Beim UN-Klimagipfel im Pariser Vorort Le Bourget sollen in den kommenden zwei Wochen Maßnahmen beschlossen werden, um Erderwärmung und Treibhausemissionen zu senken. Foto: imago/PanoramiC
Weltklimakonferenz

Zum Erfolg verdonnert

In Paris hat unter hohen Sicherheitsvorkehrungen am Montag der UN-Klimagipfel begonnen. Bis zum 11. Dezember wollen 150 Staats- und Regierungschefs nach Wegen suchen, um die weltweite Treibhausemission zu reduzieren und so die voranschreitende Erderwärmung doch noch aufzuhalten.

Die Erwartungen an den am Montag eröffneten UN-Klimagipfel sind hoch – daraus machte Frankreichs Außenminister Laurent Fabius keinen Hehl. „Wir sind zum Erfolg verpflichtet“, sagte Fabius, der in diesem Jahr den Vorsitz den Treffens übernimmt. Das Thema Klimawandel sei zu wichtig für die Menschen, als dass man sich mit Minimalkompromissen zufrieden geben könnte.

Auch Frankreichs Ministerpräsident François Hollande machte den Ernst der Lage deutlich:

Wir haben nicht das Recht, zu enttäuschen.

François Hollande

Die Zeit drängt

Bis zum 11. Dezember haben Vertreter aus 180 Staaten nun die Chance, sich auf ein historisches Abkommen zu einigen. Das Hauptziel, die Erderwärmung auf zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, ist mit den bestehenden Maßnahmen nicht zu halten. Dies unterstrich auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in seiner Rede. Ein Scheitern der Pariser Konferenz sei keine Option. Ban dankte zudem der französischen Regierung, dass diese trotz der Anschläge vom 13. November an der Konferenz festgehalten habe.

US-Präsident Barack Obama hatte am Montag nach seiner Ankunft in der französischen Hauptstadt zusammen mit François Hollande vor dem Club „Bataclan“ im Gedenken an die Opfer der Anschläge Blumen niedergelegt.

Die Welt stehe zwei schrecklichen Bedrohungen gegenüber – dem Terrorismus und dem Klimawandel.

Manuel Pulgar, peruanischer Umweltminister

Ein wichtiger Punkt des Klimagipfels ist es, geeignete Maßnahmen festzulegen, wie das Voranschreiten der Erderwärmung verhindert werden kann. Mit dem aktuellen Ziel – nicht mehr als zwei Grad bis 2100 – sind vor allem viele kleinere Inselstaaten nicht zufrieden. Sie fordern eine maximale Erhöhung von 1,5 Grad. Doch dies scheint kaum machbar.

Selbst wenn die Länder ihre Treibhausgasemissionen so stark reduzieren, wie vor der Konferenz angekündigt, würde die Erdtemperatur laut UN-Angaben um etwa 2,7 Grad steigen. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen geht sogar von einem Anstieg von drei bis 3,5 Grad Celsius aus.

Auch Geld spielt eine entscheidende Rolle

Eine wichtige Rolle beim Ringen um die Klimaziele spielen besonders China und Indien. Die beiden Schwellenländern pochen auf ihr Recht, durch eine boomende Industrie zu den wirtschaftlich führenden Nationen aufschließen zu dürfen. Doch führt gerade ihre Industrie zu einer hohen Luftverschmutzung. Hier stehen sich also wirtschaftliche und klimaschützende Ziele im Weg. Einige Experten glauben, wenn Paris scheitert, dann an diesem Problem.

Zur Zeit ist China der größte Stromverbraucher weltweit und verantwortlich für den meisten Ausstoß von Treibhausgasen.

Da besonders viele Entwicklungsländer unter den Folgen einer ansteigenden Erderwärmung leiden, soll es in Paris auch darum gehen, wie diesen mit finanziellen Mitteln unter die Arme gegriffen werden kann. Bereits vor einigen Jahren wurde von den Industrieländern zugesagt, ab dem Jahr 2020 Mittel in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar jährlich zur Verfügung zu stellen. Das Geld soll zum einen in die Entwicklung erneuerbarer Energien fließen, aber auch dazu dienen, bereits bestehende Schäden nur durch die Erderwärmung auszugleichen.

Doch schon seit längerem ist klar, dass die geplante Summe nicht ausreichen wird. In Zukunft sollen wohl auch die aufstrebenden Schwellenländer zur Kasse gebeten werden.

Die Frage der Erderwärmung ist eine Frage der Zukunft der Menschheit. Wir wissen, wir müssen heute handeln.

Angela Merkel, deutsche Bundeskanzlerin

Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte bei ihrer Rede, wie wichtig es sei, dass in den kommenden Tagen verbindliche Ziele beschlossen werden. Zudem forderte sie eine „Dekarbonisierung unserer Volkswirtschaften“. Dabei hält Merkel verlässliche Messmethoden für unumgänglich. Mit deren Hilfe sollten alle fünf Jahre die von den einzelnen Staaten gemachten Zusagen überprüft werden.

Für den Schutz des Waldes

Teilnehmen am Klimagipfel wird auch Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Für ihn geht es in Paris um eine gerechte und ausgeglichene Klimapolitik.

Die Industrieländer haben dafür eine besondere Verantwortung. Aber auch Schwellen- und Entwicklungsländer müssen zum Klimaschutz beitragen.

Bundesminister Gerd Müller

In einem Sieben-Punkte-Plan seines Ministeriums legte Müller da, wo er thematische Schwerpunkte setzen möchte. Dabei geht es unter anderem um eine klimagerechte Produktion von Nahrungsmitteln, um die Bekämpfung klimabedingter Fluchtursachen, die nachhaltige Entwicklung von Städten oder die Einführung von Klimaversicherungen.

Doch auch der Erhalt der heimischen Wälder ist Gerd Müller ein Anliegen. „Zwölf Prozent aller Treibhausgasemissionen weltweit entstehen durch Entwaldung“, so der Minister. Aus diesem Grund wolle sein Ministerium dazu beitragen, die Entwaldung bis zum Jahr 2030 zu stoppen. Denn die Wälder sind auch Lebensgrundlage für 1,6 Milliarden Menschen.

Mit der deutschen Privatwirtschaft starten wir eine Initiative, die den Bezug und Produktion von Agrarrohstoffen ohne Rodung von Waldflächen ermöglichen soll.

Bundesminister Gerd Müller

Auch mit Blick auf die Finanzierung der Klimapolitik sieht Müller Handlungsbedarf. Um seinen Beitrag zu leisten, verdoppele Deutschland auf Basis von Haushaltsmitteln bis 2020 die internationale Klimafinanzierung von zwei auf vier Milliarden Euro.

Investitionen in die Zukunft

„Deutschland wird seinen Beitrag leisten.“ Das betonte auch Angela Merkel. Man wolle weiter an der Zielvereinbarung festhalten, bis 2020 die Emissionen um 40 Prozent verglichen mit 1990 zu verringern und bis 2050 um 80 bis 95 Prozent.

Am Rande des Klimagipfels wurde die „Mission Innovation“ vorgestellt. Im Zuge dieses Projekts haben sich Deutschland und 19 andere Länder dazu verpflichtet, ihre Investitionen in grüne Energien bis 2020 zu verdoppeln, um den Ausbau umweltfreundlicher Technologien weiter voranzubringen.

Neben der „Mission Innovation“ soll es auch eine Initiative von Privatpersonen geben. Bill Gates (Gründer von Microsoft), Jeff Bezos (Gründer von Amazon), Ratan Tata (ehemaliger CEO des indischen Automobilherstellers Tata), Mark Zuckerberg (Facebook), Hasso Plattner (SAP)  und Jack Ma (Alibaba Group China) und andere Superreiche wollen Milliarden in Entwicklungsländer investieren.

Die Kombination aus öffentlichen und privaten Geldern soll dazu beitragen, dass die Entwicklung von sauberen Energien in diesen Ländern beschleunigt werden kann.

Es stand noch nie so viel auf dem Spiel, denn es geht um die Zukunft des Planeten.

François Hollande

Der Klimagipfel in Paris stellt alle Beteiligten vor entscheidende Fragen: Wie kann eine Eindämmung der Erderwärmung erreicht werden? Wie verbindlich müssen beschlossene Klimaziele sein? Wie sieht die Verteilung der finanziellen Lasten aus?

Fest steht: Um in Sachen Klimaschutz wirklich etwas zu bewegen, braucht es viele Menschen, die gemeinsam an einem Strang ziehen.