Ministerpräsident Seehofer vor dem Palast von Prinz Gong in Peking. (Foto: dpa/S. Hoppe)
China-Reise

Seehofer im Reich der Mitte

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer reiste nach China. Bei einer Reihe von Gesprächen wollte er Wirtschaftshemmnisse zwischen Deutschland und der Volksrepublik abbauen. China zählt zu den wichtigsten Handelspartnern des Freistaats.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer setzt nach einem Treffen mit Chinas Vizepremier Ma Kai auf den Abbau von Handelshemmnissen für deutsche Unternehmen, sieht dafür aber noch viel zu tun. „Er ist für den Abbau von Hindernissen“, berichtete Seehofer nach dem Gespräch mit Ma in Peking. Man könne allerdings nicht von einem einzelnen Gespräch erwarten, dass alle Probleme sofort gelöst würden, fügte er hinzu.

Wir wissen, dass es dicke Bretter sind, die hier gebohrt werden müssen.

Horst Seehofer

Tatsächlich beklagen deutsche Unternehmen in China zunehmend eine Diskriminierung und zeigen Zurückhaltung beim Ausbau ihres Geschäfts. Ein Drittel gibt in der jüngsten Umfrage der deutschen Auslandshandelskammer an, sich weniger willkommen zu fühlen. Aktuell rechnet jedes vierte deutsche Unternehmen mit Gewinnrückgängen in China. Beklagt werden unter anderem ein wachsender lokaler Protektionismus und ein mangelnder Schutz geistigen Eigentums. Immer wieder werden westliche Produkte kopiert – oftmals fast baugleich. Auch deshalb war Seehofer in China: um für freien und fairen Handel und einen Abbau von Handelshemmnissen zu werben – unter anderem beim Vizepremier. Sehr geschickt habe Seehofer dort die Anliegen der bayerischen Unternehmen vorgebracht, loben Teilnehmer anschließend.

Handelsvolumen von 29 Milliarden Euro

China ist mit einem Handelsvolumen von zuletzt mehr als 29 Milliarden Euro Bayerns drittwichtigster Handelspartner weltweit. Gut 2000 bayerische Firmen pflegen Geschäftsbeziehungen ins Reich der Mitte, darunter BMW, Siemens, MAN, mehr als 260 haben hier eigene Niederlassungen. Andere kommen neu hinzu: Airbus Helicopters baut nun zusammen mit einem chinesischen Partner nahe der Küstenstadt Qingdao eine nagelneue Hubschrauberfabrik. 100 Hubschrauber sollen dort in den kommenden Jahren ausgeliefert werden – Tendenz anschließend: sehr ausbaufähig. Das Entwicklungspotenzial sei groß, sagt der Geschäftsführer von Airbus Helicopters Deutschland, Wolfgang Schoder, in Jinan.

Seehofer ist deshalb schon zum dritten Mal in seiner Amtszeit als Ministerpräsident in China. Vizepremier Ma lobte in dem Gespräch mit Seehofer, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart spiele Bayern immer eine Vorreiterrolle in den Beziehungen zu China. Insgesamt hat sich der Ton, den China gegenüber Deutschland anschlägt, seit der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten verändert. Es ist sogar von einer „Charmeoffensive“ insgesamt gegenüber Europa die Rede, wo Deutschland wegen seiner führenden Rolle umworben wird.

Reise in die Partnerprovinz

Am Donnerstag wollte Seehofer mit seiner Delegation zu einer Reihe von Terminen in die bayerische Partnerprovinz Shandong weiterreisen. Dort eröffnete er zusammen mit dem dortigen Gouverneur Feierlichkeiten zum 30-jährigen Bestehen der Partnerschaft, die von Franz Josef Strauß 1987 endgültig besiegelt worden war. Bei den Beziehungen zwischen Bayern und China, insbesondere mit den Partnerprovinzen Shandong und Guangdong, geht es um mehr als Blasmusik und weiß-blaue Folklore. Es gibt Kooperationen in vielen Bereichen, von Bildung und Wissenschaft über Landwirtschaft und Umwelt bis zu Städtebau und Sport.

Zum Abschluss seiner China-Reise will Seehofer am Freitag in die Wirtschaftsmetropole Qingdao fahren und den Deutsch-Chinesischen Ökopark sowie dort ansässige Firmen und Institutionen aus Bayern besuchen.

(dpa)