Bayerns Unternehmen fürchten wirtschaftliche Eiszeit
Die USA haben Strafzölle auf Stahl- und Aluminium-Importe verhängt. Bayerns Wirtschaft zeigt sich besorgt über den eskalierenden Handelskonflikt, obwohl die direkten Auswirkungen auf den Freistaat derzeit noch gering sind.
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Bayerns Unternehmen fürchten wirtschaftliche Eiszeit

Die USA haben Strafzölle auf Stahl- und Aluminium-Importe verhängt. Bayerns Wirtschaft zeigt sich besorgt über den eskalierenden Handelskonflikt, obwohl die direkten Auswirkungen auf den Freistaat derzeit noch gering sind.

Bayerns Wirtschaft fürchtet nach der Verhängung der US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium eine Eskalation des Handelskonflikts. Der Arbeitgeberverband vbw warnte vor einer „Eiszeit“, der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) sprach von einem „schwarzen Tag“. „Europa muss sich auf einen neuen kalten Krieg im Handel mit den USA einstellen“, sagte Gabriel Felbermayr, der Handelsexperte des Münchner ifo-Instituts. „Dieser Handelskonflikt ist eine wirtschaftliche Torheit, auch wenn der volkswirtschaftliche Schaden zunächst begrenzt bleibt. Denn es ist zu befürchten, dass wir erst am Anfang einer Reihe weiterer US-Maßnahmen stehen.“

Heute ist ein schwarzer Tag für die Weltwirtschaft, denn ein Handelskrieg kennt nur Verlierer.

BIHK-Präsident Eberhard Sasse

Nach Zahlen der vbw beschäftigen allein die bayerischen Unternehmen in den USA 190 000 Menschen und tragen durch direkte wirtschaftliche Aktivitäten 35,3 Milliarden Euro zur US-Wertschöpfung bei. „Die Erfolgsgeschichte des transatlantischen Verhältnisses müssen wir fortschreiben und dürfen sie nicht durch eine Eiszeit beenden“, sagte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Europa muss einig sein

„Heute ist ein schwarzer Tag für die Weltwirtschaft, denn ein Handelskrieg kennt nur Verlierer“, sagte BIHK-Präsident Eberhard Sasse. Die direkten Auswirkungen der Strafzölle auf Bayern werden aber gering sein: Laut BIHK exportierten Firmen aus dem Freistaat 2017 Stahl und Aluminiumprodukte im Wert von lediglich 50 Millionen Euro – 0,2 Prozent der gesamten Ausfuhren in die USA.

Wissenschaftler Felbermayr empfahl der EU interne Einigkeit, den Schulterschluss mit den übrigen WTO-Mitgliedern – und bei Bedarf die Drohung, die USA an empfindlicher Stelle zu treffen: Gerade um den freien Handel zu verteidigen, müssten die EU und die anderen WTO-Mitglieder ihrerseits klar machen, wie sie bei weiteren Regelverletzungen reagieren würden. „Dabei müssen jene Wirtschaftszweige in den Mittelpunkt treten, in denen die Amerikaner im Ausland richtig Geld verdienen: die digitalen Dienstleistungen.“

Gegen die Falschen gerichtet

US-Präsident Donald Trump scheine nicht zu sehen, dass die WTO auch amerikanische Interessen schütze und die Daten der US-Behörden im Handel mit Europa kein Leistungsbilanzdefizit, sondern einen Überschuss auswiesen. „Er richtet sich also gegen die Falschen.“ Trump werde den real existierenden Protektionismus Chinas nicht eindämmen können. „Dafür sind die USA mittlerweile zu klein; auf sie entfallen nur noch etwa 20 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung.“

Die von den USA auf Einfuhren von Stahl und Aluminium aus der EU verhängten Strafzölle sind seit Freitag in Kraft. Es werden 25 Prozent bei Stahl und 10 Prozent bei Aluminium fällig.