutzpläne vorlegen, „die so ambitioniert wie irgend möglich sein müssen“. Außerdem müsse jedes Land über seine Emissionen berichten, „damit die Fortschritte nicht nur auf dem Papier stehen, sondern auch der Realität entsprechen“.

Deutschland hat sich sehr gut dargestellt.

Hans Joachim Schellnhuber, Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung

Hans Joachim Schellnhuber, Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung forderte, die Klimaziele müssten jetzt schnell freiwillig erhöht werden, und zwar auch in Deutschland und in der EU. Schellnhuber erklärte: „Wenn Ministerin Barbara Hendricks sagt, wir wollen das 1,5-Grad-Ziel unterstützen, dann muss sofort der deutsche Klimaschutzplan nachgebessert werden. Dann muss man alles darin noch mal auf den Prüfstand stellen.“