Angereicherte Realität: Bei der AR-Technologie werden Kamerabilder mit Zusatzinformationen versehen. Hierfür gibt's eine Vielzahl von Anwendungsgebieten. Bild: Metaio, Youtube-Screenshot
Zukunftstechnologie

Apple kauft bayerisches Startup Metaio

Es kommt einem Ritterschlag gleich: Apple hat den Münchner Technologieanbieter Metaio gekauft. Der verdient sein Geld mit Augmented Reality-Lösungen. Was das genau ist und warum das Know-how der Münchner für den Konzern aus Cupertino derart wichtig ist.

Ein Münchner Unternehmen im Himmel: Der Augmented-Reality-Spezialist Metaio wurde, wie jetzt bekannt wurde, von Apple aufgekauft. Für wie viel Geld genau, darüber hüllen sich die Parteien in Schweigen, auch was die genauen Konditionen des Deals sind.

Als klassisches Startup kann man das bereits 2003 gegründete Unternehmen eher nicht bezeichnen, eher als etablierte kleine Softwareschmiede, die unter anderem für Ikea und Lego, für Audi und Volkswagen (in dessen Umfeld das Unternehmen entstand) Apps produziert hat, aber in der Tat noch über die Flexibilität und Innovationskraft eines Startups verfügt.

Bilder mit Informationen angereichert

Hinter Augmented Reality (zu Deutsch: erweiterte, angereicherte Realität) verbergen sich Fotos, die mit dem Smartphone oder einer Kamera aufgenommen und mit digitalen Zusatzinfos ergänzt werden. Hält man etwa die Smartphone-Kamera bei einem Stadtrundgang vor ein bekanntes Gebäude, werden auf dem Bildschirm zusätzlich zum Kamerabild weiterführende Informationen angezeigt. Läuft man auf der Suche nach einem Hotel durch die Stadt, erkennt das Smartphone anhand von Kamerabild, Lagesensor und GPS-Ortung, wo man sich befindet und zeigt die aktuellen Hotelpreise für die kommende Nacht. In E-Commerce und Marketing kommt die Technologie zum Beispiel auch zum Einsatz, wenn es darum geht, zu zeigen, wie ein bestimmtes Möbelstück in den eigenen vier Wänden aussehen wird. Last not least spielt AR auch eine Rolle, wenn es darum geht, Monteure oder Mitarbeiter Schritt für Schritt beim Verrichten komplizierter Reparaturen zu unterstützen.

Apple reagierte auf den im Internet aufgetauchten Registerauszug, dem eine Meldung auf der Metaio-Homepage vorausgegangen war, dass man die eigene Technologie nur noch bis Ende des Jahres anbiete, wie üblich: Man kaufe „von Zeit zu Zeit kleinere Technologieunternehmen“. Mehr nicht. Insgesamt waren es innerhalb der letzten zwei Jahre rund zwei Dutzend Firmen, die Apple übernommen hat. Teils werden sie unter dem alten Markennamen weitergeführt, teils wird auch nur das Know-how, die Technik in die eigenen Produkte überführt.

Metaio hat Know-how, das Apple dringend braucht

Was Apple mit dem Münchner Unternehmen genau vorhat, ist unklar, wie Metaio ins Apple-Universum einfügt, dürfte dagegen klar sein: Die AR-Technik und das Know-how von Metaio passen ideal zu der Produktkategorie der Wearables – Uhren und Datenbrillen, an denen das Unternehmen (wie diverse Konkurrenten von Sony bis Microsoft) zurzeit arbeiten. Auch lässt sich die Technik im Prinzip mit jedem Mobilgerät nutzen, könnte aber genauso gut in Apples intelligenten Auto-Technik (iCar) Verwendung finden.

Doch unumstritten sind gerade die Datenbrillen nicht: In die Kritik gerieten sie, weil ihr Träger damit unauffällig Fotos und Videos erstellen kann, ohne dass das Gegenüber überhaupt etwas davon mitbekommt. Google hatte daher zuletzt seine Google Glass vom Markt genommen und hat zumindest bislang kein Nachfolgeprodukt angekündigt. Apple wiederum wurde schon lange nachgesagt, an einem Konkurrenzprodukt zu arbeiten – ein Verdacht, der sich spätestens in dieser Woche bestätigt haben dürfte.