Lenker einer Wirtschaftsmacht, die ausländische Investments stark einschränkt: Ausgerechnet Chinas Staatschef Xi eröffnet das "World Economic Forum" mit einem Plädoyer gegen Protektionismus. (Foto: Picture Alliance)
Weltwirtschaft

Warnung vor Handelskriegen

Die 3000 Topmanager, Wissenschaftler und Politiker beim Weltwirtschaftsforum in Davos treibt die Sorge um den Freihandel um. Denn der künftige US-Präsident Donald Trump will globale Handelsabkommen aufkündigen und die US-Wirtschaft abschotten. Kurioserweise tritt nun der chinesische Staatschef Xi Jinping als Gegner des Protektionismus auf.

Im Schweizer Wintersportort Davos hat die 47. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums begonnen. Der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping eröffnete das Treffen von rund 3000 Topmanagern, Wirtschaftsexperten, Wissenschaftlern und Politikern aus aller Welt mit der Warnung vor neuen Handelskriegen. „Wir sind eine Schicksalsgemeinschaft“, sagte Xi in seiner Auftaktrede. Alle Länder seien voneinander abhängig. „Niemand kann als Gewinner aus einem Handelskrieg herausgehen.“ Zugleich warb er für Freihandel. „Wir müssen Nein sagen zum Protektionismus“, betonte ausgerechnet der Kommunist Xi, dessen Nation in der Vergangenheit sehr protektionistisch handelte und noch handelt. Die dringendste Aufgabe sei, die Weltwirtschaft „aus schwierigem Fahrwasser herauszuführen“, erklärte Xi bei seinem Besuch, dem ersten Besuch eines chinesischen Staatschefs in Davos.

Protektionismus heißt, sich abzuschließen wie in einer Dunkelkammer, wo es möglicherweise weder Wind noch Regen gibt, aber eben auch weder Luft noch Licht.

Xi Jinping, chinesischer Staats- und Parteichef

Der künftige US-Präsident Donald Trump hatte wiederholt angekündigt, globale Handelsabkommen aufzukündigen und die US-Wirtschaft abzuschotten. Xi nannte Trump namentlich nicht.

Die Losung von Verantwortung und Anpassung

Das diesjährige Jahrestreffen in Davos, das noch bis zum 20. Januar dauert, steht unter dem Motto „Responsive and Responsible Leadership“ („Anpassungsfähige und verantwortungsvolle Führung“). Aus der deutschen Bundespolitik nehmen Finanzminister Wolfgang Schäuble, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (beide CDU) und der scheidende EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) teil. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bleibt der Veranstaltung allerdings das zweite Jahr in Folge fern.

Die Risiken der westlichen Welt

In seinem diesjährigen „Welt-Risiko-Bericht“ warnt das Forum vor drei Hauptgefahren, welche die Staaten nach Ansicht der Autoren bedrohen: der Aufstieg von Populisten, wachsende soziale Ungleichheit und zunehmende Gefahren für die Umwelt. Darauf müssten Staatenlenker und Wirtschaftsbosse mit engerer Zusammenarbeit reagieren, heißt es im Bericht. „In erster Linie müssen wir unsere Anstrengungen verdoppeln, das System weltweiter Kooperation zu schützen und zu stärken“, fordern die Autoren. Nur mit gemeinschaftlichem Handeln könnten Not und Unbeständigkeit im kommenden Jahrzehnt verhindert werden.

Das Jahr 2017 ist ein entscheidender Zeitpunkt für die Weltgemeinschaft.

Klaus Schwab, Gründer des Weltwirtschaftsforums

„Die am meisten beachteten Signale der Zerrissenheit kommen zwar aus westlichen Ländern“, heißt es in dem Bericht unter Verweis auf den künftigen US-Präsidenten Donald Trump und die Brexit-Entscheidung der Briten. „Aber auf der ganzen Welt gibt es Beispiele einer heftigen Gegenbewegung gegen Teile des inländischen und internationalen Status quo.“ Konkret verweisen die Experten auf Brasilien, die Philippinen und die Türkei.