Bayerns Ministerpräsident und CSU-Parteivorsitzender Markus Söder. (Foto: BK/Nikky Maier)
Afrika

Staatsbesuch beim Hoffnungsträger

Die erste größere Auslandsreise führt Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder ab kommenden Sonntag nach Äthiopien. Das Land entwickelt sich sowohl wirtschaftlich als auch politisch vielversprechend und ist eine wichtige Regionalmacht.

Auf nach Afrika: Am Sonntag startet CSU-Chef Markus Söder zu einer fünftägigen Reise nach Äthiopien. Bayerns Ministerpräsident hat sich für seine erste große Auslandsreise bewusst eines der wichtigsten Länder Afrikas ausgesucht. Wirtschaftlich wie auch politisch verspricht Äthiopien viele Chancen: Der ostafrikanische Staat mit gut 100 Millionen Einwohnern weist ein rasantes Wirtschaftswachstum auf und hat großen Einfluss auf Migrationsströme. Zudem erlebt das lange mit harter Hand regierte Äthiopien derzeit einen raschen demokratischen Wandel, der es zu einem der Stabilitätsanker des Kontinents werden lässt.

Neuer Blick auf den Kontinent

Lange wurden große Teile Afrikas von europäischer Seite – sowohl seitens der Unternehmen als auch der Politik – nur als Problemzonen in Sachen Flüchtlingszuströme gesehen. Die meisten Länder galten wegen Korruption, Konflikten und autoritären Regierungen als zu heikel für Wirtschaftsbeziehungen. Dass viele der Länder doch große Chancen zu bieten haben, hätten andere Investoren schon längst entdeckt – allen voran China. Peking sichert sich nicht nur Rohstoffe, sondern investiert kräftig in große Infrastruktur-Projekte – von einer neuen Bahn in Kenia bis zu Staudämmen in Äthiopien.

Damit viele Menschen sich gar nicht erst auf den gefährlichen Weg der Flucht machen, ist die Bekämpfung der Fluchtursachen vor Ort eine gemeinsame internationale Aufgabe.

Markus Söder, bayerischer Ministerpräsident

Nun wandelt sich auch hierzulande langsam das Bild Afrikas. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wirbt schon länger für mehr Investitionen und Vertrauen in Afrika, im Januar reiste Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach Äthiopien, im März folgte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Alle eint die Erkenntnis, dass Investitionen in Afrika viele Vorteile mit sich bringen können: finanziell für die Unternehmen und durch die Arbeitsplätze auch für die Menschen vor Ort. Zugleich können die Wirtschaftsbeziehungen helfen, die Region zu stabilisieren und den Migrationsdruck nach Europa zu senken.

Die Wirtschaft wächst

Äthiopien ist dabei einer der aussichtsreichsten Player. Das Land gilt zwar noch immer als eins der ärmsten der Welt – auf einem UN-Index steht es an 173. Stelle von 189 Ländern. Nach wie vor ist die Arbeitslosigkeit sehr hoch, in den Städten bei rund 16,7 Prozent. Knapp zwei Drittel der Bevölkerung sind unter 25 Jahre alt. Doch der Staat kann das größte Wirtschaftswachstum Ostafrikas vorweisen – für 2019 mit einem prognostizierten Wachstum von 7,2 Prozent. Und aus wirtschaftlicher Sicht ist die junge Bevölkerung auch eine große Chance, ein Fachkräftemangel ist langfristig kein Problem, zumindest wenn frühzeitig entsprechende Ausbildungsangebote gemacht werden.

Die wichtigsten Exportwaren des Landes sind Nahrungsmittel – etwa Kaffee, aber auch Textilien und Bekleidung sowie Leder(waren) und Schuhe. Im Gegenzug importieren die Äthiopier vorwiegend Maschinen, chemische Erzeugnisse, Petrochemie und Auto(teile). Dass sich hier Geschäfte machen lassen könnten, hoffen auch Bayerns Unternehmer – alleine rund 40 Unternehmensvertreter reisen mit Söder in einer Wirtschaftsdelegation an.

Präsident als Hoffnungsträger

Zudem macht Äthiopien einen großen – und vielversprechenden – politischen Wandel durch. Lange galt das Land als verschlossen und wurde mit harter Hand regiert. Doch vor einem Jahr kam ein neuer, junger Regierungschef an die Macht. Seitdem hat der als Superstar bezeichnete Abiy Ahmed viele Reformen angestoßen: von der Aufhebung eines Ausnahmezustands bis zur Freilassung politischer Gefangener und der Ankündigung, Anteile von Staatsunternehmen verkaufen zu wollen.

Äthiopien zu unterstützen, kann auch positive Auswirkungen auf die Region haben. Unter Abiy präsentiert sich das Land zunehmend als regionale Macht, die für Stabilität sorgt. Der 42-Jährige schloss im vergangenen Jahr nach 20 Jahren des Konflikts mit Eritrea ganz plötzlich mit dem kleinen Nachbar Frieden. Aus dem repressiv geführten Staat sind bislang Hunderttausende Menschen geflohen: die meisten nach Äthiopien und in den Sudan. Doch das drittgrößte Gastgeberland für eritreische Flüchtlinge ist Deutschland. Fast 50.000 Eritreer leben dem UN-Flüchtlingshilfswerk zufolge in Deutschland.

Das weiß auch Söder: „Damit viele Menschen sich gar nicht erst auf den gefährlichen Weg der Flucht machen, ist die Bekämpfung der Fluchtursachen vor Ort eine gemeinsame internationale Aufgabe“, hatte er schon im Dezember in seiner Regierungserklärung zur Auswahl des Reisezieles Afrika erklärt.

(dpa)