Überraschend gute Zahlen wurden am Dienstag auf der Jahreshauptversammlung von Siemens präsentiert. Foto: imago/Ralph Peters
Wachstum

Siemens überrascht Anleger mit positiven Zahlen

Gute Zahlen und höhere Gewinnerwartungen fürs laufende Geschäftsjahr - Siemens-Chef Joe Kaeser hatte zur Hauptversammlung am Dienstag in der Münchner Olympiahalle positive Neuigkeiten für die Aktionäre im Gepäck. Auch in Sachen Auftragseingang steht das Unternehmen bestens da.

Für das erste Quartal 2015/16 gab der Elektrokonzern überraschend bereits am Montagabend ein Umsatzplus und einen Gewinnsprung bekannt. Auch der Auftragseingang kletterte unter anderem dank eines Milliarden-Kraftwerksauftrags aus Ägypten kräftig.

Zuletzt waren bei den Anlegern die Sorgen um die Folgen des Ölpreisverfalls für Siemens gewachsen. Das Unternehmen hatte sich im vergangenen Jahr den US-Ölindustrie-Zulieferer Dresser-Rand einverleibt und ursprünglich damit vom Fracking profitieren wollen. Angesichts der niedrigen Ölpreise ist die Branche aber derzeit kräftig unter Druck, deshalb gab es Befürchtungen um mögliche Abschreibungen.

Noch stärkeres zweites Quartal

Für Siemens läuft es trotz des wirtschaftlichen Gegenwinds in vielen Teilen der Welt insgesamt aber besser als erwartet. Je Aktie rechnet das Management im Geschäftsjahr 2015/16 nun mit einem Gewinn von 6,00 bis 6,40 Euro. Bislang waren 5,90 bis 6,20 Euro geplant.

Wir sind stark, ich glaube sogar sehr stark ins neue Geschäftsjahr gestartet, und das vor dem Hintergrund eines schwierigen geopolitischen und wirtschaftlichen Umfelds.

Joe Kaeser

Grund für die Zuversicht ist das bessere Abschneiden im ersten Geschäftsquartal von Oktober bis Dezember: Dank Großaufträgen aus Europa und Afrika stieg der Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als ein Viertel auf 22,8 Milliarden Euro. Der Umsatz kletterte um acht Prozent auf 18,89 Milliarden Euro. Unter dem Strich konnte Siemens den Nettogewinn im ersten Geschäftsquartal um 42 Prozent auf 1,56 Milliarden Euro steigern – im Vorjahr hatten Sonderfaktoren das Ergebnis noch belastet.

Der Ölpreisverfall macht Siemens noch wenig Sorgen. Die Nachfrage nach Öl steige, deshalb habe die Ölindustrie ihre Investitionen nur verschoben, sagte Vorstandschef Kaeser. Die Widerstandskraft im Geschäft mit der Öl- und Gasindustrie sei wegen des robusten Wartungsgeschäfts sehr hoch.

Weil der Verbrauch steige, müsse auch mehr Öl durch Pipelines gepumpt werden, wovon Siemens mit Ersatzteilen für Pumpen und Kompressoren profitieren könne. Das gleiche das schwache Neugeschäft zum Teil aus, sagte Kaeser. Siemens hatte mit dem Zukauf des US-Kompressorenherstellers Dresser-Rand Milliarden in die Ölzulieferindustrie investiert. Danach aber fiel der Ölpreis rasant, das bremste Investitionen der Kunden.

Siemens baut derweil weiter um: Für 970 Millionen US-Dollar schluckt der Konzern den Simulationssoftware-Anbieter CD-adapco. Die Software-Firma erwirtschaftete den Angaben zufolge zuletzt mit gut 900 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von knapp 200 Millionen Dollar. Die Software werde unter anderem von 14 der 15 größten Autobauer eingesetzt und sei auch in der Luft- und Raumfahrt sowie in der Energiebranche weit verbreitet. Die Übernahme soll in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres abgeschlossen werden.

Und auch für die Zukunft sieht Kaeser Siemens auf einem guten Weg.

Ich gehe davon aus, dass wir diese Trendwende in zweiten Quartal deutlich verstärken.

Joe Kaeser

Das organische Umsatzwachstum – also die Steigerung der Erlöse aus eigener Kraft ohne Zukäufe – werde im Gesamtjahr größer sein als im ersten Geschäftsquartal: „Ich glaube, das ist eine sichere Wette.“ Im vergangenen Vierteljahr habe der Auftragseingang in allen Divisionen zugelegt, der Bestand an Bestellungen sei so hoch wie noch nie.

Siemens hob seine Gewinnprognose für das Geschäftsjahr von mindestens 5,2 Milliarden auf mindestens 5,3 Milliarden Euro an. Dazu sollten auch bessere Profite der schwächelnden Bereiche beitragen, sagte Finanzchef Ralf Thomas. Trotz Gegenwinds der Weltwirtschaft dürfte 2016 „ein vergleichsweise gutes Jahr für Siemens“ werden, sagte Kaeser.

 

Quellen: dpa/Reuters