Die Privatanleger in China sind bedient: Ihre Aktien verloren in den vergangenen Wochen um mehr als ein Drittel an Wert. Bild: Imago
Aktien auf Talfahrt

Platzt nun Chinas Spekulationsblase?

Die Regierung in Peking versucht verzweifelt, eine platzende Spekulationsblase zu flicken. Ob es ihr gelingt, mit Stützungskäufen, niedrigen Zinsen und der Absage von Neuemissionen die dramatische Talfahrt auf den chinesischen Aktienmärkten zu stoppen, bleibt abzuwarten. Die Krise bekommen auch schon deutsche Unternehmen zu spüren.

Die chinesischen Staatsmedien vermelden, dass Peking seit dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise nicht mehr so stark in die Aktienmärkte eingegriffen hat wie zurzeit: Die Zentralbank senkte die Zinsen, Stützungskäufe wurden getätigt und fallende Papiere vom Markt genommen. Geholfen hat es bislang wenig: Die Talfahrt setzte sich auch heute an den Handelsplätzen in Shanghai und Hongkong fort. Der Index Hang Seng (Hongkong) schloss mit einem Minus von acht Prozent. Auf dem Festland ging es ebenfalls weiter abwärts. Seit Mitte Juni verloren die Papiere dort schon mehr als ein Drittel an Wert. Der Crash scheint nicht mehr aufzuhalten.

Börsenbeben hinterlässt weltweit Spuren

Das Beben an den Börsen im Reich der Mitte hinterlässt weltweit seine Spuren. In Deutschland büßten heute vor allem die Autohersteller an Wert ein: Bei Daimler und BMW schlugen Kursverluste von bis zu 2,8 Prozent zu Buche. Für die deutschen Premiumhersteller ist China bekanntlich einer der wichtigsten Absatzmärkte. Auf den Rohstoffmärkten ging es ebenfalls abwärts. Eisenerz und Stahl verbilligten sich, Kupfer ist so günstig wie seit sechs Jahren nicht mehr. Und auch an den Zapfsäulen könnte der sich anbahnende Börsencrash im Reich der Mitte in den kommenden Tagen bemerkbar machen: Die Ölsorte Brent wurde heute für nur noch für 56,19 Dollar pro Barrel (159 Liter) gehandelt, ein Minus von 1,2 Prozent.

Kurse stiegen von November bis Juni um 150 Prozent

In China gilt es für die Regierung nun, vor allem die Geschäfte der Privatanleger in geregelte Bahnen zu lenken. Sie stellen im Reich der Mitte mit 85 Prozent den weitaus größten Teil der Aktionäre und lieben es offensichtlich zu zocken. Und das vor allem auch mit geliehenem Geld: „Margin Lending“ heißt dieses Geschäft, das mit riskanten Wetten die Kurse in die Höhe getrieben hat. Von November bis Juni ging es an den Börsen in China um bis zu 150 Prozent nach oben, und die Mehrzahl der Experten dürfte nicht ganz zu Unrecht von einer gewaltigen Spekulationsblase sprechen.

Kleinere und mittlere Unternehmen sollen gestärkt werden

Die Regierung versucht alles, um gegenzusteuern: Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg vermeldet, will Chinas nationaler Kreditgeber „China Securities Finance Corporation (CSF)“ mit umgerechnet rund 73 Milliarden Euro den Markt stützen. Demnach soll der Kauf von Papieren kleinerer und mittlerer Unternehmen verstärkt werden, um die in Panik geratenen Investoren zu beruhigen und wieder Normalität zu schaffen.

Absage aller Neuemissionen

Eine Reaktion auf die dramatische Entwicklung war bereits vergangene Woche die Absage aller neuen Börsengänge im Reich der Mitte. Das Wall Street Journal berichtete, dass Vertreter des Kabinetts, der Zentralbank, der Börsenaufsicht und anderen Behörden beschlossen hatten, die Zahl der Neuemissionen und Kapitalerhöhungen beschränken zu wollen. 28 Anwärter für Neuemissionen sollen daraufhin ihre geplanten Börsengänge aufgegeben haben.