„Wir müssen unerbittlich sein”
Nach dem islamistischen Terror-Angriff auf eine Kirche in der Normandie warnt Frankreichs Regierung vor der Spaltung des Landes. Der Islamische Staat habe Frankreich den Krieg erklärt, so Präsident François Hollande in einer Fernsehansprache: „Wir werden diesen Krieg mit allen Mitteln führen.” Einer der Täter hatte in Syrien kämpfen wollen und war im März aus der Untersuchungshaft frei gekommen.
Terror in Frankreich

„Wir müssen unerbittlich sein”

Nach dem islamistischen Terror-Angriff auf eine Kirche in der Normandie warnt Frankreichs Regierung vor der Spaltung des Landes. Der Islamische Staat habe Frankreich den Krieg erklärt, so Präsident François Hollande in einer Fernsehansprache: „Wir werden diesen Krieg mit allen Mitteln führen.” Einer der Täter hatte in Syrien kämpfen wollen und war im März aus der Untersuchungshaft frei gekommen.

Nach dem islamistisch motivierten Angriff auf eine Kirche in der nordwestfranzösischen Stadt Saint-Étienne-du-Rouvray will sich die französische Regierung gegen eine Spaltung der Gesellschaft stemmen. Das Ziel des Anschlags war nach Ansicht von Premierminister Manuel Valls ein „Krieg der Religionen”. „Wenn sie einen Priester angreifen, die katholische Kirche, dann sieht man gut, was das Ziel ist”, sagte Valls am Abend in einem Interview des Senders TF1: „Die Franzosen gegeneinander aufhetzen. Eine Religion angreifen, um einen Krieg der Religionen zu provozieren.” Er rief die Franzosen auf, zusammenzustehen: „Unsere Antwort ist die Demokratie.”

Ganz Frankreich und alle Katholiken sind angegriffen worden. Wir werden zusammenhalten.

Premierminister Manuel Valls

Auch Präsident François Hollande warnte: „Was diese Terroristen wollen, ist uns zu spalten.” Er bezeichnete den Anschlag als „neue Bewährungsprobe für die Nation”. Eine Kirche anzugreifen, einen Priester zu töten, das sei „eine Schändung der Republik”, so der Staatschef am Abend in einer Fernseherklärung. Auch Hollande rief das Land zur Einheit auf. Die Regierung werde die in den vergangenen Monaten verschärften Anti-Terror-Gesetze voll anwenden. Für heute hat der Staatschef Vertreter der Religionsgemeinschaften in den Elysée-Palast geladen. Anschließend beriet er mit seinem Sicherheitskabinett über die Lage, danach folgte eine Kabinettssitzung.

86-jähriger Priester ermordet

Am Dienstag waren zwei Terroristen während der Morgenmesse in die Kirche in dem Städtchen in der Normandie eingedrungen und hatten Geiseln genommen. Sie verwundeten einen 86 Jahre alten Jahre alten Priester mit dem Messer tödlich an Hals und Brustkorb, ein Gemeindemitglied wurde schwer verletzt. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat über ihr Sprachrohr Amak für sich. Die Täter wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft erschossen, als sie sich mit dem Ruf „Allahu Akbar” (Gott ist groß) auf Polizisten vor der Kirche des 29.000-Einwohner-Orts in der Nähe von Rouen stürzten. Politiker wie Geistliche verurteilten den Angriff scharf. Die muslimische Dachorganisation in Frankreich (CFCM) verdammte den „feigen und barbarischen Terrorakt” und drückte ihre „totale Solidarität mit allen Christen Frankreichs” aus.

Totale Solidarität mit allen Christen Frankreichs.

Muslimische Dachorganisation in Frankreich

Der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, erinnerte am Abend vor dem Pariser Elysée-Palast an das christliche Gebot der Feindesliebe. „Seine Feinde lieben, ist das möglich?”, fragte Lebrun nach einem Treffen mit Hollande und Innenminister Bernard Cazeneuve. „Ich werde es versuchen, zumindest werde ich für sie beten.” Er wolle sich nicht von Rache und Zorn überwältigen lassen.

Verhinderter Syrien-Dschihadist

Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Ob es konkrete Hinweise auf Kontakte der Täter zum IS gibt, sagten die Ermittler nicht. Nach Angaben von Staatsanwalt François Molins hatten die Angreifer Sprengstoffattrappen, Messer und eine Pistole bei sich. Einer von ihnen war den Behörden bekannt: Adel Kermiche stand in einem laufenden Ermittlungsverfahren wegen Terrorverdachts unter Aufsicht der Justiz und trug eine elektronische Fußfessel.

Kermiche hatte 2015 zweimal versucht, nach Syrien zu reisen. Er wurde einmal in Deutschland und einmal in der Türkei gestoppt und festgenommen. In Frankreich kam er daraufhin in Untersuchungshaft, wurde aber im März entlassen und durfte sein Haus nur zu bestimmten Zeiten verlassen − auch zur Tatzeit. Die Identifizierung des zweiten Mannes sei noch nicht abgeschlossen, sagte Molins.

Frankreich im Krieg

Hollande sagte bei einem Besuch am Tatort in Saint-Étienne-du-Rouvray, der IS habe den Krieg erklärt. „Wir müssen diesen Krieg mit allen Mitteln führen, im Respekt vor dem Gesetz, der uns zur Demokratie macht”, betonte der Staatschef. Hollande weiter: „Heute müssen wir uns klar machen, dass die Terroristen vor nichts zurückschrecken werden, solange wir sie nicht aufhalten.”

Wir werden diesen Krieg mit allen Mitteln führen.

Staatspräsident François Hollande

„Das ist Krieg”, erklärte Oppositionsführer und Ex-Präsident Nicolas Sarkozy: „Es gibt keine andere Wahl, als diesen Krieg zu führen und zu gewinnen.” Sarkozy weiter: „Unser Feind kennt kein Tabu, keine Beschränkungen, keine Moral, keine Grenzen. Wir müssen unerbittlich sein.”

Wir müssen unerbittlich sein.

Ex-Präsident Nicolas Sarkozy

Frankreich war in den vergangenen eineinhalb Jahren immer wieder das Ziel schwerer Anschläge. Zuletzt tötete ein 31-jähriger Tunesier 84 Menschen, als er am Nationalfeiertag mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge auf dem Strandboulevard von Nizza raste. Die Polizei erschoss den Mann. Erst vergangene Woche hatte das Parlament den nach den Pariser Anschlägen vom 13. November verhängten Ausnahmezustand um weitere sechs Monate verlängert. (dpa/H.M.)