Bayern steht zu seiner Wirtschaft. (Foto: imago/K-P Wolf)
Kabinett

Wachstum – aber nicht um jeden Preis

Der Wirtschaft im Freistaat geht es bestens. Regierungschef Markus Söder sieht dennoch Optimierungsbedarf. Unternehmen und Touristen sollen aufs Land gelockt werden. Und dann ist da noch die Steuerfrage aufgrund internationaler Entwicklungen.

Trotz der seit Jahren boomenden Konjunktur will die Staatsregierung der heimischen Wirtschaft weiter unter die Arme greifen. Als Konsequenz aus internationalen Entwicklungen in der Wirtschafts- und Finanzpolitik prüft Bayern derzeit eine Senkung der Unternehmenssteuer. „Wir werden wegen der amerikanischen Situation bald neue Diskussionen führen müssen. In den USA und Frankreich werden gerade die Unternehmenssteuern massiv gesenkt“, sagte Ministerpräsident Markus Söder der Deutschen Presse-Agentur in München.

USA und Frankreich senken Unternehmenssteuer

Damit sei Deutschland „wieder vergleichsweise“ das Land mit den höchsten Unternehmenssteuern, warnte Söder. „Das wird den Wirtschaftsstandort schwächen. Deshalb werden wir in der Steuerpolitik diskutieren, wie wir unsere Unternehmenssteuern wettbewerbsfähig anpassen können. Wir arbeiten schon ein Konzept zur neuen Unternehmenssteuer aus.“

Wir arbeiten schon ein Konzept zur neuen Unternehmenssteuer aus.

Markus Söder, Bayerischer Ministerpräsident

Zum 1. Januar 2018 hat US-Präsident Donald Trump die Unternehmenssteuer von 35 auf 21 Prozent gesenkt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will die Unternehmenssteuer bis 2022 von 33,3 auf 25 Prozent senken. Zwischen Deutschland und Frankreich wird derzeit über eine einheitliche Unternehmenssteuer verhandelt.

Nachhaltige Tourismusoffensive

Zusätzlich zu den Steuerplänen will die Regierung mit gezielten Förderungen die Wirtschaft und Tourismus in strukturschwachen und ländlichen Räumen verbessern. „Wir gehen ganz neue Wege“, sagte Söder nach einer Kabinettssitzung. Der Ministerrat beschloss eine Tourismusoffensive, die auf nachhaltigen Fremdenverkehr setzt. Kleine Hotels, Pensionen und Wirtshäuser in Kurorten, Tourismusorten und Heilbädern sollen dazu mehr Geld erhalten.

Wir wollen, dass Bayern bleibt wie es ist, echt, unverfälscht, herzlich.

Markus Söder

„Unser Ziel ist Wachstum, aber nicht um jeden Preis“, betonte Söder. Ziel sei es, Tourismusland Nummer 1 in Deutschland zu bleiben, dabei müsse aber ein gutes Miteinander von Touristen und einheimischer Bevölkerung immer gewahrt bleiben. „Wir wollen, dass Bayern bleibt wie es ist, echt, unverfälscht, herzlich.“ Für den nächsten Doppelhaushalt legte das Kabinett bereits eine Erhöhung der Fördermittel von 64 auf mehr als 100 Millionen Euro jährlich vor.

Bürokratieabbau und Dezentralisierung

Im Bereich Wirtschaft will die Regierung Unternehmen etwa konkret helfen, günstige Standorte abseits der Ballungszentren zu finden. Die bisherigen Investment-Institute sollen dazu in der „Wirtschaftsagentur Bayern – Bavaria Trade and Invest“ zusammengefasst werden. Auch die Auslandsrepräsentanzen des Freistaats sollen gestärkt werden. Flankiert wird das Vorhaben durch einen Investitionsfonds mit einem Startkapital von 50 Millionen Euro.

Der Kabinettsbeschluss sieht ferner Erleichterungen für Existenzgründer durch einen Bürokratieabbau und eine Handwerksoffensive vor – unter anderem durch bessere Ausbildungs- und Forschungsmöglichkeiten. Mittels einer Bundesratsinitiative sollen mittelfristig auch kleine und mittelständische Unternehmen von bürokratischen Auflagen entlastet werden.
(dpa)