Der ungarische Literatur-Nobelpreisträger Imre Kertész ist im Alter von 86 Jahren in Budapest gestorben. Das Foto zeigt ihn beim Festakt anlässlich der Übergabe seines persönlichen Archivs an die Akademie der Künste in Berlin 2012. (Foto: Wolf P. Prange/imago)
Literaturnobelpreisträger

Imre Kertész ist tot

Der ungarische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Imre Kertesz ist tot. Er starb im Alter von 86 Jahren nach langer Krankheit in seiner Wohnung in Budapest. Der Ungar war ein Überlebender der KZs in Auschwitz und Buchenwald.

Kertesz wurde 1929 in Budapest als Kind einer jüdischen Familie geboren. Als Jugendlicher überlebte er die Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald. Die dabei gewonnenen Erfahrungen flossen in sein Hauptwerk „Roman eines Schicksallosen“ ein. Zugleich beschäftigte sich Kertesz in seinen Romanen und Essay-Bänden intensiv mit dem totalitären Sozialismus, den er als Erwachsener in seiner Heimat Ungarn erlebte.

Mit Auszeichnung

2002 erhielt Kertesz als erster Ungar überhaupt den Literaturnobelpreis. In den 2000er-Jahren lebte er längere Zeit in Berlin. Am 29. Januar 2007 war Kertész Gastredner im Deutschen Bundestag anlässlich des offiziellen Gedenktages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Im Rahmen der Gedenkstunde zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus las er aus seinem Roman „Kaddisch für ein nicht geborenes Kind“.

2012 zog er nach Budapest zurück, nachdem er sein persönliches Archiv der Akademie der Künste in Berlin vermacht hatte. Zu diesem Zeitpunkt litt er schon seit mehreren Jahren an der Parkinson-Krankheit, die ihn in seinem Schaffen zunehmend einschränkte. Die Anerkennung in seiner Heimat blieb ihm lange Zeit versagt, auch er stand seinem Heimatland eher kritisch gegenüber. 2014 erhielt er den Stephansorden, die höchste staatliche Auszeichnung Ungarns.

(dpa/wog)